Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
kleinen Basar. Ich komme zurück, muß Ihnen noch einen bestimmten Namen nennen.«
»Zu den anderen... Was für andere dreckige Schweine meinen Sie?« Kendricks Worte verhallten ungehört. Der Polizeibeamte des Sultans löste sich von der Mauer und rannte mit seinem Partner durch das jetzt heftig wogende, schattenhafte Meer aus Abas. Kendrick zog sich die Ghotra vors Gesicht und lief ihnen nach.
Die nächsten Szenen rollten für ein ungeübtes Auge so verblüffend und ohne dem Betrachter eine Atempause zu gönnen ab wie eine Bilderfolge im Schnelldurchlauf eines Videorecorders. Der zweite Polizist warf einen Blick zu seinem Kollegen zurück. Sie nickten einander zu, stürzten vorwärts und packten die beiden schwankenden Terroristen. Ein Stückchen weiter zweigte auf der rechten Seite ein Gäßchen ab, und als habe ein unhörbares Signal die Leute aufhorchen lassen, zerstreuten sich Händler, Käufer und Passanten in alle Windrichtungen. Das Gäßchen war im Handumdrehen leer, ein dunkler, verlassener Tunnel.
Die Polizisten zogen ihre Messer und stießen sie den Mordgesellen in die Oberarme. Schreie, von immer lauter werdendem Geschnatter der sich entfernenden Menge gedämpft, und im nächsten Moment ließen die beiden Kerle ihre Waffen fallen, Blut spritzte aus zerfetztem Fleisch, und Arroganz verwandelte sich in wütende Schwäche, denn die beiden wären wahrscheinlich lieber tot gewesen, als auf diese Weise ihre Ehre zu verlieren.
Achmads Polizisten zerrten die Terroristen in das Seitengäßchen, und irgend jemand warf ihre Waffen hinterher. Kendrick teilte die Menge vor ihm und stürmte in den verlassenen Tunnel. Ein paar Meter weiter lagen die jugendlichen Mörder der Länge nach auf dem Pflaster und starrten wild zu den Polizisten hinauf, die mit gezückten Messern über ihnen knieten.
»La!« schrie Kendricks Beschützer, was »nein« bedeutete. »Verschwinden Sie«, fuhr er auf englisch fort, weil er fürchtete, Kendrick könnte ihn mißverstehen. »Verbergen Sie Ihr Gesicht, und sagen Sie nichts.«
»Ich muß Sie etwas fragen!« rief Kendrick, sich abwendend, ignorierte jedoch den zweiten Befehl. »Wahrscheinlich verstehen die zwei ohnehin kein Englisch...«
»Wir können davon ausgehen, daß sie es verstehen, ya schaikh, Sir«, fiel ihm der zweite Polizist ins Wort. »Was Sie auch zu sagen haben, sagen Sie es später. Ichbin hier der Wortführer, und meine Instruktionen lauten, daß mir ohne Widerrede gehorcht werden muß. Ist das klar, Sir?«
»Klar.« Kendrick nickte hastig und zog sich zu dem bogenförmigen Eingang des Basars zurück.
»Ich komme wieder, ya schaikh «, sagte Kendricks Beschützer, über seinen Gefangenen gebeugt. »Wir transportieren diese Schweine ab und kommen Sie dann holen...«
Ein wilder, durchdringender Schrei unterbrach die Worte des Mannes. Kendrick fuhr herum, wünschte sich jedoch sofort, er hätte es nicht getan, weil er sich fragte, ob er das Bild je vergessen konnte. Der Terrorist auf der linken Seite hatte dem Polizisten das Messer mit der langen Klinge entrissen und schlitzte sich die Kehle auf. Der Anblick drehte Kendrick den Magen um, und er glaubte sich übergeben zu müssen.
»Idiot!« brüllte der zweite Polizist, weniger vor Zorn als vor Schreck. »Kind! Schwein! Warum tust du dir das an? Warum mir?« Der Protest war vergeblich. Der Terrorist war tot, Blut bedeckte das bärtige junge Gesicht. Kendrick hatte das Gefühl, in einem einzigen Augenblick die ganze Gewalt, den Schmerz und die Sinnlosigkeit miterlebt zu haben, die die Welt des Nahen Ostens und Vorderasiens beherrschten.
»Alles hat sich verändert«, sagte der erste Polizeibeamte, das Messer noch erhoben, unerreichbar für seinen Gefangenen, und legte seinem Kollegen die Hand auf die Schulter. Der schüttelte den Kopf, als versuche er, sich vom Anblick des blutigen Leichnams zu befreien, versuche das Bild aus seinem Kopf zu verdrängen. Dann nickte er hastig, er hatte verstanden, was der andere ihm mit der Geste sagen wollte. Der erste Polizist kam auf Kendrick zu. »Es gibt jetzt natürlich eine Verzögerung«, erklärte er. »Der Zwischenfall darf nicht bekannt werden, wir müssen also schnell handeln. Der Mann, den Sie aufsuchen sollen und der Sie erwartet, ist als EI-Bas bekannt. Sie finden ihn im Hafen, auf dem Markt hinter der alten Südfestung. Dort ist eine Bäckerei, die orangefarbene Baklava verkauft. Fragen Sie im Laden.«
Kendrick starrte krampfhaft über den verstümmelten
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