Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Hauptweg, der sich gabelte, und links zur Pier
und zu den Booten hinunter und rechts den Hügel hinauf zum Haupthaus führte. Über eine Abzweigung erreichte man das ausbruchsichere Blockhaus. Kendrick und der Mexikaner hetzten von Lampe zu Lampe und demolierten eine nach der anderen, bis sie die Abzweigung erreichten. »Hier entlang!« befahl Kendrick und bog nach rechts ab. »Laß jetzt die Lampen, die nehmen wir uns auf dem Rückweg vor.«
» La cabaña?«
»Beeil dich!« Wieder fiel Licht aus den wie Vergrößerungsgläser wirkenden Facettenfenstern, und die Lichtung vor dem kleinen, festen Haus schien strahlend hell erleuchtet. Kendrick trat vor die Tür und drückte auf den grünen Knopf des elektronischen Schlüssels. Er hörte die Riegel zurückschnappen, drehte am Türknauf und trat ein. »Rein mit dir!« rief er Emilio zu. Der Mexikaner gehorchte, und Kendrick schloß die Tür und verriegelte sie, indem er auf den roten Knopf drückte.
Er lief in die Küche, öffnete Schubladen und Schränke und suchte sich aus, was ihm nützlich und brauchbar schien: eine Taschenlampe, ein großes Tranchier- und mehrere kleinere Messer, ein Fleischbeil, drei kleine Büchsen Sterno, eine Schachtel Paraffin-Streichhölzer, die an jeder harten Fläche gezündet werden konnten, und einen Stapel zusammengelegter Geschirrtücher. Als er alles auf dem ovalen Eichentisch beisammenhatte, sah er zu Emilio hinüber, der ihn beobachtete. Er nahm ein Messer auf und reichte es dem Mexikaner. »Ich hoffe, du brauchst es nicht zu benutzen, aber wenn es nötig ist, triff nicht daneben.«
»Es gibt hier Männer, die ich nicht töten könnte, ohne vorher mit ihnen zu sprechen, denn sie brauchen die Arbeit genauso dringend wie ich. Aber bei den anderen, das sind die, die am längsten hier sind, hätte ich keine Probleme.«
»Verdammt noch mal, du darfst bei keinem Probleme haben! Wenn auch nur ein Alarm ausgelöst wird...«
»Keiner meiner Freunde wird Alarm geben, Señor, nicht, wenn sie wissen, daß ich es bin, Emilio. Außerdem schlafen die meisten in der Kaserne. Für die Nachtpatrouillen setzen sie veteranos ein; sie fürchten nachts die Boote.«
»Hoffentlich hast du recht.«
»Ich will nach Hause, glauben Sie mir.«
»Nimm ein paar Geschirrtücher, eine Büchse Sterno und eine
Handvoll Streichhölzer. Beeil dich!« Kendrick verstaute die restlichen Gegenstände in seinen Taschen, nahm zum Schluß das Fleischbeil, ging zur Sprechanlage, hieb die starke Klinge in die Konsole und riß die ganze Apparatur aus der Wandnische. »Zerschlag die beiden Lampen dort drüben«, sagte er zu Emilio, »ich nehme mir die Herdbeleuchtung und die Lampe auf der anderen Seite vor.«
Kaum eine Minute später hatten die beiden Männer das Blockhaus verlassen und eilten über die vor kurzem noch freundlich helle Lichtung, auf der es jetzt stockdunkel war. »Und jetzt zum Geräteschuppen.«
» Con mucho cuidado! Wir müssen sehr vorsichtig sein; wie ich schon gesagt habe, müssen wir am großen Haus vorbei. Die Lampen am Weg dürfen wir nur bis zu einer bestimmten Stelle zerstören, denn aus dem ersten Stock des Hauses kann man sehen, daß sie nicht brennen, und dann würden sie sofort Alarm geben. Wenn wir einer Streife begegnen, möchte ich zuerst sehen, wer es ist.«
»Beeilen wir uns! Sie haben dort oben zwar Probleme, aber bald werden sie sich fragen, wo mein Henker bleibt. Also schnell!«
Sie zerstörten die bernsteinfarbenen Lämpchen bis zum Kamm eines Hügels, der dem eben angelegten Park des riesigen Landhauses vorgelagert war – das ›große Haus< nannte auch Kendrick es bei sich, der an die großen Häuser der Karibik dachte. Plötzlich packte der Mexikaner Kendricks Arm, zerrte ihn hinter das dichte Strauchwerk und drückte ihn an der Schulter auf den Boden hinunter. Kendrick verstand. Er sollte sich ducken und still sein. Ein Posten mit dem Gewehr über der Schulter kam aus der Richtung, in die sie wollten, und ging an ihnen vorbei. »Jetzt aber schnell, Señor. Zwischen hier und der hinteren galeria , auf der sie Wein trinken und Fisch braten, ist niemand.«
Ein großer Patio mit einem Bratrost für Barbecues, dachte Kendrick und folgte Emilio durch das grüne Dickicht, wünschte, er hätte eine Machete, um sich einen Pfad durch die verflochtenen Ranken schlagen zu können, war jedoch dankbar für die merkwürdigerweise stets gegenwärtigen Geräusche von Wind und tosenden Wellen. Sie umgingen das Haus, und ein anderes Geräusch
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