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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vier fertig. Ich kann direkt anschließend zu Ihnen kommen«, sagte er.
    »In Ordnung«, erwiderte Irene und legte auf.
    Seinem Dialekt nach kam er aus Småland oder Blekinge. Er hatte jedoch keinen Akzent. In Anbetracht seines Namens ging Irene davon aus, dass zumindest ein Elternteil aus dem Ausland stammte.
     
    Bereits nachdem sie Ants Hüppe im Warteraum im Erdgeschoss begrüßt hatte, begann sie zu bezweifeln, dass es sich bei ihm um den Paketmörder handelte. Er hatte zwar runde Wangen, helle Augen und volle Lippen, ihm fehlte jedoch die Muskelkraft. Marie Carlsson hatte dies unterstrichen, die Verletzungen der beiden Mordopfer bezeugten sie. Hüppes Händedruck war weich wie ein nasser Waschlappen. Seine ganze Erscheinung besaß etwas Konturloses. Sein schwammiger Körper schien keinerlei Muskeln aufzuweisen. Er schwitzte stark, obwohl der Tag recht kühl war. Als sie im Fahrstuhl in die vierte Etage fuhren, bemerkte Irene einen deutlichen Schweißgeruch, der jedoch
mit Deo und Herrenparfüm vermischt war. Marie hatte von einem überwältigenden Körpergeruch gesprochen. Das passte nicht auf Ants Hüppe. Er war lässig in Jeans, schwarzes T-Shirt und schwarzes Cordsamtjackett gekleidet. Im Fahrstuhlspiegel fiel Irene auf, dass er etwas kleiner war als sie. Seine Hände waren überraschend klein und feminin. An seinem linken Ringfinger trug er einen breiten Goldring, der ihm zu eng geworden war.
    Als Irene die Personalien aufnahm, ergab es sich, dass er verlobt war, mit seiner Verlobten jedoch nicht zusammenwohnte. Er bewohnte eine Wohnung in einem Zweifamilienhaus in der Kungsladugårdsgatan, seit er vor fünf Jahren nach Göteborg gekommen war. Vorher hatte er in Växjö gearbeitet.
    »Warum sind Sie aus Växjö weggezogen?«, fragte Irene.
    »Växjö ist eine langweilige Stadt. Ich stamme aus einem kleinen Dorf in der Nähe. Ich wollte was Neues sehen.« Er zuckte mit den Achseln.
    Irene fiel auf, dass er ihrem Blick auswich. Sie merkte instinktiv, dass er ihr etwas verheimlichte. Vielleicht sollte ich dir ja doch auf den Zahn fühlen, dachte sie.
    » Wie Sie ja bereits wissen, sind Sie hier, weil Sie dem Phantombild ähneln, das wir an die Zeitungen gegeben haben. Es zeigt einen Mann, der in der Nähe zumindest eines der Fundorte gesehen wurde. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass ich Ihnen deswegen einige Fragen stellen muss«, sagte Irene.
    Hüppe nickte nur, ohne etwas zu entgegnen.
    Mit einer raschen Bewegung wischte er sich etwas Schweiß von der Stirn.
    »Wissen Sie, wo Sie am Abend des 2. März dieses Jahres waren ?«, fragte Irene.
    »Ja, allerdings!«
    Er ließ die Hand in der Innentasche seines Jacketts verschwinden und zog einen kleinen Taschenkalender hervor. Er blätterte
ihn rasch durch. Seine Miene hellte sich auf, und der Schatten eines Lächelns ließ sich in seinen Mundwinkeln erahnen, als er das Gesuchte gefunden hatte.
    »Ich bin nachts um halb zwölf in Landvetter gelandet. Ich war in Florida. Mein Bruder wohnt dort, und ich hatte ihn und seine Familie besucht.«
    Als Marie Carlsson überfallen worden war, hatte sich Ants Hüppe in einem Flugzeug in zehntausend Meter Höhe über Dänemark befunden. Der ordentliche Lehrer konnte Irene sogar eine Buchungsnummer, die Fluggesellschaft und die genauen Abflug- und Ankunftszeiten nennen. Irene hatte das deutliche Gefühl, dass diesem Alibi nicht beizukommen war. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Etwas stimmte nicht.
    » Wieso konnten Sie mitten im Schuljahr nach Florida fahren ?«, fragte sie.
    Hüppes zufriedene Miene wurde wieder von dem vorsichtigen, ausweichenden Blick abgelöst.
    »Ich hatte noch Urlaub übrig, außerdem handelte es sich nur um eine Woche«, sagte er.
    »Kann man denn als Fachlehrer einfach so mitten im Schuljahr frei nehmen?«
    Da war etwas, das spürte sie ganz deutlich. Irene war klar, dass dies wohl kaum etwas mit dem Paketmörder-Fall zu tun hatte, aber sie konnte es trotzdem nicht auf sich beruhen lassen. Ants Hüppe begann wieder stark zu schwitzen. Er zog ein Päckchen Taschentücher aus der Tasche und nestelte ein dünnes Papiertaschentuch hervor. Mit verlegener Miene ließ er dann das zerknüllte Taschentuch in seiner Jackentasche verschwinden. Er holte tief Luft, dann ließ er seinen Blick über Irenes Gesicht huschen und schaute dann auf einen Punkt über ihrer linken Schulter.
    »Ich … ich war krank geschrieben. Burn-out. Aber ich erholte mich wieder, und deswegen hat mir der Arzt auch

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