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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Eitelkeiten abwenden, als sein Blick auf eine Vergrößerung fiel, ein nicht gestelltes Bild, offensichtlich in Lausanne aufgenommen. Den Hintergrund bildete das Nordufer des Genfer Sees. Milos besah sich sehr eingehend das Gesicht des dunkelhäutigen Mannes an
der Seite von Ardis Vanvlanderen, damals vermutlich noch Montreaux. Er kannte dieses Gesicht, wußte jedoch nicht, wo er es hintun sollte. Dann ließ er, fast als folge er einer Spur, die Augen nach rechts unten zu einem anderen ebenfalls vergrößerten und ebenfalls in Lausanne im Park des Beau Rivage Palace Hotels aufgenommenen Foto schweifen. Wieder derselbe Mann – wer war er nur? Und gleich daneben ein anderes Bild mit denselben ›Modellen‹, aufgenommen in Amsterdam in der Rozengracht. Wer war der Mann?
    Konzentrier’ dich! Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf, Fragmente flüchtiger Eindrücke, aber kein Name. Riad – Medina, Saudi-Arabien. Eine geschockte und zornige Saudi-Familie – eine bevorstehende Hinrichtung, dann Flucht. Um Millionen und Abermillionen war es gegangen, vor acht bis zehn Jahren... Wer war er? Varak überlegte, ob er sich eines der Fotos aneignen sollte, wußte jedoch instinktiv, daß es besser war, wenn er es nicht tat. Doch wer der Mann auch sein mochte, er stellte einen weiteren verräterischen Aspekt des Apparates dar, der um Orson Bollinger herum aufgebaut wurde. Wenn ein Foto dieses Mannes fehlte, konnte das ein Alarmsignal sein.
    Milos knipste die Tischlampe aus und ging zum Schreibtisch zurück. Es war Zeit für ihn. Er mußte seine Ausrüstung holen und sie zum Lieferanteneingang bringen, wo der ›Tonmann‹ ihn erwartete. Er griff nach der kuppelförmigen Lampe auf dem Schreibtisch, als er im Foyer eine Tür gehen hörte. Schnell schaltete er das Licht aus und schlich zur Tür, schloß sie halb, damit er sich dahinter verstecken und durch den Spalt zwischen Rahmen und Füllung beobachten konnte, was passierte.
    Eine hochgewachsene Gestalt tauchte auf, ein Mann, der sich selbstsicher in einer ihm vertrauten Umgebung bewegte. Varak runzelte leicht die Stirn; an diesen Mann hatte er seit Wochen nicht mehr gedacht. Es war der rothaarige FBI-Agent aus Mesa Verde, der zu der Einheit gehörte, die auf Veranlassung von Ardis Vanvlanderen dem Vizepräsidenten zugeteilt worden war – der Mann, der Varak nach San Diego geführt hatte. Varak war einen Moment verwirrt, aber wirklich nur einen Moment. Die Einheit war nach Washington zurückbeordert worden, doch einer war zurückgeblieben – genauer gesagt, einer war gekauft worden, bevor Varak ihn in Mesa Verde entdeckt hatte.
    Der Rotschopf ging im Wohnzimmer hin und her, als suche er
etwas. Er nahm ein Glas in die Hand, das auf dem Tisch links neben der Couch stand, und ging damit in die Küche. Gleich darauf kam er mit einer Sprühdose in der einen und einem Geschirrtuch in der anderen Hand zurück. Er ging zu der alkoholfreien Bar hinüber, besprühte jede einzelne Flasche und polierte sie mit dem Geschirrtuch. Als nächstes besprühte er die kupferne Einfassung der Bartheke und rieb sie gründlich mit dem Tuch ab. Nach der Bar kam jedes Möbelstück im Wohnzimmer an die Reihe. Er arbeitete so gründlich, als wolle er die Räume desinfizieren. Varak wußte natürlich, was er damit bezweckte: Er entfernte die Fingerabdrücke von Eric Sundstrom.
    Der Mann stellte die Sprühdose auf den Tisch, legte das Tuch daneben und ging zielstrebig auf das Arbeitszimmer zu. Lautlos rannte Varak in das kleine Badezimmer und schloß die Tür, diesmal so, daß nur ein winziger Spalt offenblieb. Wie Milos vorher, knipste der FBI-Agent die Schreibtischlampe an, setzte sich an den Schreibtisch und zog die rechte untere Schublade heraus. Dann tat er jedoch etwas, das Varak nicht getan hatte: Er drückte auf einen unsichtbaren Knopf, und eine senkrechte Zwischenwand öffnete sich.
    »Herrgott«, stieß der Rothaarige hervor, als er in das offenbar leere Geheimfach spähte. Sofort griff er zum Telefon, riß den Hörer buchstäblich von der Gabel und wählte. Er bekam sofort Verbindung. »Es ist nicht da!« rief er. »Nein, ich bin sicher«, fügte er nach einer Pause etwas ruhiger hinzu. »Das Fach ist leer. Was wollen Sie denn noch von mir? Ich habe Ihre Anweisungen genau befolgt und sage Ihnen, es ist nichts da! – Was? Von Ihrem Haus ein Stück die Straße hinunter? In Ordnung, ich rufe Sie zurück.« Der Agent drückte auf die Gabel, ließ sie los und wählte von neuem. Elf Zahlen.

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