Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
falls ich je erfahren sollte, daß Sie wieder mitmischen oder in einem Vorstand sitzen, Wohlfahrt ausgenommen, dann... Ich sage nur, Finger weg.«
»Mr. President!« sagte der ledergesichtige Vorsitzende der Joint Chiefs of Staff und stand auf. »Angesichts Ihrer Ausführungen
und Ihrer mehr als nur spürbaren Voreingenommenheit reiche ich meinen Rücktritt ein, mit sofortiger Wirkung!«
Ein halbes Dutzend anderer erhob sich und folgten mit Nachdruck seinem Beispiel. Langford Jennings lehnte sich im Schreibtischsessel zurück und sprach ruhig, mit Frost in der Stimme. »O nein, so leicht kommt ihr nicht davon, keiner von euch. In dieser Regierung wird nicht gemeutert; keiner geht vom Schiff und verkriecht sich in den Bergen. Ihr bleibt auf euren Posten und sorgt dafür, daß wir wieder auf den richtigen Kurs kommen... Versteht mich recht, mir geht es nicht darum, was die Leute von mir oder dem Haus denken, in dem ich im Augenblick wohne, mir geht es um unser Land. Ich bin in tiefer Sorge um unser Land. In so tiefer Sorge, daß ich vom Recht der Exekutive auf Geheimhaltung Gebrauch machen und diesen vorläufigen Bericht – vorläufig, weil er noch lange nicht abgeschlossen ist – in meinem alleinigen Besitz behalten werde, bis ich glaube, daß die Zeit zu seiner Veröffentlichung reif ist... Ihn jetzt zu veröffentlichen würde die stärkste Regierung lahmlegen, die unsere Nation seit vierzig Jahren gehabt hat, und unserem Land nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen, aber ich betone, er wird veröffentlicht werden... Ich möchte Ihnen etwas erklären. Wenn ein Mann oder eine Frau – ich vertraue darauf, daß das eines Tages auch einer Frau möglich sein wird – dieses Amt übernimmt, bleibt nur noch eins übrig, und das ist, in der Geschichte ein Zeichen zu setzen. In den nächsten fünf Jahren werde ich freiwillig aus diesem Rennen um die Unsterblichkeit gehen, denn innerhalb dieser Zeitspanne wird der vollständige Bericht veröffentlicht werden, mit allen grauenhaften Einzelheiten... Aber erst, wenn jedes Unrecht, das während meiner Amtszeit begangen wurde, wiedergutgemacht, jedes Verbrechen gesühnt worden ist. Wenn das bedeutet, daß Tag und Nacht gearbeitet werden muß, dann werden Sie alle genau das tun – alle bis auf meinen Schleimscheißer von einem Vizepräsidenten, den ich aus dem Verkehr ziehen werde und der, wenn wir Glück haben, vielleicht den Anstand hat, sich das Hirn wegzupusten... Ein letztes Wort, meine Herren. Falls einer von Ihnen versucht sein sollte, das sinkende Schiff zu verlassen, das durch unser aller Unterlassungssünden vom Kurs abgekommen ist, dann bedenken Sie bitte, daß ich der Präsident der Vereinigten Staaten bin und über eine geradezu unglaubliche
Macht verfüge. Im weitesten Sinne habe ich das Recht über Leben und Tod-das ist die bloße Feststellung einer Tatsache, aber falls Sie es als Drohung auffassen wollen-das ist Ihnen unbenommen. Und jetzt raus mit Ihnen, und fangen Sie sofort mit dem Nachdenken an. Payton, Sie bleiben.«
»Ja, Mr. President.«
»Habe ich mich deutlich ausgedrückt, Mitch?« fragte Jennings, der sich und Payton aus der in die Wand des Oval Office eingelassenen Bar einen Drink eingoß.
»Ich will mal so sagen«, erwiderte der Leiter von Special Projects. »Wenn ich nicht sofort diesen Whisky kriege, fange ich wieder an zu zittern.«
Der Präsidentbrachte Payton den Drink mit seinem berühmten Grinsen. »Nicht schlecht für einen Kerl, der angeblich den Intelligenzquotienten eines Telegrafenmasten hat, was?«
»Es war eine sagenhafte Vorstellung, Sir.«
»Ich fürchte, auf genau das hat sich dieses Büro reduziert.«
»So habe ich das nicht gemeint, Mr. President.«
»Natürlich haben Sie es so gemeint, und Sie haben recht. Deshalb braucht der Kaiser, ob er nun Kleider anhat oder nackt ist, einen starken Ministerpräsidenten, der eine eigene kaiserliche Familie gründet – aus beiden Parteien.«
»Wie bitte?«
»Kendrick. Ich will ihn auf der Wahlliste haben.«
»Ich fürchte, dazu werden Sie ihn überreden müssen. Meine Nichte sagt – ich nenne sie meine Nichte, obwohl sie -«
»Darüber weiß ich alles, und auch alles über diese Frau«, unterbrach ihn Jennings. »Was sagt sie?«
»Daß Evan genau weiß, was passiert ist-immer noch passiert-, daß er aber noch unentschlossen ist. Sein engster Freund, Emmanuel Weingrass, ist schwer krank und wird das kaum überleben.«
»Darüber weiß ich auch Bescheid. Sie haben seinen
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