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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Löchern über Lattenkisten bestand. Männer und Frauen waren durch eine große, durchsichtige Jalousie getrennt, die mit dem Rahmen aus einem Fenster herausgerissen worden war. Die Erniedrigung war um so schlimmer, als männliche und weibliche Wachen vor den Geiseln auf und ab paradierten, lachten und sich laut über die funktionellen Schwierigkeiten ihrer Gefangenen lustig machten. Das »Toilettenpapier« – Ausdrucke der Botschaftscomputer – bekamen die Gefangenen erst, nachdem ihre Peiniger es eine Zeitlang mit höhnischem Grinsen außer Reichweite hin und her geschwenkt hatten, so daß die zitternden Hände sich vergeblich danach ausstreckten. Unmittelbar vor den verängstigten, gedemütigten Menschen auf dem Balken warteten die anderen Geiseln in einer langen Reihe, die zu drei schmalen Tischen führte. Auf den Tischen Blechteller mit trockenem Brot und verdächtig aussehenden kleinen Käsekeilen. Dazwischen standen schmutzige, mit einer grauweißen Flüssigkeit – angeblich Ziegenmilch – gefüllte Krüge. Bewaffnete Terroristen, die hinter den Tischen lümmelten, schenkten den Geiseln jeweils nur eine sehr spärliche Ration in ihre Holzschalen. Ab und zu wurden einer Geisel Brot und Milch verweigert; alles Bitten war vergeblich, die Antwort darauf waren nur Schläge, wenn der Gefangene laut schrie.
    Plötzlich, während Kendricks Augen sich noch auf das grelle Licht einstellten, schrie ein Gefangener, ein Junge von höchstens vierzehn oder fünfzehn Jahren, trotzig und mit tränenüberströmtem Gesicht: »Du Dreckskerl! Meine Mutter ist krank! Sie erbricht dieses Dreckszeug immer wieder. Gebt ihr was Anständiges zu essen, ihr Dreckskerle...«
    Ein Hieb mit dem Gewehrlauf riß dem Jungen die linke Wange auf. Doch der Schmerz machte ihn nicht mundtot, sondern aufsässiger und wütender. Er hechtete über den Tisch, packte das Hemd des Mannes, der ihn geschlagen hatte, und riß es ihm von der Brust. Zugleich stieß er Blechteller und Krüge vom
Tisch. Wie der Blitz waren die Terroristen über ihm, zerrten ihn von dem bärtigen Mann weg, den er zu Boden gezwungen hatte, schlugen mit Gewehrkolben auf ihn ein und traten nach dem sich auf dem Pflaster windenden Körper. Ein paar andere männliche Geiseln, deren Zorn und Mut durch die Handlungsweise des Jungen angestachelt worden waren, stürzten sich, mit schwachen, heiseren Stimmen schreiend und die Arme wie Dreschflegel schwingend, auf ihre arroganten, viel stärkeren Feinde. Ein paar Minuten später war die Mini-Revolte aufs brutalste unterdrückt, die Geiseln bewußtlos geschlagen und durch Tritte schwer verletzt.
    »Ihr Bestien!« schrie ein alter Mann, der, sich die Hose festhaltend, vom Balken kam, Würde und Entschlossenheit jedoch noch nicht verloren hatte. »Arabische Bestien! Arabische Wilde! Hat denn keiner von euch auch nur eine Spur von Anstand? Seid ihr alle so unzivilisiert? Macht es euch wirklich zu Helden des Islams, wenn ihr schwache, wehrlose Menschen zu Tode prügelt? Wenn das der Fall ist, nehmt mich, dann kriegt ihr noch mehr Medaillen, aber in Gottes Namen, hört auf mit dem, was ihr jetzt tut!«
    »Welchen Gott meinst du, Alter?« brüllte der Terrorist, der sich über den bewußtlosen Jungen beugte. »Einen christlichen Jesus, dessen Anhänger unsere Feinde mit Waffen versorgen, damit sie unsere Kinder mit Bomben und Kanonen abschlachten können? Oder einen umherziehenden Messias, dessen Leute unser Land stehlen und unsere Väter und Mütter morden? Bring doch Ordnung in deine Götter!«
    »Genug!« befahl Asra. Kendrick war kaum fähig, sich zu beherrschen. Ein paar Sekunden vorher war er nahe daran gewesen, Asra die MAC-10-MP von der Schulter zu reißen und mitten in die Terroristen hineinzufeuern. Über dem blutenden Jungen stehend, fuhr Asra fort: »Ihr habt ihnen eine Lektion erteilt; jetzt übertreibt nicht, sonst werden die, denen sie gegolten hat, unbelehrbar. Bringt diese Leute in die Krankenstation zum Arzt, und sucht die Mutter des Jungen. Schafft auch sie hinunter, und sorgt dafür, daß sie etwas zu essen bekommt.«
    »Warum, Asra?« protestierte der Palästinenser. »Auf meine Mutter hat man auch keine Rücksicht genommen. Sie war...«
    »Auf meine ebensowenig«, fiel Asra dem Mann ins Wort. »Und schau uns jetzt an. Bringt dieses Kind hinunter, und laßt es
bei seiner Mutter. Jemand soll sie beschwichtigen und so tun, als empfinde er Mitgefühl.«
    Voller Abscheu sah Kendrick zu, wie die schlaffen, blutenden Körper

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