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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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fast ein Schluchzen. Dann wurde es ein paar Sekunden still, danach begann es von Neuem.
    »Egon weint«, sagte Irene.
    »Weint er? Können Hunde weinen?«, fragte Sara erstaunt.
    »Natürlich. Alle Tiere können weinen. Und dieses Jaulen kenne ich. So klingt ein zu Tode betrübter Hund.«
    Als sie in den zweiten Stock kamen, hörten sie den Hund direkt hinter der Tür. Als sie nochmals klingelten, begann er wie wild zu bellen und an der Tür zu kratzen.
    »Er klingt heiser«, sagte Irene.
    Sie öffnete die Klappe des Briefeinwurfs, was den Hund dazu veranlasste, sich gegen die Tür zu werfen. Dann hielt er inne und sah ihr durch den Schlitz direkt in die Augen. Verängstigt und traurig, dachte Irene. Sie empfand eine gewisse Besorgnis. Es war nichts zu hören, was darauf hingedeutet hätte, dass sich Ann-Britt
näherte. Es war abgesehen von dem verzweifelten Kläffen des Dackels überhaupt nichts zu hören.
    »Wir müssen den Schlüsseldienst kommen lassen«, entschied Irene und zog ihr Handy hervor.
     
    Egon sprang direkt in Irenes Arme, als sie die Tür öffneten. Er zitterte und jaulte. Instinktiv drückte er sich an sie. Nichts auf aller Welt konnte ihn dazu bringen, noch mal einen Fuß auf den Boden zu setzen.
    »Er ist völlig verängstigt«, sagte Irene und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke.
    Sie schob den Hund in ihre Jacke und hielt ihn im Arm. Nur sein Kopf ragte noch aus der Jackenöffnung. Der langhaarige Dackel war relativ klein und wog nicht viel. Irene spürte sein Zittern und das Pochen seines kleinen Herzens. Armer Kleiner, dachte sie. Was hat dir nur so eine Angst eingejagt?
    Die Wohnung war mit einigen älteren Möbeln eingerichtet, die gut in ein Haus aus den 20er Jahren passten. Irene schaute in die helle Küche mit den gelb lackierten Küchenschränken, in der ein alter Holztisch mit vier Stühlen stand. Dieser Tisch befand sich sicher schon dort, seit das Haus gebaut worden war. Unter dem Tisch lag ein Hundehaufen. Eine große Pfütze war dort ebenfalls auszumachen. Der arme Hund hatte seine Notdurft im Haus verrichten müssen. Irene fielen auch zwei leere Näpfe in der Ecke auf.
    »Irene, komm«, ließ sich Saras Stimme vernehmen.
    Irene ging durch das kleine, aufgeräumte Wohnzimmer auf Sara zu, die in einer offenen Tür stand. Als sie in das Zimmer schaute, sah sie, dass es sich um ein Schlafzimmer handelte. Im Bett lag Ann-Britt Söderström. Ein Blick genügte, um Irene zu verraten, dass sie tot war.
    »Die Tür war geschlossen«, sagte Sara.
    Ein Glück, Egon hatte also keine Möglichkeit gehabt, ins Zimmer
zu kommen. In ihrer langjährigen Laufbahn hatte Irene einige Male Szenarien vorgefunden, die mit einem oder mehreren Hunden und Leichen zu tun gehabt hatten, und das war wirklich keine schöne Erfahrung gewesen.
     
    Irene und Sara blieben, bis Verstärkung eintraf. Die Leiche wies keine Spuren von Gewaltanwendung auf. Alles deutete darauf hin, dass Ann-Britt Söderström im Schlaf gestorben war. Irene nahm die Leine von einem Haken in der Diele, um mit Egon einen kurzen Spaziergang zu machen. Währenddessen verständigte Sara die Polizei in Stockholm, wo Ann-Britts Tochter wohnte. Die Kollegen versprachen, ihr die Todesnachricht zu überbringen und ihr bei dieser Gelegenheit auch die Telefonnummern von Irene und Sara zu hinterlassen.
    »Sie wird sicher wissen wollen, was aus Egon geworden ist. Lass ihr ausrichten, dass ich ihn mit nach Hause nehme. Morgen werde ich versuchen, ihn irgendwo unterzubringen«, sagte Irene, bevor sie verschwand.
    Der Hund weigerte sich immer noch, ihren Arm zu verlassen, also musste Irene ihn die Treppe hinuntertragen. Auf dem Innenhof rannte er fröhlich über das Pflaster und ohne zu zögern auf eine Teppichstange zu. Dort stand er lange mit gehobenem Bein. Es war deutlich, dass er nicht zum ersten Mal dort stand. Ann-Britt hatte sich vermutlich abends auf den Hof geschlichen, statt mit dem Hund einen Abendspaziergang zu unternehmen.
    »Du Armer«, sagte Irene leise.
    Als sie wieder oben in der Wohnung waren, packte Irene Egons Fressnäpfe ein. Sie warf einen Blick in die Speisekammer. Dort stand eine Tüte Trockenfutter, die sie ebenfalls einpackte. Den Hundekorb fand sie in der Diele, er würde auch gut zu gebrauchen sein. Nirgends lag Hundespielzeug. Merkwürdig, schließlich war der Hund noch recht jung. Mit den Hundesachen im Korb, den Hund neben sich an der Leine, ging Irene die
Treppe hinunter. Sara blieb noch, um der Spurensicherung zu

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