Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
sein... Ich bin noch immer nicht überzeugt, Evan, aber Ihre Überredungskunst ist eindrucksvoll, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen, uns allen zu helfen. Doch es muß aus der Ferne geschehen und so, daß sich keine noch so schwache Spur zu mir zurückverfolgen läßt. Ich gebe Ihnen eine Telefonnummer. Sie ist geheim -existiert praktisch nicht -, und außer Ihnen kennen sie nur noch zwei Menschen. Sie werden mich erreichen, aber nur mich. Denn sehen Sie, schaikh Kendrick, ich kann es mir nicht leisten, Sie zu kennen.«
»Ach, wie bin ich doch beliebt! Washington will ebenfalls nichts mit mir zu tun haben. Man ›kennt‹ mich dort auch nicht.«
»Selbstverständlich nicht. Niemand möchte sich die Hände mit dem Blut der amerikanischen Geiseln beflecken.«
»Ich brauche Papiere für mich und wahrscheinlich die Listen aller Luft- und Seefracht-Spediteure aus bestimmten Gebieten.«
»In Ordnung. Aber Sie bekommen, außer Ihren Papieren, keine schriftlichen Unterlagen. Man wird Ihnen einen Namen und eine Adresse zuspielen, bei diesem Mann holen Sie sich Ihre Papiere ab.«
»Vielen Dank. Wie der Zufall will, hat das Außenministerium mir haargenau dasselbe erklärt. Auch sie konnten mir nichts Schriftliches geben.«
»Aus den gleichen Gründen.«
»Macht nichts. All das deckt sich mit meinen Absichten und Wünschen. Denn sehen Sie, Achmad, auch ich möchte Sie nicht kennen.«
»Wirklich nicht?«
»Das habe ich mit dem Außenministerium so vereinbart. Ich bin für die Leute dort eine Unperson, aus dem öffentlichen Bewußtsein eliminiert, und das möchte ich auch bei Ihnen sein.«
Der junge Sultan runzelte nachdenklich die Stirn und sah Kendrick fest in die Augen. »Ich akzeptiere, was Sie sagen, kann aber nicht behaupten, daß ich’s verstehe. Sie verlieren Ihr Leben – nun gut, das ist eine Sache, aber wenn Sie bis zu einem gewissen Grad Erfolg haben, ist es eine andere. Warum? Man hat mir gesagt, Sie seien jetzt Politiker. Kongreßabgeordneter.«
»Weil ich aus der Politik aussteige und hierher zurückkomme, Achmad. Ich will die Scherben auflesen und dort weiterarbeiten, wo ich mein Bestes geleistet habe, aber ich kann keine zusätzliche Belastung brauchen, die mich möglicherweise zur Zielscheibe macht. Oder alle, die um mich sind.«
»Gut, das akzeptiere ich und bin für beides dankbar. Mein Vater hat immer behauptet, daß Sie und Ihre Leute die Besten seien. Ich erinnere mich, daß er einmal zu mir sagte: >Diese geistig zurückgebliebenen Kamele halten sich immer streng an ihre Kostenvoranschläge, überschreiten sie nie.< Das war natürlich freundlich gemeint.«
»Und natürlich hat man uns regelmäßig auch das nächste Projekt übertragen, also waren wir doch nicht geistig zurückgeblieben, oder? Unsere Idee war es, innerhalb vernünftiger Grenzen zu arbeiten, und wir waren ziemlich gut, wenn es um Kostenkontrolle ging... Achmad, uns bleiben bis zu den nächsten Hinrichtungen nur noch vier Tage. Ich mußte wissen, daß ich mich an Sie wenden kann, wenn ich Hilfe brauche. Jetzt weiß ich es. Ich akzeptiere Ihre Bedingungen und Sie die meinen. Jetzt darf ich aber keine einzige Stunde mehr verschwenden, verstehen Sie das bitte. Wie lautet die Nummer, unter der ich Sie erreichen kann?«
»Sie darf nicht aufgeschrieben werden.«
»Das ist klar.«
Der Sultan gab Kendrick die Nummer. Anstatt der üblichen Vorwahl 745 für Maskat war es eine Nummer mit drei Fünfen
am Anfang, gefolgt von drei Nullen und einer vierten Fünf am Ende – 555-0005. »Können Sie sich das merken?«
»Es ist nicht schwierig«, antwortete Kendrick. »Gehen die Gespräche über eine Zentrale im Palast?«
»Nein. Es ist eine Direktleitung zu zwei Apparaten, die in Stahlschubladen verschlossen sind, einer in meinem Arbeitsraum, der zweite in meinem Schlafzimmer. Sie klingeln nicht, sondern geben rote Leuchtsignale. Im Büro ist das Signallämpchen in das hintere rechte Bein meines Schreibtischs eingebaut und im Schlafzimmer in eine kleine Vertiefung im Nachttisch versenkt. Nach dem zehnten Signal schaltet sich bei beiden Apparaten der Anrufbeantworter ein.«
»Nach dem zehnten Signal?«
»Ich muß schließlich Zeit haben, die Leute loszuwerden, die eventuell bei mir sind, damit ich frei sprechen kann. Wenn ich mich an anderer Stelle im Palast aufhalte, habe ich ein kleines ferngesteuertes Signalgerät bei mir. Zu gegebener Zeit höre ich den Anrufbeantworter mit der Fernabfrage ab.
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