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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sprinteten dann den südlichen Pfad hinauf und kamen zu einer flachen, von hohem Gras gesäumten Kuppe mit Blick auf den etwa zweihundert Meter tiefer schäumenden Ozean und zwei von einem felsigen Küstenstrich getrennte Strände. Sie hatten den beleuchteten Weg verlassen, und vor ihnen lag nur noch eine dunkle, abschüssige unbefestigte Straße.

    Von diesem Aussichtspunkt konnte man im Mondlicht einen großen Teil der Inselübersehen. Auf der rechten Seite hockte, von Scheinwerfern angestrahlt und nicht weiter als dreihundert Meter entfernt, der gedrungene Klotz des Generators. Dahinter, außerhalb des >Drahtkäfigs<, sah Kendrick die Umrisse eines langen, flachen Gebäudes, vermutlich Emilios >Kaserne<. Tief unten, nur wenige Meter über Meereshöhe, der betonierte Landeplatz und darauf ein großer Militärhubschrauber mit ziviler Lackierung und mexikanischem Hoheitszeichen, aber unverkennbar eine US-Militärmaschine. »Kommen Sie«, flüsterte Emilio. »Und kein Wort, Stimmen tragen auf dieser Seite der Insel weit.« Sie gingen einen unbeleuchteten, aus dem Wald herausgehauenen Pfad hinunter, der sonst nur bei Tag benutzt wurde. Und dann kam Kendrick, der über Emilios Worte nachgedacht hatte, plötzlich dahinter, warum es hier so still war. Wind und Meeresrauschen waren fast nicht mehr zu hören-deshalb trugen Stimmen weit, und den Hubschrauberlandeplatz hatte man auf dieser geschützten Seite der Insel angelegt, damit die Maschine ohne große Schwierigkeiten starten und landen konnte.
    ›Wellblechgarage‹, wie Emilio den Geräteschuppen genannt hatte, war eine treffende Bezeichnung, nur hatte Kendrick noch nie eine so große ›Garage‹ gesehen, abgesehen von den überdimensionalen, im Innern gepolsterten Gebäuden, in denen die verschiedenen Limousinen einer arabischen königlichen Familie untergebracht waren. In diesem Wellblechmonster standen ein paar Traktoren und mehrere benzinbetriebene Rasenmäher, Kettensägen und Motor-Heckenscheren, alle unbrauchbar für Kendricks Zwecke, weil sie zuviel Lärm machten. An der Seitenwand und auf dem Fußboden fanden sich jedoch praktischere Gegenstände. Eine lange Reihe Benzinkanister und darüber, an Haken hängend, Äxte, Beile, Sicheln, Sensen, Drahtscheren mit langen Griffen, Macheten und Baumsägen mit Teleskopgriffen – einfach alle Geräte, die man brauchte, damit die üppig wuchernde Tropenvegetation nicht im Handumdrehen alles wieder schluckte, was man ihr abgerungen hatte.
    Die Auswahl war nicht allzuschwer. Kendrick tauschte das Fleischbeil gegen ein richtiges Beil ein, gab Emilio ein Beil und eine Machete und nahm sich selbst auch eine. Hinzu kamen eine Drahtschere, ein voller Benzinkanister und eine Baumsäge mit einem bis zu drei Metern ausziehbaren Teleskopgriff.

    »Zum Hubschrauber«, sagte Kendrick.
    »Unterhalb des generador gibt es einen Verbindungsweg zwischen der nördlichen und der südlichen Straße. Beeilen Sie sich! Die Wachen sind jetzt wahrscheinlich schon am Strand und werden sich bald auf den Rückweg machen.« Sie rannten ins Freie und zu der ersten unbefestigten Straße hinüber, die Macheten im Gürtel, die anderen Geräte in der Hand oder unter die angewinkelten Arme geklemmt. Kendrick folgte Emilio durch das hohe Gras am Straßenrand, und dann arbeiteten sie sich zu dem schmalen Pfad hinunter, der schräg über den Hügel führte. »Cigarrillo!« flüsterte Emilio und stieß Kendrick in das hohe Gras zurück. Eine brennende Zigarette schien den Hügel heraufzuhüpfen, und dann trottete der Posten in einem Abstand von knapp drei Metern an ihnen vorbei. »Kommen Sie«, sagte Emilio leise, als der Posten die Kuppe erreicht hatte. Geduckt liefen sie zur nördlichen Straße; vom zweiten Posten war weit und breit nichts zu sehen, und sie begannen den Abstieg zum Hubschrauberlandeplatz.
    Die umgespritzte Militärmaschine glich einem schweigenden Koloß, der darauf lauerte, sich auf einen Feind zu stürzen, den nur er in der Nacht sehen konnte. Straff gespannte, schwere Ketten, die im Beton verankert waren, sicherten den Hubschrauber, so daß kein plötzlich aufkommender Sturm ihm etwas anhaben konnte. Außer der Sturm wütete so, daß er den Flugapparat zertrümmerte. Während Emilio in Deckung blieb, um seinen Begleiter warnen zu können, wenn der Posten kam, lief Kendrick zum Hubschrauber hinüber. Wie konnte er dem Vogel wirkungsvoll die Flügel stutzen, und zwar so geräuschlos, daß man es auf dem Hügel nicht hörte? Die

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