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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hannu.
    »Verfolgt er sie eine Weile, ehe er sie angreift?«, fuhr Irene fort.
    »Möglich. Falls es sich um einen Stalker handelt, dann tut er das mit Sicherheit«, antwortete Sara und kam mit ihrer Antwort allen anderen zuvor.
    »Was weißt du schon über Stalker?«, fragte Jonny.
    Er zog die Brauen hoch und lächelte Sara höhnisch an. Sie errötete, ignorierte aber seinen Spott und antwortete:
    »Ich habe mir einiges angelesen. Ich hatte in der Tat auch einmal einen Fall …«

    »Falls wir etwas finden, das auf einen Stalker hindeutet, dann kommen wir darauf zurück, Kleine.«
    In diesem Augenblick trat Kommissarin Thylqvist durch die Tür.
    »Hallo. Was Neues?«, fragte sie und sah Jonny an.
    Dieser referierte rasch, was sich im Laufe des Tages ergeben hatte, zugegebenermaßen nicht sonderlich viel.
    Efva Thylqvist unterbrach ihn.
    »Die erste Leiche wurde letzten Samstag gefunden. Ihr seid nicht wirklich weit. Macht mal voran, sonst haben wir bald ein neues Folienpaket am Hals.«
    Die Formulierung war nicht sonderlich geglückt, die Botschaft dafür umso deutlicher. Ihre Chefin war unzufrieden. Wahrscheinlich hatte sie Druck von oben zu spüren bekommen. Niemand wies sie daraufhin, dass sie schließlich selbst entschieden hatte, nur zwei Inspektoren vom Dezernat für Gewaltverbrechen für die Ermittlung im Mordfall Ingela Svensson abzustellen. An gewisse Sachen erinnerte man einen Chef einfach nicht, wenn man die gute Stimmung nicht verderben wollte. Zumindest war die Stimmung gut, solange die Thylqvist nicht in der Nähe war, fand Irene. Die Gegensprechanlage, die mitten auf dem Tisch aus hellem Birkenholz stand, summte.
    »Ein Gespräch für Huss. Ist sie da?«, ließ sich eine Frauenstimme vernehmen.
    »Ja«, antwortete Irene.
    »Lars Holmberg will mit dir sprechen. Soll ich das Gespräch auf deinen Apparat legen?«
    »Ja, danke«, sagte Irene und erhob sich.
    Inspektor Lars Holmberg hatte die Befragung der Nachbarn in Kobbegården koordiniert. Ob er auf etwas Interessantes gestoßen war? Irene spürte, wie sich ihr Puls erwartungsvoll beschleunigte.
    »Hallo, Irene. Wir haben eine Zeugin aufgetrieben, die gesehen
hat, wie sich ein Mann und eine Frau gegen halb neun am fraglichen Abend auf dem Parkplatz umarmten«, kam Holmberg ohne Umschweife zur Sache.
    »Umarmten?«, wiederholte Irene.
    »Für sie sah es so aus. Die Sache ist die: Sie war ein paar Tage in London und wusste also nicht, dass ihre Nachbarin ermordet wurde. Sie fuhr am Dienstag und kam gestern spätabends zurück. Erst heute hat sie erfahren, was passiert ist, und da hat sie sich daran erinnert, was sie am Montagabend auf dem Parkplatz beobachtet hat, und uns angerufen. Willst du sie vernehmen?«
    »Unbedingt. Aber erst muss ich in einer knappen Stunde noch Elisabeth Lindbergs Sohn treffen. Kann ich die Zeugin heute im Laufe des Tages zu Hause erreichen?«
    »Ja, sie ist freiberufliche Journalistin. Sie sagte, sie sei jetzt erst einmal ein paar Tage zu Hause, um zu arbeiten.«
    »Gut, dann tauche ich heute irgendwann nach drei bei ihr auf«, sagte Irene.
    Endlich eine Zeugin. Aber »umarmen« klang seltsam. Gab es doch irgendwo einen Mann und eine Beziehung, die sie übersehen hatten? Die einzige Art, eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, war unvoreingenommen weiterzuermitteln.

T obias Lindberg schien in der Nacht kaum geschlafen zu haben. Mit blutunterlaufenen Augen, eingefallenen, graubleichen Wangen und fettig ungekämmtem Haar lümmelte der schlaksige Mann auf einem Sofa, das sein Freund vermutlich bei der Heilsarmee erstanden hatte. Einziges neues Möbelstück war ein großes Regal mit CDs und DVDs. Selbst gebrannt, vermutete Irene. Über ein paar Computern, Bildschirmen und weiterem Zubehör hing eine große Piratenflagge. Irene fand, dass das Schicksal Tobias wirklich übel mitgespielt hatte. Der Vater im Koma, die Mutter ermordet und weder Geschwister noch nahe Verwandtschaft. Das wusste sie, seit sie die Familien beider Mordopfer näher in Augenschein genommen hatte. Dafür, dass er noch so jung war, war er ziemlich allein. Ein Glück, dass er Freunde hatte. Aus einem Impuls heraus trat Irene auf ihn zu und setzte sich auf den Sessel, der neben dem Sofa stand. Sie nahm seine Hand und sagte:
    »Es tut mir wirklich sehr leid für Sie. Es ist schrecklich, die eigene Mutter zu verlieren, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Dass sie einem Mörder zum Opfer gefallen ist … das ist furchtbar. Ich kann verstehen, wenn Sie jetzt nicht

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