Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
schnappen sie uns!«
»Wir sollen vor dem Flugplatz an der Straße warten. Jemand wird uns in einem Militärflugzeug dort abholen.«
»Ich lasse euch von einem unserer Leute aus der Stadt hinbringen«, sagte Saja Jatim. »Ihm werdet ihr auch euren Standort in Bahrein nennen – den Treffpunkt. Ihr habt gut fünf Stunden Zeit bis zu eurem Aufbruch.«
»Wir brauchen Kleider, müssen uns duschen und ein bißchen ausruhen«, sagte Asra. »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letztenmal geschlafen habe.«
»Ich möchte mich gern hier umsehen«, sagte Kendrick und stand auf. »Vielleicht kann ich etwas lernen.«
»Wie du willst, Amal Bahrudi«, sagte Saja Jatim. »Du hast meinem geliebten Bruder das Leben gerettet, und dafür kann ich dir nicht genug danken.«
»Bring mich nur bis Mittag zum Flugplatz«, erwiderte Kendrick kühl. »Ehrlich gesagt, möchte ich so bald wie möglich nach eutschland zurück.«
»Weingrass trifft mittags hier ein!« rief der Mossad-Agent den fünf Männern von der Masada-Brigade und Ben-Ami zu. Sie saßen im Keller eines Hauses in der Dschabal Sa’ali, nur wenige Minuten von den Reihen englischer Gräber entfernt, in denen
vor Jahrhunderten Piraten und Freibeuter beerdigt worden waren. In dem primitiven, aber aus Stein erbauten Untergeschoß hatte der israelische Geheimdienst eine Führungsstelle eingerichtet.
»Und wie kommt er her?« fragte Ben-Ami, der die Ghotra abgenommen hatte. »Sein Paß wurde in Jerusalem ausgestellt – ein in diesen Breiten nicht sonderlich beliebtes Dokument.«
»Keine Bange, Manny Weingrass hat jede Menge Pässe. Er hat gesagt, wir sollen bis zu seiner Ankunft nichts unternehmen. >Absolut nichts<, um ihn wörtlich zu zitieren.«
»Das klingt nicht mehr ganz so mißbilligend wie bisher«, sagte Yakov, Codename Blau, Sohn einer Geisel und Führer der Masada-Gruppe.
»Weil ich keine Spesenabrechnung unterschreiben muß. Er wird nämlich keine einreichen. Ich brauchte nur Kendricks Namen zu erwähnen, und er antwortete wie aus der Pistole geschossen, er sei schon unterwegs.«
»Das heißt noch lange nicht, daß er keine Spesenabrechnung einreichen wird«, entgegnete Ben-Ami mit einem leisen Lachen.
»Oh, da habe ich mich rückversichert. Ich habe ihn gefragt, wieviel uns seine Unterstützung kosten wird, und er hat unmißverständlich geantwortet: >Das geht diesmal auf meine Rechnung. ‹«
»Wir vergeuden Zeit!« rief Yakov. »Wir sollten die Botschaft beobachten. Wir haben die Pläne studiert; es gibt ein gutes halbes Dutzend Möglichkeiten, wie wir eindringen und meinen Vater herausholen könnten.«
Die Köpfe der Männer fuhren ruckartig in die Höhe, und alle sahen den jungen Anführer der Masada-Gruppe, der sich den Codenamen Blau gegeben hatte, groß an. »Wir verstehen«, sagte der Mossad-Agent.
»Tut mir leid. Das wollte ich nicht sagen.«
»Wenn einer das Recht zu einer solchen Bemerkung hat, dann Sie«, erwiderte Ben-Ami.
»Trotzdem hätte ich’s nicht tun sollen. Ich entschuldige mich noch einmal. Aber warum warten wir eigentlich auf diesen Weingrass?«
»Weil wir es ohne ihn vielleicht nicht schaffen würden.«
»Ich verstehe. Ihr Leute von der Mossad schlagt ganz schöne Purzelbäume. Jetzt ist es der Amerikaner, dem ihr helfen wollt,
und nicht der, dem wir helfen wollten. Verdammt noch mal, ja – meinem Vater.«
»Das Resultat könnte ein und dasselbe sein, Yakov.«
»Ich bin nicht Yakov!« schrie der junge Mann. »Für Sie bin ich Blau, Sohn eines Vaters, der zusehen mußte, wie man in Auschwitz seine Eltern auseinanderriß, bevor man sie getrennt in die Gaskammer trieb. Ich möchte meinen Vater gesund aus der Botschaft herausholen, und ich weiß, daß ich es kann. Wieviel kann dieser Mann noch ertragen? Wie groß ist seine Leidensfähigkeit? Nach einer grauenvollen Kindheit, mit unsäglichen Greueln gegen Kinder seines Alters, und später mit drei Söhnen gesegnet, von denen zwei in Sidon von arabischen Terroristen hingemetzelt worden sind. Und ich soll mir Gedanken um einen amerikanischen Cowboy machen, um einen Politiker, der ein Held werden will, damit er Filmstar werden kann und sein Bild auf Müsli-Packungen verewigt wird.«
»Nach allem, was ich über den Amerikaner erfahren habe, trifft das nicht zu«, warf Ben-Ami gelassen ein. »Er riskiert sein Leben, ohne mit der Unterstützung seiner Leute rechnen zu können, ohne Aussicht auf eine Belohnung, falls er am Leben bleibt. Wie unser Freund hier uns gesagt hat,
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