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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verschränkten Armen und hochgezogenen Schultern kehrte Marie zum Sofa zurück und nahm mit schicksalsergebener Miene Platz. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck knotete sie ihr Halstuch auf, und eine hässliche, dunkelrote Narbe kam zum Vorschein, die vorne am Hals eine etwa acht Zentimeter lange Lücke aufwies. Marie deutete auf die Narbe und sagte:
    »Begreifen Sie, wie schrecklich das war? Die Zeit ist einfach vergangen, und nichts ist passiert. Dauernd frage ich mich, ob er vielleicht zurückkommt, um zu beenden … was ihm nicht gelungen ist.«
    Hanko erwachte von der Stimme seines Frauchens. Er sah sie aufmerksam an und ließ seinen Kopf dann wieder auf sein bequemes Kissen sinken. Irenes Füße wurden langsam taub, aber sie wollte sie auch nicht wegziehen. Es fühlte sich so geborgen und vertraut an, einen Hund in der Nähe zu haben.
    »Sie mögen Hunde«, stellte Marie fest und sah Irene an.
    »Ich hatte als Kind einen und auch in den letzten Jahren. Die Kinder wünschten es sich so. Aber er ist vor zwei Jahren gestorben. «
    Marie räusperte sich und sagte:
    »Nach dem Überfall hatte ich große Angst. Obwohl ich früher immer so unbeschwert gewesen und immer so gut allein zurecht gekommen bin. Danach wagte ich nicht mehr, allein in meinem Haus zu schlafen. In der ersten Zeit übernachtete ich bei meiner Schwester oder bei Freunden. Aber dann hörte ich von Hanko. Seitdem habe ich keine Probleme mehr damit, hier zu Hause zu schlafen. Die Probleme fangen an, wenn ich ohne ihn das Haus verlassen muss. Beispielsweise um zur Arbeit zu gehen. Ich kann ihn nicht überallhin mitnehmen. Ich gerate manchmal fast in Panik. Ich habe nie Hunde gehabt. Wir besuchen Agility-Kurse, um uns besser verstehen zu lernen. Aber wie es aussieht, brauche ich das Training nötiger. Hanko kann schon alles.«

    Ein schwaches Lächeln huschte über Maries Lippen, als sie stolz ihren Hund betrachtete. Irene beschloss, sich den Fragen zu nähern, auf die sie eine Antwort suchten.
    »Hatten Sie vor dem Überfall je das Gefühl, beobachtet zu werden?«, fragte sie. Marie schüttelte den Kopf.
    »Das haben Sie das letzte Mal schon gefragt. Nein, das kann ich nicht behaupten«, antwortete sie. Ihrer Stimme war nichts anzumerken, aber der Blick wurde unstet. Irene hatte das Gefühl, dass das nicht die ganze Wahrheit war.
    »Sie erhielten keine seltsamen Telefonanrufe? Keine Blumen oder schriftliche Mitteilungen?«
    »Nein.«
    Diese Antwort kam ruhig und sicher. Irene beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Schließlich hatten sie zwei Fotos gefunden, die durch die Fenster der Opfer aufgenommen worden waren.
    »Wir haben Anhaltspunkte, dass die Opfer des Paketmörders einen Mann gesehen haben, der sie durch ihre Fenster anstarrte. «
    Intuitiv spürte sie Saras Erstaunen. Irene sah ihre Kollegin nicht an, sondern Marie, die entsetzt zusammenzuckte.
    »Es ist vielleicht etwas in dieser Art vorgefallen. Einmal zumindest«, gab sie nach einer Weile zu.
    Sie verstummte. Schließlich fuhr sie fort:
    »Es gehen ja immer Leute auf dem Weg vor der Küche vorbei, aber das ist kein Problem. Daran bin ich gewöhnt, und es sind auch nicht so viele. Auf der Rückseite des Hauses grenzt der Garten an eine Wiese, die zu klein ist, um bebaut zu werden. Eine dichte Thujahecke trennt diese Wiese von meinem Grundstück. An einem Samstagabend, ich erinnere mich, dass es der 21. Februar war, hatte ich eine Freundin zu Besuch. Sie saß im Wohnzimmer, während ich in der Küche etwas zu essen machte. Plötzlich rief sie: ›Da steht jemand in deinem Garten!‹ Ich rannte ins Wohnzimmer, konnte aber niemanden sehen. Ich habe immer
die Beleuchtung im Garten an, wenn es dunkel ist. Als ich die Terrassentür öffnete, sah ich, wie sich jemand hinter der Hecke bewegte. Ich ging dorthin, aber da war niemand.«
    »Hat Ihre Freundin vielleicht gesehen, wie diese Person aussah ?«
    »Nein. Sie sah nur eine dunkle Gestalt, die sich im Garten bewegte. «
    »Wir müssten uns auch mit ihr unterhalten. Könnten Sie uns ihren Namen und ihre Adresse sagen?«, fragte Irene.
    Marie wirkte plötzlich wieder nervös und schien zu zögern, dann sagte sie jedoch entschlossen:
    » Wir sind zusammen, aber sie ist verheiratet. Sie hat einen Mann und zwei kleine Kinder. Sie ist noch nicht soweit, ihn verlassen zu können. Aber das ist in Ordnung für mich. Ich arbeite viel und habe auch nicht viel für Kinder übrig, aber das dachte ich bis vor kurzem ja auch noch von Hunden«, sagte

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