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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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nur unter Berücksichtigung dessen, was im Angebot ist – dieses aber in toto erfassen zu können, ist als universaler Geltungsanspruch der von Bacon und den Seinen bevorzugten Weltaneignungsmodi ein hervorragendes epistemologisches Komplement zur Universalität des Tauschs beim bürgerlichen Gewinnwirtschaften (im Gegensatz zum feudalen und noch zum feudalabsolutistischen deficit spending, das eher an den ungedeckten Schecks der Erlösungsreligion Gefallen finden konnte).
    Es hätte auch gepaßt, wenn es nicht gestimmt hätte, aber die Pointe lautet, daß es auf eine Weise stimmt, die über das hinausdeutet, was daran paßt – über den Zweck, den das Kapital setzt nämlich, aber nicht einfach auf die zwecklose Natur selbst, sondern auf andere Zwecke als die Inwertsetzung und andere Subjekte als das automatische. Die Baconsche Methodenlehre verdankt ihre historische Aszendenz der bürgerlichen Emanzipation und der Implementierung des Kapitalverhältnisses, aber die soziale Praxis, deren erste (und nach eigener Selbstüberschreibungsorientierung eben nicht: letztgültige) Theorie sie sein will, ist auf diesen kontingenten Ursprung anders verwiesen als die Scholastik auf die Feudalität. Der Unterschied, den wir meinen, hat, um in einer Unterscheidung zu sprechen, die seit W.V.O. Quines Two Dogmas of Empiricism -Aufsatz in Verruf geraten ist, von den darin enthaltenen Argumenten aber weder völlig obsolet gemacht noch auch nur so fundamental beschädigt wurde, wie Quine glauben machen wollte 78 , eine synthetische und eine analytische Seite. Die synthetische läßt sich nicht klarer illustrieren als mit dem Pendelgleichnis, das der vor Stephen Hawkings Breitenwirkung bekannteste Popularisierer der Astrophysik Carl Sagan immer wieder gern und in seinem Roman Contact angemessen ausführlich erzählt hat – wir kürzen leicht und passen die Geschichte unseren Zwecken an, ohne sie zu ändern: Eine Wissenschaftlerin und ein Priester unterhalten sich über die Validierungsmöglichkeiten für Geglaubtes. Die Wissenschaftlerin erzählt von einem Foucaultschen Pendel mit tonnenschwerem Gewicht. Ihr newtonianisch-galileisches Glaubenssystem sagt ihr, daß die Amplitude eines solchen Pendels, läßt man es schwingen, immer nur abnehmen, niemals zunehmen kann. Sie wird darum die Prüfung ihres Glaubens akzeptieren müssen, wenn man sie auffordert, sich so hinzustellen, daß das ausschwingende Pendel ihre Nase berührt und es dann losläßt. Der Religiöse aber verfügt über kein alternatives Wissen, das ihm erlaubt, seinen Gott (oder, wenn er einem nichteuropäischen Bekenntnis angehört, seine Götter, Geister, Kami u.ä.) dergestalt zu versuchen, daß ihm bei Übertretung der Gebote, auf welche die Wissenschaftlerin verpflichtet ist, der Schädel nicht zertrümmert würde.
     
    Man hat nun, um etwas zu retten, das man »sozialen Monismus« nennen kann, nämlich die Möglichkeit mindestens zweier Arten, zu Aussagen über die Welt zu gelangen, nicht als Verhältnis zwischen dem Überholten und dem Vorherrschenden zum gesellschaftlichen Konfliktschauplatz werden zu lassen, versucht, einen Ausgleich zwischen den beiden Parteien zu schaffen, die das Gleichnis meint, indem man, gewitzigt durch das Vorbild der schon etwas älteren negativen Theologie, Einfälle in Umlauf brachte wie den, der Glaube sei zuständig für das, was zwar in der Natur der Welt gegeben sei, sich aber mit den Baconschen Vorgaben für jegliche Befassung mit der Natur der Welt nicht ermitteln lasse: Aussagen also, die keine Tatsachenbehauptungen seien. Definieren kann man alles und so widersprüchlich, wie man mag, aber die logische Form dieser Bestimmung gleicht leider derjenigen, die etwa sagt: Das Wort »Schnirfel« bezeichne fortan alles, was sich mit keinem Wort bezeichnen läßt. Ernster als derlei wird man nehmen müssen, was Adorno, Horkheimer und von ihnen Beeindruckte gleichsam in Verallgemeinerung der »Fackel«-Fortschrittsskepsis aus ihrer eigenen historischen Erfahrung technisierter Barbarei deduziert haben, und zwar 1.) im engeren Sinn methodenkritisch in Überlegungen wie der bei Adorno im Zusammenhang einer Hegelgedenkrede geäußerten, Wissenschaftler und logische Positivisten, die das Subjektive als bloße Verneinung des Objektiven verstünden und es nun ihrerseits etwa dadurch zu verneinen suchten, daß sie nur noch Protokollsätze über Versuchsreihen als wahrheitsfähig akzeptieren, glitten auf diese Weise erst recht ins schlechteste

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