Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Selbstverständlich mit Zerhacker.«
»Sie erwähnten, daß nur noch zwei Leute diese Nummer haben. Darf ich wissen, wer das ist, oder geht es mich nichts an?«
»Ach, das dürfen Sie ruhig wissen«, antwortete Achmad, lässig mit den Schultern zuckend. »Es sind mein Minister für innere und äußere Sicherheit und meine Frau.«
»Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.«
Den Blick noch immer fest auf Kendricks Gesicht gerichtet, fuhr Sultan Achmad fort: »Ihnen ist hier, in unserem Teil der Welt, etwas Furchtbares geschehen, Evan. So viele Tote, so viele Ihrer engsten Freunde, eine schreckliche, sinnlose Tragödie, um so schrecklicher, weil reine Geldgier dahintersteckte. Ich muß Sie etwas fragen: Hat dieser Wahnwitz in Maskat in Ihnen so schmerzliche Erinnerungen geweckt, daß Sie sich etwas vormachen und zu wenig plausiblen Theorien greifen, um wenigstens einen Kampf gegen Phantome führen zu können?«
»Keine Phantome, Achmad. Das hoffe ich Ihnen beweisen zu können.«
»Vielleicht gelingt es Ihnen – wenn Sie am Leben bleiben.«
»Ich sage Ihnen, was ich im Außenministerium gesagt habe. Ich will nicht als Ein-Mann-Kamikaze die Botschaft angreifen.«
»Wenn Sie das täten, würde man Sie wahrscheinlich verschonen, weil man Sie für einen unheilbar Irren hielte. Wahnsinn erkennt die Seinen.«
»Jetzt sind aber Sie nicht besonders plausibel.«
»Zweifellos«, stimmte Sultan Achmad zu. »Haben Sie sich überlegt, was passieren könnte – nicht, wenn die Terroristen Sie entlarvten und gefangennähmen, denn dann blieben Sie nicht lange genug am Leben, um darüber nachzudenken -, aber wenn die Leute, mit denen Sie zusammentreffen wollen, Sie stellten und von Ihnen wissen wollten, warum Sie hier sind? Was würden Sie ihnen sagen?«
»Im wesentlichen die Wahrheit – zumindest soweit wie möglich. Ich handle aus eigenem Antrieb, als einfacher Bürger, und ich habe keine nachweisbare Verbindung zu meiner Regierung. Ich habe hier früher viel Geld verdient und komme jetzt zurück. Wenn ich irgendwie helfen kann, ist das auch in meinem Interesse.«
»Also haben Sie eigentlich einen selbstsüchtigen Grund für Ihr Interesse. Sie haben die Absicht, hierher zurückzukehren, und wenn dieses wahnwitzige Morden beendet werden kann, wäre das Ganze besonders gewinnbringend für Sie. Doch wenn Sie Ihr Ziel nicht erreichen, müssen Sie Ihre geschäftlichen Pläne aufgeben.«
»So ungefähr sieht es aus, ja.«
»Seien Sie vorsichtig, Evan. Die meisten Leute werden Ihnen nicht glauben, und wenn die Angst, von der Sie sprachen, unter Ihren Freunden wirklich so stark ist, wie Sie sagen, wird es vielleicht gar nicht der Feind sein, der Ihnen nach dem Leben trachtet.«
»Man hat mich schon gewarnt«, sagte Kendrick.
»Was?«
»Ein Mann in einem Laster, ein sahbi , der mir geholfen hat.«
Mit weit geöffneten Augen lag Kendrick auf dem Bett. Seine Gedanken gingen wild durcheinander, die verschiedensten Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf, Namen, an die er sich erinnerte, Gesichter, eine Straße, der Hafen – das Hafenviertel... Immer wieder umkreisten seine Gedanken das Hafenviertel, die Docks – von Maskat nach Süden bis Ras el Had. Warum?
Dann rastete sein Gedächtnis ein, und er wußte, warum. Wie oft hatten Manny Weingrass und er Verhandlungen geführt, um sich Maschinen und Geräte aus Bahrein und den Emiraten im Norden per Schiffsfracht liefern zu lassen? So oft, daß sie es nicht mehr zählen konnten. Der hundertsechzig Kilometer lange Küstenstreifen südlich von Maskat und seiner Schwesterstadt Matrah war offenes Territorium, und auf die Küste hinter Ras el Had traf das noch mehr zu. Aber von dort bis zu der kurzen Meerenge von Masirah waren die Straßen in einem unvorstellbar schlechten Zustand, und Reisende, die ins Landesinnere wollten, riskierten es, vonberittenen harahmaja überfallen zu werden-Dieben und Räubern, die auf Beute aus waren, gewöhnlich auf andere Diebe und Räuber, die Schmuggelwaren transportierten. Dennoch, wenn man in Betracht zog, daß in Maskat die Geheimdienste von wenigstens sechs westlichen Staaten überaus aktiv waren, war esbestimmt nicht unklug, sich den südlichen Küstenstreifen von Oman näher anzusehen. Was nicht hieß, daß die Amerikaner, Briten, Franzosen, Italiener, Westdeutschen und alle anderen, die sich gemeinsam bemühten, einen Weg zu finden, um das Geiseldrama in Maskat zu beenden, dieses Küstengebiet übersehen hätten, doch die wenigen schnellen,
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