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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sie und betrachtete ihren schlafenden Hund.
    »Wir würden uns wirklich gerne mit ihr unterhalten«, sagte Irene.
    »Sie will damit nichts zu tun haben, glauben Sie mir das! Sie sagte nur, sie habe eine dunkle Gestalt am Rand des Lichtscheins gesehen.«
    Marie presste stur die Lippen zusammen, und Irene sah ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter in sie zu dringen. Stattdessen fragte sie:
    »Ist es auch bei anderen Gelegenheiten vorgekommen, dass Sie jemanden im Garten gesehen haben?«
    »Nein.«
    Eine Weile wurde es still, dann sagte Sara:
    »Sie sagten, Ihre Freundin sei verheiratet und habe Familie. Wie lange waren Sie denn ein Paar, bis zu diesem Vorfall?«, fragte sie.
    »Wir sind seit Dezember letzten Jahres zusammen. Also ungefähr
zwei Monate. An dem Abend waren wir zum ersten Mal richtig zusammen. Sie hat nie viel Zeit, aber an jenem Abend konnte sie sich loseisen«, antwortete Marie mit einem fahlen Lächeln.
    »Sie sagen, richtig zusammen. Heißt das, dass es das erste Mal war, dass Sie Sex hatten?«, fuhr Sara fort.
    »Ja.«
    »Könnte der Mann im Garten Sie gesehen haben?«
    »Vermutlich. Wir liebten uns vor dem Essen. Vielleicht eine Stunde, bevor wir diese Gestalt sahen. Wir … Also, wir fingen im Wohnzimmer an und gingen dann ins Schlafzimmer hinauf. Das eine oder andere wird er gesehen haben.«
    Sie warf Sara und Irene einen etwas trotzigen Blick zu, wirkte aber gleichzeitig fast amüsiert. Vielleicht glaubte sie ja, sie seien schockiert.
    »Sie haben anschließend kein Foto mit der Post erhalten?«, fuhr Sara unberührt fort.
    Marie wirkte aufrichtig erstaunt. Sie sah zu dem großen Fenster hinüber und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Kein Foto. Auch sonst war nichts. Ich hatte diesen Mann im Garten fast vergessen. Nicht einmal nach dem Überfall habe ich mich an diesen Vorfall erinnert.«
    Sie verstummte und schaute auf ihre Hände, die sie nicht ruhig halten konnte.
    Irene und Sara stellten noch ein paar Fragen nach dem eigentlichen Überfall und Mordversuch, aber es ergab sich nichts Neues. Marie bestätigte, dass der Angreifer stark gewesen sei. Sie selbst ging zweimal in der Woche ins Fitnessstudio, hatte aber keine Chance gehabt, sich aus seiner Umklammerung zu befreien.
    Sie weigerte sich beharrlich, die Identität ihrer Freundin preiszugeben. Irene beschloss, mit dieser Frage noch eine Weile zu warten, und sagte:

    »Können wir uns mal im Garten umsehen?«
    »Natürlich«, antwortete Marie und stand auf.
    Mit etwas Mühe gelang es ihr, die klemmende Terrassentür zu öffnen. Sie blieb in der Tür stehen. Hanko war wieder munter geworden, als sich alle am Tisch erhoben hatten. Er nutzte die Gelegenheit, sich ins Freie zu begeben. Wohlerzogen trottete er ganz nach hinten zur Hecke und hob dort sein Bein. Fröhlich schwanzwedelnd kam er zurück, als Marie nach ihm rief.
    »Er pinkelt sonst eigentlich nicht in den Garten, aber manchmal … «, sagte Marie entschuldigend. Irene lächelte sie verständnisvoll an. Gelegentlich hatte sie ihren Hund Sammie ebenfalls in den Garten gelassen, wenn niemand Lust auf einen Morgenspaziergang gehabt hatte.
    Offenbar hielt sich Marie Carlssons Interesse am Garten sehr in Grenzen. Die dichte Thujahecke und ein paar mickrige Obstbäume, sonst wuchs dort nichts. Auf der kleinen, gepflasterten Terrasse standen zwei hübsche, blau glasierte Keramiktöpfe mit unbestimmbarem, verwelktem Inhalt.
    »Wo stand denn diese Gestalt genau?«, fragte Sara.
    »Ungefähr in der Mitte des Gartens. Vielleicht etwas nach links, auf die Hecke zu. Wo die Terrassenbeleuchtung nicht hindringt«, antwortete Marie.
    Weil es mitten am Tag war, konnte man nicht sagen, wie weit der Lichtschein reichte. Aber es war offensichtlich, warum sich der Beobachter in diesem Teil des Gartens aufgehalten hatte: Hier gab es einen Spalt in der Hecke. Im Fall des Falles konnte er von dort aus schnell auf die große, für alle zugängliche Wiese auf der anderen Seite entkommen.
    Aber war diese Person wirklich der Paketmörder gewesen? Das ließ sich nicht mit Sicherheit sagen. Marie hatte von dem Täter vor dem Überfall kein Foto erhalten. Und auch keine Chrysantheme. Der Stalker und der Mann, der sie angegriffen hatte, waren nicht unbedingt ein und derselbe.

    Die Schlinge, mit der sie gewürgt worden war, hatte jedoch aus demselben Material bestanden wie die der beiden Mordopfer. Der Mann, der Marie überfallen hatte, war also mit größter Wahrscheinlichkeit der Paketmörder. Das bedeutete, dass er

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