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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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darüber sprechen wollen. Wir können auch warten.«
    Er wandte ihr das Gesicht zu und sah sie an. Der nackte Schmerz in seinem Blick verursachte ihr beinahe Übelkeit. Er zog seine Hand nicht zurück. Irene spürte, wie sie zitterte.
    »Ich will … ich muss … darüber reden. Ich werde sonst verrückt !«
    Das klang wie ein Aufschluchzen. Irene drückte seine Hand.

    »Dann fangen wir jetzt ganz behutsam an. Ich kann Ihnen versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um den Mörder zu finden. Aber wir wissen noch nicht sonderlich viel. Wir brauchen mehr Informationen. Deswegen muss ich Ihnen einige Fragen stellen. Ist das in Ordnung?«
    Er nickte und wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers über die Augen, ließ dabei aber Irenes Hand nicht los. Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Plötzlich schien er zu bemerken, dass sie sich an der Hand hielten. Er zog seine Hand zurück und richtete sich auf dem Sofa auf. Seine knochigen Knie waren durch die Löcher seiner Jeans zu sehen.
    Aus Erfahrung wusste Irene, dass man jemanden am ehesten dazu brachte, sich zu entspannen, indem man ihn bat, von sich zu erzählen. »Was studieren Sie in Umeå?«, fragte sie.
    »Psychologie.«
    »Verbrachten Sie die Sommerferien hier in Göteborg?«
    »Ja, ich hatte hier einen Sommerjob. Ich arbeitete schon da, bevor ich den Studienplatz in Umeå bekam.«
    »Und was für ein Job ist das?«
    »Ich arbeite in einer Wohngemeinschaft für Behinderte.«
    »Haben Sie letzten Sommer bei Ihrer Mutter gewohnt?«
    »Nein, hier bei Ville. Das ist näher zur Arbeit, und dann will man auch lieber in Linnéstan wohnen.«
    »Wann sind Sie nach Umeå zurückgefahren?«
    »Samstagabend. Ich bin geflogen, weil es mit dem Zug fast vierundzwanzig Stunden dauert. Ich habe am Samstagvormittag noch gearbeitet. Der Flug ging ein paar Stunden später.«
    Seine Schultern hatten sich etwas entkrampft, aber Irene sah, dass er die Hände zu Fäusten ballte. Sie wollten nicht aufhören zu zittern.
    Die nächste Frage war heikel, aber sie musste gestellt werden.
    »Wissen Sie, ob Ihre Mutter einen neuen Mann kennengelernt hatte?«, fragte Irene.

    »Hatte sie nicht.«
    Er zögerte keinen Augenblick.
    »Und im Sommer ist auch nichts vorgefallen, was darauf hätte hindeuten können?«
    »Nein.«
    »Hätte Ihnen Ihre Mutter erzählt, wenn sie jemanden getroffen hätte?«
    »Unbedingt. Wir waren sehr eng … sie war … sehr okay.«
    Seine Stimme begann bedenklich zu zittern, was er durch ein Räuspern und ein Sich-Recken zu kaschieren suchte. Er strengte sich sehr an, ihr zu helfen. Irene fuhr fort:
    »Hat sie je angedeutet, dass sie sich letzten Sommer verfolgt fühlte?«
    Er begann den Kopf zu schütteln, besann sich dann aber anders. Ein unsicherer Schimmer tauchte in seinen traurigen Augen auf.
    »Nicht im Sommer. Aber als wir zuletzt telefoniert haben … das war am Montag … am selben Tag … am selben Tag …«
    Seine Stimme versagte, und er schluckte angestrengt. Als er das Gefühl hatte, seine Stimme wieder zu beherrschen, fuhr er fort:
    »Sie sagte, sie habe Blumen bekommen. Oder war es eine Blume … So war es. Eine Blume. An dieser hing eine Karte. Ein Foto von Mama und mir. Vollkommen absurd!«
    »Sagte sie, wie sie die Blume bekommen hat?«
    »Sie hing an der Wohnungstür, als sie nach Hause kam. Nachdem sie mich letzten Samstag nach Landvetter gefahren hatte.«
    Das bedeutete, dass der Mörder am Wochenende beobachtet hatte, wie Elisabeth Tobias zum Flughafen fuhr. Der Täter schien eine Person mit sehr viel Zeit und sehr viel Geduld zu sein. Sara hatte von einem Stalker gesprochen. Wahrscheinlich war das richtig.
    »Um wieviel Uhr haben Sie mit Ihrer Mutter telefoniert?«, fuhr Irene fort.

    »Kurz nach halb acht. Ich rief sie an, um ihr zu sagen, dass mit meiner neuen Studentenbude alles okay sei und so. Die Fernsehnachrichten fingen gerade an, und ich erinnere mich, dass sie mich bat zu warten, während sie sie leiser stellte. Aber dann schaltete sie den Fernseher ganz aus. Sie wollte noch einkaufen, bevor sie zur Arbeit ging. Sie hatte es eilig.«
    »Wie lange telefonierten Sie?«
    »Vielleicht drei oder vier Minuten.«
    »Und sie erzählte, sie wolle einkaufen gehen?«
    »Ja.«
    » Wissen Sie, warum sie ihre Einkäufe an diesem Tag nicht schon früher erledigt hat?«
    Er zuckte mit seinen schmalen Schultern.
    »Vielleicht hatte sie die Waschküche reserviert oder so was … Nein, jetzt erinnere ich mich! Sie war beim

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