Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
denken?«
»Nein, ich kann es mir nicht denken, in Ordnung?«
»Das süße Mädchen hatte recht. Jemand möchte dich zu einem sehr wichtigen Mann in diesem Land machen, und ein anderer kriegt bei der Vorstellung Bauchkrämpfe. Klar?«
»Langsam wird es mir klar, und ich hoffe, die Gegenpartei gewinnt. Ich will nicht wichtig und nicht bedeutend sein.«
»Aber vielleicht wäre es richtig. Vielleicht gehörst du dahin.«
»Wer, zum Teufel, sagt das? Wer kommt auch nur auf so einen Gedanken?«
»Die Leute, die dich nicht haben wollen – darüber solltest du einmal nachdenken. Kalaila hat uns gesagt, daß dieser wahnsinnige Abschaum, der herübergekommen ist, um dich umzubringen, nicht einfach in Paris ein Flugzeug bestiegen hat oder mit dem Schiff gereist ist. Einflußreiche Leute haben den Kerlen geholfen. Wie hat sie doch gesagt? Pässe, Waffen, Geld, sogar Führerscheine, Kleidung und konspirative Wohnungen. Diese Dinge, besonders die Dokumente, kriegst du nicht im Kaufhaus. Dazu braucht man Kontaktleute in hohen Ämtern, Kontaktleute, die Macht besitzen, und genau die Leute, die die Marionetten tanzen lassen können, sind Schweinehunde und möchten dich tot sehen. Warum? Warum ist der Kongreßabgeordnete, der mit einem offenen Wort nicht hinter dem Berg hält, eine Bedrohung für sie?«
»Wie kann ich für jemand eine Bedrohung sein? Ich steige aus.«
»Das wissen sie nicht. Sie sehen nur einen Politiker, dem in Washington alles aufmerksam zuhört, wenn er den Mund aufmacht.«
»So viel rede ich nicht, also ist meine Zuhörerschaft gering – existiert praktisch überhaupt nicht.«
»Ob oft oder weniger oft – es kommt nur darauf an, daß man dir zuhört, wenn du redest.« Weingrass hustete und griff sich mit der zitternden Hand an die Kehle. Besorgt beugte sich Kendrick über ihn.
»Du darfst dich nicht überanstrengen, Manny.«
»Sei still. Du hörst dir jetzt an, was ich zu sagen habe. Diese
Schweinehunde sehen einen wahren amerikanischen Helden, der vom Präsidenten eine große Medaille angesteckt bekommt und in wichtige Ausschüsse des Kongresses berufen wird...«
»Die Ausschüsse kamen vor der Medaille...«
»Unterbrich mich nicht. Nach ein paar Monaten ist die richtige Reihenfolge nebensächlich. Dieser Held legt sich öffentlich im nationalen Fernsehen mit einem hohen Tier vom Pentagon an, noch bevor man weiß, daß er ein Held ist, und klagt um ein Haar die ganze verdammte Bande und die gesamte Großindustrie an, die dafür sorgt, daß sich die Räder der Maschinerie drehen. Was tut er dann? Er verlangt Rechenschaft. Ein herrliches Wort, Rechenschaft – den Schweinehunden ist es verhaßt. Damals haben sie zu schwitzen angefangen, Junge. Sie mußten überlegen, was geschehen sollte, wenn dieser Joker-Held noch mächtiger, vielleicht Vorsitzender eines dieser Ausschüsse oder sogar in den Senat gewählt wurde, wo er wirklich Schaden anrichten konnte.«
»Du übertreibst.«
»Deine Freundin hat nicht übertrieben«, protestierte Weingrass laut und sah Kendrick starr in die Augen. »Sie hat uns gesagt, daß die Eiterbeule viel höher in der Regierung zu finden ist, als uns allen lieb sein kann. Siehst du denn die Zusammenhänge noch immer nicht?«
»Aber selbstverständlich sehe ich sie«, antwortete Kendrick, bedächtig nickend. »Es gibt auf der ganzen Welt keine einzige Nation, die von Korruption verschont bleibt, und meiner Meinung nach wird es auch nie eine geben.«
»Ach, Korruption?« Weingrass verdrehte die Augen. »Meinst du Leute, die sich um einen Dollar oder um eine Million bereichern?«
»Ja, die meine ich. Es können auch zehn Millionen sein.«
»Unsinn, das sind kleine Fische. Solche Leute heuern keine palästinensischen Terroristen an, nur weil sie nicht mit einem bestimmten Mord in Verbindung gebracht werden wollen. Sie wüßten nicht, wie man so etwas anstellt. Außerdem hast du dem schönen Mädchen noch nie richtig in die Augen geschaut, doch vielleicht weißt du auch nicht, wonach du darin suchen solltest. Du warst nie dort.«
»Sie sagt, sie weiß, woher du kommst, weil du dort warst. Na schön, ich war’s nicht. Also wovon redest du?«
»Wenn du dort bist, hast du Angst«, sagte Weingrass. »Du gehst auf einen schwarzen Vorhang zu, den du herunterreißen wirst. Du bist aufgeregt. Die Neugier bringt dich halb um, und die Angst ebenfalls. Du bemühst dich verzweifelt, all das zu unterdrücken, zum Teil sogar vor dir selbst zu verbergen, was sehr wichtig ist, da du
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