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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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den Flugsteig verließen, waren fünf Priester. Den Gesichtszügen nach schienen sie der kaukasischen Rasse anzugehören, doch war ihre Haut dunkler als die der meisten weißen Abendländer. Sie bildeten eine Gruppe und unterhielten sich leise in einem zwar gespreizt klingenden, aber durchaus verständlichen Englisch. Sie hätten aus einer Diözese im Süden Griechenlands oder von einer ägäischen Insel, vielleicht auch aus Sizilien oder Ägypten kommen können. Aber sie waren Palästinenser, und sie waren keine Priester. Sie waren Mörder, die der radikalsten Gruppe der islamischen Dschihad angehörten.
    Jeder trug eine kleine schwarze Reisetasche aus Stoff; zusammen betraten sie das Abfertigungsgebäude und begaben sich zu einem Zeitungsstand.
    »La!« rief einer der Jüngeren leise, nachdem er eine Zeitung aufgenommen und die Schlagzeilen schnell überflogen hatte. »Laisch!«
    »Uskut!« flüsterte ein Älterer, zog den jungen Mann beiseite und gebot ihm zu schweigen. »Wenn du schon sprechen mußt, sprich Englisch.«
    »Nichts. Noch immer nichts. Irgend etwas muß schiefgegangen sein.«
    »Wir wissen, daß etwas schiefgegangen ist, du Narr«, sagte der Anführer, weltweit als Abjad – der Weißhaarige – bekannt, obwohl sein kurzgeschnittenes, vorzeitig ergrautes Haar eher nach Salz und Pfeffer aussah. »Deshalb sind wir schließlich hier. Nimm meine Tasche und geh mit den anderen zum Ausgang zwölf. Ich komme bald nach. Denk dran, wenn jemand euch anhält, dann redest du. Sag, daß die anderen kein Englisch können, aber bitte keine Einzelheiten.«
    »Ich werde ihnen einen christlichen Segen geben – mit dem Blut Allahs an ihren Kehlen.«
    »Halt’ deine Zunge und dein Messer im Zaum. Kein zweites
Washington!« Abjad durchquerte die große Halle und entdeckte endlich den Informationsschalter. Eine Frau mittleren Alters sah zu ihm auf und lächelte freundlich, als sie seine leicht verwirrte Miene bemerkte.
    »Kann ich Ihnen helfen, Herr Pfarrer?«
    »Ich glaube, ich bin hier richtig«, antwortete der Terrorist bescheiden. »Auf unserer Insel Lyndos haben wir keine so praktischen Einrichtungen.«
    »Wir geben uns Mühe, den Reisenden gefällig zu sein.«
    »Vielleicht haben Sie eine – eine Nachricht für mich. Weitere Anweisungen, wie ich fürchte. Mein Name ist Demopolis.«
    »O ja.«
    Die Frau öffnete die rechte obere Schublade ihres Schaltertischs. »Pfarrer Demopolis. Sie sind aber mächtig weit weg von zu Hause.«
    »Wir sind zu den Exerzitien unseres Ordens – der Franziskaner – gekommen, eine einmalige Gelegenheit, Ihr wunderbares Land zu besuchen.«
    »Hier haben wir’s.« Die Frau reichte dem Araber einen weißen Umschlag. »Er wurde gegen Mittag von einem überaus charmanten Herrn gebracht, der ein sehr großzügiges Trinkgeld gab.«
    »Vielleicht darf ich mich auch erkenntlich zeigen?« sagte Abjad und fühlte, als er nach seiner Brieftasche griff, in der Mitte des Umschlags einen harten, flachen Gegenstand.
    »O nein, das kommt nicht in Frage. Wir sind für diese kleine Gefälligkeit ausreichend entschädigt worden.«
    »Sie sind sehr freundlich, Madam. Der Gott der Gastlichkeit möge Sie segnen.«
    »Vielen Dank, Herr Pfarrer.«
    Abjad entfernte sich, beschleunigte die Schritte und steuerte eine Ecke des Flughafengebäudes an, in der sich besonders viele Leute drängten. Er riß den Umschlag auf, der einen mit Klebeband an einer unbeschriebenen Karte befestigten Schlüssel für ein Schließfach in Cortez, Colorado, enthielt. Ihre Waffen und der Sprengstoff waren ebenso pünktlich eingetroffen wie das Geld, die Kleidungsstücke, ein Wagen, dessen Herkunft nicht zurückverfolgt werden konnte, israelische Pässe für neun Maronitenpriester und die Flugtickets nach Riohacha in Kolumbien, wo alles in die Wege geleitet worden war, damit sie nach Baracoa
auf Kuba und von dort weiterfliegen konnten. Ihr Treffpunkt für die Heimreise war ein Autobahn-Motel in der Nähe des Flughafens von Cortez; am nächsten Morgen sollte es nach Los Angeles weitergehen, wo nicht fünf, sondern neun Gottesmänner die Maschine nach Riohacha besteigen sollten, wenn alles nach Plan ging. Bisher hatte dieser Plan tatsächlich funktioniert, nachdem der überraschende Auftrag im Baaka-Tal im Libanon eingetroffen war: Findet ihn. Tötet ihn. Ihr bekommt von uns alles, was ihr braucht, doch wer wir sind, werdet ihr nie erfahren. Aber hatten die genauen Pläne, die kostbaren Geschenke auch Früchte getragen? Abjad wußte

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