Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Ferngespräch. »Basis fünf, hier ist Amsel, Sonderauftrag San Diego, Code sechs-sechs-null. Bestätigen Sie bitte. Danke. Haben wir Fahrzeuge in La Jolla, von denen ich nichts weiß? Keine. Okay. Nein, nichts Dringendes, wahrscheinlich die Presse. Sie müssen erfahren haben, daß der VP mit der Bande exzentrischer Spinner eine Kunstsoiree – haben Sie verstanden: Soiree – besucht. Er kann zwar einen Rembrandt nicht von Al Capone unterscheiden, aber er muß so tun als ob. Ich prüf’s nach, vergessen Sie’s.« Wieder legte der schlaksige Rotschopf auf und wählte von neuem. »Nichts von
unserer Seite«, sagte er. »Nein, es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, daß man uns Bescheid sagen muß... CIA? Also da wären wir wirklich die letzten, die was erfahren. Okay, ich ruf den Flughafen an. Soll ich mich mit Ihrem Piloten in Verbindung setzen? Egal, was Sie sagen, ich verschwinde von hier. Die CIA und das FBI arbeiten nie zusammen, das hat es nie gegeben.« Der FBI-Mann legte in dem Moment auf, in dem Varak, seine schmale schwarze Pistole in der Hand, aus dem dunklen Badezimmer trat.
»So schnell verschwinden Sie nicht von hier«, sagte er.
»Herrgott!« schrie der Rotschopf wieder, sprang vom Stuhl auf, stürzte sich auf Varak, packte mit der Kraft eines in Panik geratenen Tieres sein rechtes Handgelenk, drängte ihn ins Bad und stieß ihn mit dem Oberkörper an die Wand über der Toilette, so daß er heftig mit dem Kopf dagegenprallte. Varak umschlang, jetzt rittlings auf dem Toilettendeckel sitzend, den Brustkorb des Roten mit einem Bein und hielt ihn wie in einem Schraubstock fest, während er die rechte Hand mit der Waffe senkrecht nach oben riß und dem Mann den linken Arm halb auskugelte. Es war vorbei. Der Mann brach zusammen und hielt sich, auf dem Boden liegend, den verletzten Arm, als sei er gebrochen.
»Stehen Sie auf«, sagte Varak, der die Waffe zwar noch in der Hand hielt, aber nicht mehr auf seinen Gefangenen zielte. Der Rotschopf hielt sich am Rand des Marmorwaschbeckens fest und rappelte sich, immer wieder vor Schmerz zusammenzukkend, mühsam in die Höhe. »Geh’n Sie dort rein, und setzen Sie sich«, befahl Varak und schob den FBI-Agenten ins Arbeitszimmer und zum Schreibtisch.
»Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte der Rotschopf außer Atem und hielt sich noch immer den Arm.
»Wir sind uns schon begegnet, doch das können Sie nicht wissen. Auf einer Landstraße in Mesa Verde, westlich vom Haus eines gewissen Kongreßabgeordneten.«
»Das waren Sie?« Der Agent wollte sich auf Varak stürzen, doch der stieß ihn zurück.
»Wann haben Sie sich verkauft, Sie Bundespolizist?«
Der Agent musterte Varak im Schein der Schreibtischlampe. »Falls Sie ein Gespenst aus einem der Vereine sein sollten, die eine Kreuzung zwischen Geheimdienst und Polit-Polizei sind,
dann wollen wir eins gleich klarstellen: Ich bin mit einem Sonderauftrag dem Vizepräsidenten zugeteilt.«
»Eine Einheit, die eine Kreuzung aus Geheimdienst und Polit-Polizei ist? Sie haben mit ein paar sehr leicht erregbaren Leuten gesprochen, wie ich sehe. Es gibt keine solche Einheit, und die Fahrzeuge bei Grinells Haus sind von Washington in Marsch gesetzt worden...«
»Das stimmt nicht. Ich hab’s eben nachgeprüft.«
»Vielleicht wurde das FBI nicht informiert, oder vielleicht hat man Sie belogen, aber das ist unwichtig. Ich bin überzeugt, daß Sie wie alle Soldaten aus Eliteeinheiten behaupten werden, Sie hätten nur einen Befehl ausgeführt, als sie die Fingerabdrücke entfernt und nach versteckten Dokumenten gesucht haben, von denen Sie ahnungsloser Engel nicht wußten, was sie enthielten.«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Aber Sie haben sich verkauft, und nur das zählt für mich. Sie waren bereit, Ihren offiziellen Status zu mißbrauchen und sich für erwiesene >Liebesdienste< bezahlen zu lassen. Sind Sie auch bereit, für diese Leute zu sterben?«
»Was?«
»Jetzt will ich etwas klarstellen«, sagte Varak ruhig, hob plötzlich die Pistole und preßte dem FBI-Mann die Mündung an die Stirn. »Ob Sie leben oder tot sind, ist mir völlig egal, aber ich muß heute noch einen Mann finden.«
»Sie kennen Grinell nicht...«
»Grinell interessiert mich überhaupt nicht, den überlassen wir anderen. Ich will den Mann, dessen Fingerabdrücke Sie in der ganzen Wohnung so sorgfältig entfernt haben. Sie sagen mir auf der Stelle, wo er ist, oder Sie finden Ihr Gehirn als Brei auf diesem Schreibtisch wieder, und ich werde mir
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