Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Kalaila und machte sich Notizen.
»Was tun Sie da?«
»Da der Fall wieder aufgenommen wird, schreibe ich natürlich auf, wie Sie darüber denken. Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
»Aber gewiß«, sagte Ardis Vanvlanderen mit beherrschter, aber gepreßt klingender Stimme.
»Könnte es unter Vizepräsident Bollingers zahlreichen Anhängern – Freunden, sollte ich wohl sagen – hier in Kalifornien einige geben, die weder Anhänger noch Freunde sind?«
»Was?«
»Es ist kein Geheimnis, daß der Vizepräsident in wohlhabenden Kreisen verkehrt. Gibt es jemanden, mit dem er Differenzen hatte, oder sogar mehr als einen, eine besondere Gruppe vielleicht? Differenzen über Politik, Kapitalbeschaffung oder Regierungsausgaben?«
»Guter Gott, was sagen Sie da?«
»Damit, Mrs. Vanvlanderen, sind wir beim eigentlichen Grund meines Hierseins. Gibt es in Kalifornien Leute, die lieber einen anderen Kandidaten auf der Wahlliste sähen? Die, offen gesagt, einen anderen Vizepräsidenten wollen?«
»Ich kann nicht glauben, was ich höre! Wie dürfen Sie es wagen...«
»Ich bin es nicht, die etwas wagt, Mrs. Vanvlanderen. Das tut jemand anders. Internationale Verbindungen, egal wie verschleiert, kann man immer aufspüren. Vielleicht kann man sie anfangs niemand Bestimmtem zuordnen – keinem einzelnen und keiner Gruppe -, aber einem Sektor, einem Ort schon. Es gibt einen oder mehrere, die in diese schreckliche Sache verwikkelt sind, und sie sind hier in Südkalifornien. Unsere Leute im Libanon haben mit Initialen versehene Überseetelegramme eingekreist, die aus Zürich, woher das Aufgabedatum stammt, über Beirut nach San Diego geschleust wurden.«
»San Diego... Zürich?«
»Geld. Konvergierende Interessen. Die eine Partei will einen spektakulären Mord mit einem Maximum an PR, während die andere die spektakuläre Zielscheibe zwar aus dem Weg geräumt haben will, aber vom Tatort so weit wie möglich entfernt sein muß. Zu beidem braucht man sehr viel Geld. Dieses Geld zu seiner Quelle zu verfolgen ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Wir sind ihm schon auf der Spur.«
»Sie sind ihm auf der Spur?«
»Dauert höchstens noch ein paar Tage. Die Schweizer Banken sind sehr kooperativ, wenn es um Drogen oder Terrorismus geht. Und unsere Agenten im Libanon schicken uns genaue Beschreibungen der Kommandos. Wir haben sie früher abgefangen und werden es auch diesmal schaffen. Wir finden die Querverbindung nach San Diego. Aber wir dachten, daß Sie möglicherweise ein paar Ideen haben.«
»Ideen?« rief Ardis Vanvlanderen völlig benommen und drückte ihre Zigarette aus. »Ich kann nicht einmal einen Gedanken fassen, so unglaublich ist das alles. Sind Sie ganz sicher, daß nicht irgendwo ein riesengroßer, ein unglaublicher Fehler gemacht wurde?«
»Wir machen keine Fehler, wenn es um solche Dinge geht.«
»Also das finde ich ja ziemlich beschissen überheblich«, sagte Ardis Vanvlanderen und vergaß ganz ihr vornehmes britisches Englisch. »Ich meine, Miß Raschad, Sie sind nicht unfehlbar.«
»Es gibt Fälle, in denen wir es sein müssen; wir können es uns einfach nicht leisten, es nicht zu sein.«
»Also das ist doch idiotisch! Ich meine – ich meine, falls es diese Mordkommandos gibt und wenn Querverbindungen zwischen Zürich und Beirut und – und San Diego existieren, hätte
jeder die Telegramme mit x-beliebigen Initialen absenden und sogar meinen Namen dazu mißbrauchen können.«
»Damit hätte man bei uns kein Glück«, beantwortete Kalaila die Frage, die Ardis Vanvlanderen nicht gestellt hatte, klappte ihr Notizbuch zu und steckte es in die Handtasche. »Auf eine so offensichtlich abgekartete Sache, die zum Himmel stinkt, fallen wir nicht herein.«
»Ja, genau das meine ich, eine abgekartete Sache. Jemand könnte einen von Orsons Freunden hereinlegen wollen, wäre das nicht möglich?«
»Um den Vizepräsidenten zu ermorden?«
»Vielleicht ist – wie haben Sie doch gesagt? – jemand ganz anderes die Zielscheibe, wäre das denkbar?«
»Jemand anders?« fragte Kalaila und zuckte fast zusammen, als Ardis Vanvlanderen nach der nächsten Zigarette griff.
»Ja. Indem er Überseetelegramme aus San Diego abschickt, um einen unschuldigen Anhänger des Vizepräsidenten zu belasten. Das ist möglich, Miß Raschad.«
»Eine sehr interessante Theorie, Mrs. Vanvlanderen. Ich werde meine Vorgesetzten von Ihren Überlegungen unterrichten. Diese Möglichkeit darf nicht außer acht gelassen werden. Wir bleiben in
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