Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
ich in der Klemme stecke. Deswegen werde ich natürlich so ehrlich wie möglich sein.«
    »Danke«, sagte Irene und nickte ihm aufmunternd zu.
    Er holte tief Luft und begann dann zu erzählen:
    »Es war ein zweitägiges Seminar. Am ersten Abend fand ein Essen statt. Efva und ich saßen zufällig nebeneinander. Es … funkte. Seither sehen wir uns. Allerdings nicht so oft … meine Familie … Aber donnerstags haben wir einen Zeitpunkt gefunden, der uns beiden passt. Spätabends. Ich spiele Tennis, und Efva geht zu irgendeinem Workout-Training. Meine Frau spielt donnerstags Bridge und kommt immer erst gegen Mitternacht nach Hause. Natürlich haben wir uns immer bei Efva
getroffen. Und da hat dieser Typ offenbar auch das Foto aufgenommen. «
    »Wann fand dieses Seminar genau statt?«
    Er blätterte in dem Kalender, der auf seinem Tisch lag.
    »Am 12. und 13. August.«
    Also vor anderthalb Monaten. Hatte Tommy das geahnt? Laut ihm war es zwischen Efva und ihm seit zwei Wochen aus. Das bedeutete, dass sie einen Monat lang zwei Liebhaber hatte.
    »Wo warst du am Sonntagabend?«, fragte Irene.
    Er zuckte zusammen und sah sie scharf an.
    »Was hat das … Das gehört doch wohl nicht hierher! Glaubst du wirklich, ich hätte etwas mit diesem … Überfall zu tun?«
    Seine sonnengebräunten Wangen nahmen eine tiefrote Färbung an, und er deutete entrüstet auf das Foto. Aber seine Hände verrieten ihn. Sie zitterten immer noch.
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass man immer zuerst im nächsten Umfeld des Opfers sucht. Die Hauptverdächtigen sind immer Personen, mit denen das Opfer eine sexuelle Beziehung hatte. Rein statistisch finden sich dort die Mörder in neunzig Prozent der Fälle. Es wäre ein Dienstvergehen, wenn ich diese Frage nicht stellen würde«, antwortete Irene.
    Englund sah sie lange an, dann schaute er aus dem Fenster. Die Sonne schien, und es waren nur wenige Wolken am Himmel, und man hätte glauben können, draußen herrschten hochsommerliche Temperaturen. Es waren jedoch nur 9 Grad, und der Wind war schneidend.
    Aber Englund dachte wohl kaum ans Wetter. Mit angestrengter Stimme brachte er hervor:
    »Die Jungs und ich sind die letzte Etappe des Septemberpokals gesegelt. In der Gesamtwertung liegen wir an zweiter Stelle. Um 17.08 Uhr kamen wir ins Ziel. Du kannst das im Internet überprüfen. Ich glaube, auf der Homepage der GKSS. Bis wir aufgeräumt und aufgetucht hatten, war es fast acht Uhr. Wir sind nach
Hause gefahren und haben gegessen. Wir haben natürlich unseren Erfolg gefeiert. Gegen elf sind wir zu Bett gegangen.«
    Die glückliche, harmonische Familie, dachte Irene, aber du bist bereit, das alles aufs Spiel zu setzen. Vielleicht zeigt das Foto an der Wand nur die Fassade.
    Englund zwang sich zu einem Lächeln und meinte in einem vertraulicheren Ton:
    »Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du das Foto erst einmal diskret behandeln könntest. Es wird immer soviel geredet. Das ist nicht gut … weder für Efva noch für mich.«
    Wenigstens wurde er noch verlegen, während er das sagte. Irene war wirklich direkt erstaunt, aber doch etwas enttäuscht. Genauso ein Waschlappen wie alle anderen, dachte sie.
    »Das geht nicht. Als das Foto gefunden wurde, waren etliche Kollegen zugegen. Viele haben es bereits gesehen. Natürlich werden wir es den Medien vorenthalten, das ist uns auch bei den Fotos der beiden anderen Opfer gelungen. Aber das Ermittlerteam muss natürlich informiert werden«, erwiderte sie recht formell.
    Er nickte.
    »Aber ihr könnt doch zumindest alles unternehmen, damit das Foto nicht an die Presse gerät? Ich habe nichts mit dem Überfall zu tun. Im Gegenteil! Ich …«
    Seiner Stimme war anzumerken, dass er keine größere Hoffnung mehr hegte, aus der Sache herausgehalten zu werden. Nice try, hätten die Zwillinge vermutlich gesagt.
    Der Polizeichef sank auf seinem Stuhl in sich zusammen. Seine frische Sonnenbräune wirkte auf einmal fahl. Irene erhob sich und verabschiedete sich. Er erwiderte nichts, sondern starrte nur düster auf das Foto, das vor ihm auf dem Tisch lag. Er hatte es nicht angefasst.

M atti Berggren erschien am Dienstag pünktlich zum Nachmittagskaffee. Er setzte sich und nahm dankend eine Tasse und ein paar Plätzchen in Empfang. Irene sah ihm an, dass er Neuigkeiten hatte.
    »Was Interessantes gefunden, Matti?«, fragte Tommy.
    Er sah immer noch aus, als hätte er seit Sonntag kein Auge zugetan.
    »Allerdings! An der Jacke der Thylqvist haben wir

Weitere Kostenlose Bücher