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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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geben konnte, obwohl er wußte, daß es falsch war; doch er mußte die Leute aufrichten, mußte ihnen etwas geben, an das sie sich klammern konnten, damit sie in den dunkelsten, schrecklichsten Stunden der Nacht etwas hatten, woran sie denken konnten.
    »Ich bin Amerikaner«, flüsterte er den erschrockenen Geiseln zu, wo immer er eine kleine Gruppe beieinander fand, ließ jedoch die umherstreifenden Terroristen keine Sekunde aus den Augen. Sie nahmen natürlich an, daß er ihre Gefangenen verhöhnte und beschimpfte. »Man hat euch nicht vergessen. Wir tun alles, was wir können.«
    »Gott sei Dank!« war stets die erste Reaktion, ihr folgten Tränen und Schilderungen der haarsträubenden Zustände in der Botschaft und regelmäßig auch ein Bericht über die Exekution der sieben »verurteilten« Geiseln.
    »Sie werden uns alle umbringen. Es ist ihnen egal. Diesen Bestien ist der Tod gleichgültig – der unsere und ihr eigener.«

    »Gebt euch alle Mühe, ruhig zu bleiben. Versucht keine Angst zu zeigen, das ist sehr, sehr wichtig. Bringt sie nicht gegen euch auf, aber kriecht auch nicht vor ihnen. Wenn sie sehen, daß ihr Angst habt, wirkt das wie eine Rauschdroge auf sie. Vergeßt das nicht!«
    Einmal richtete Kendrick sich plötzlich auf und schrie einer Gruppe von fünf Amerikanern Beleidigungen ins Gesicht. Er hatte einen von Saja Jatims Leibwächtern entdeckt, der rasch auf ihn zukam.
    »Du! Bahrudi!«
    »Ja?«
    »Saja möchte dich sofort sehen. Im Ratssaal. Komm mit!«
    Kendrick folgte dem Posten über das Dach und drei Treppen hinunter in einen langen Korridor. Er nahm seine jetzt völlig durchgeschwitzte Mütze ab und trat durch die offene Tür eines großen Büros. Im nächsten Moment verwandelte sich seine Welt in einen Trümmerhaufen, zum Einsturz gebracht durch die letzten Worte, die er in diesem Leben wahrscheinlich zu hören bekam.
    »Allmächtiger! Sie sind Evan Kendrick!«

12
    » Man ar - radschul tha ?« sagte Kendrick, an Leib und Seele wie gelähmt. Aber mit geradezu übermenschlicher Kraft schaffte er es, sich lässig und unbeschwert zu bewegen, als er Saja Jatim fragte, wer der dicke Mensch sei.
    »Er sagt, er kommt vom Mahdi«, antwortete Asra, der zwischen Yosef und Abjad stand.
    »Was hat er gemeint?«
    »Du hast es gehört. Er sagt, daß du ein gewisser Kendrick bist.«
    »Wer ist das?« fragte Kendrick auf englisch und wandte sich direkt an Anthony MacDonald. Er gab sich verzweifelte Mühe, ruhig zu bleiben, während er sich nicht nur auf den Anblick des Mannes einzustellen versuchte, den er fünf Jahre nicht mehr gesehen hatte, sondern auch auf seine Anwesenheit in diesem Raum. MacDonald! Das alberne, ständig betrunkene, immer
belächelte Mitglied der britischen Kolonie in Kairo. »Ich heiße Amal Bahrudi. Und wer sind Sie?«
    »Sie wissen verdammt gut, wer ich bin!« brüllte MacDonald, mit dem Zeigefinger in die Luft stechend und der Reihe nach die vier arabischen Ratsmitglieder ansehend – insbesondere Saja Jatim. »Er ist nicht Amal Sowieso, und er kommt nicht vom Mahdi. Er ist Amerikaner und heißt Evan Kendrick.«
    »Ich habe an zwei amerikanischen Universitäten studiert«, sagte Kendrick lächelnd, »aber Kendrick hat mich dort niemand genannt. Man hat mir verschiedene andere Namen gegeben, ja, doch Kendrick war nicht darunter.«
    »Sie lügen!«
    »Im Gegenteil. Sie sind der Lügner, wenn Sie behaupten, daß Sie für den Mahdi arbeiten. Man hat mir die Fotos aller Europäer gezeigt, die – nun ja, sagen wir – heimlich in seinen Diensten stehen, aber Sie waren ganz bestimmt nicht dabei. An Sie würde ich mich erinnern, weil Sie – weil Ihr Gesicht und Ihre Figur wohl unverwechselbar sind.«
    »Lügner! Betrüger! Sie arbeiten mit der Hure Kalaila zusammen, mit dem Feind. Heute morgen war sie schon vor Tagesanbruch unterwegs, um sich mit Ihnen zu treffen.«
    »Was reden Sie da?« Kendrick sah Asra und Yosef an. »Ich habe noch nie von einer Kalaila gehört, kenne weder eine Feindin noch eine Hure dieses Namens. Und heute vor Tagesanbruch sind wir, meine Freunde und ich, um unser Leben gerannt. Für Liebesspiele hatten wir keine Zeit, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Ich sage Ihnen, er lügt!« schrie MacDonald. »Ich war da und habe sie gesehen. Ich habe euch alle gesehen.«
    »Sie haben uns gesehen?« Kendrick zog die Brauen in die Höhe. »Wie denn?«
    »Ich bin von der Straße hinuntergefahren...«
    »Sie haben uns gesehen und uns nicht geholfen?« fiel Kendrick ihm

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