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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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gebahnt zu haben, als mit der Hacksschen Konzeption vom nachrevolutionären Theater, das, da ja in der Sowjetunion und der DDR der Kapitalismus als gesellschaftliches Grundverhältnis abgeschafft war, auf Agitation verzichten konnte. Im Geiste Rudolf Bahros und des dissidenten Luxemburgismus nachzufragen, ob nach Ansicht von Leuten wie Hacks demnach im Sozialismus auch die Gewerkschaften überflüssig seien, trifft den Dichter nicht; wir haben ja im vorigen Kapitel seine Theorie von den neuen Klassenverhältnissen in jener nachrevolutionären Gesellschaftsformation vorgestellt und vertrauen darauf, daß man sich leicht denken kann, wie ungern Hacks die »Werktätigen« (wenn’s denn schon keine durchs Kapitalverhältnis gesetzte und bestimmte Arbeiterklasse mehr gab) ungeschützt und ohne Organisationsmittel in den Auseinandersetzungen zwischen Partei und Wirtschaftslenkung gesehen hätte. Engagementenergetisch gespeist von einer Empörung, die sich der Verstand begreiflich und operativ gestaltbar macht über eine bündlerische Fetischisierung und Totalisierung des einzig im organisatorischen Pluralismus und der Patchwork-Strategie für verwirklicht gehaltenen Demokratieprinzips (»Ohne Bürgerinitiativen sind die Bürger ohnmächtig, ohne Frauengruppen die Frauen, ohne Gewerkschaften die Lohnabhängigen«), die den im Osten (durch Leute wie Bahro) wie im Westen (durch allerlei Proto-GRÜNE) öffentlich artikulierten Programmen der neuen sozialen Bewegungen urwesentlich war, leidet solche Kritik an einer Phantasie, die sich gestattet, Klassenpolitik der Produzentinnen und Produzenten einmal anders verfaßt zu denken als in Gewerkschaften oder Sozialdemokratien, an derselben Kurzsichtigkeit, die aus dem Pochen auf der Unersetzbarkeit des Gewerkschaftlichen im nächsten Moment bei denselben (oder anders anarchistisch inklinierten) Personen sich schon wieder im entgegengesetzten Sinn äußert, dann nämlich, wenn Gewerkschaften in der »verwalteten Welt« (das heißt auf beiden Seiten der alten Systemgrenze wie, a fortiori, nach deren Fall) für völlig sinnlos erklärt werden, weil etwa
     
    1. ihre entscheidenden Waffen in antagonistischen gesellschaftlichen Kämpfen, etwa das Organisierenkönnen von Streiks, für aufgrund der Neuorganisation der Produktion nach irgendeinem produktivkraftbefeuerten innerkapitalistischen Epochenumbruch obsolet erklärt werden – »Die Verkehrswege sind zu gut entwickelt, die Modularität der Erzeugung erlaubt ihre zu schnelle Verlegung, die Arbeitenden sind endlich erfolgreich atomisiert, Solidarität ist unter solchen Bedingungen ein idealistischer Wahn« –, dazu ist aber in Betracht zu ziehen: a) wer die Transportkapazitäten der kapitalistischen Gemeinwesen nur an dem messen kann, was in ihnen technisch möglich wäre, hat das Profitprinzip, die Monopolmacht und die sich aus dem Zusammenwirken beider ergebende Unberechenbarkeit, Unfähigkeit und totale Schlamperei in Bereichen wie Sicherheit und Zuverlässigkeit (vulgo: der Gebrauchswertseite des Transportwesens, im Gegensatz zu ihrer Tauschwertseite, also etwa verfrachteten Stückzahlen und Gebühren pro Stück) vergessen und also beispielsweise noch keinen Sommer oder Winter mit der Deutschen Bahn AG verbracht. b) Der ganze Einfall ist undialektisch. Wenn das Kapital die Transporterleichterungen durch Technik gegen die Streikmacht in der Produktion ausspielt, dann wächst eben umgekehrt die Streikmacht im Verkehrswesen (wir sagen also mit Gilles Dauvé und Karl Nesic: »Alle, die uns eines vereinfachten Materialismus bezichtigen, sollen einfach mal einen lang andauernden Streik im Transportsektor, ob bei der Bahn und/oder im Straßenverkehr, mit einem ebenso langen Streik der Presse vergleichen.« 183 ) Man kann diesen beiden Autoren nur völlig recht geben, wenn sie schreiben: »Zwar werden die Arbeiter verschiedener Regionen oder Kontinente zu Konkurrenten gemacht und wird damit das Kapital gestärkt, dafür geben just in time , stärkere Verflechtung zwischen Unternehmen und Betrieben, ›Null Lager‹ und die Obsession einer immer schnelleren Warenzirkulation den Arbeitern eine Blockademacht« 184 und die ist neu, ein unausgeschöpfter Fortschritt.
     
    2. nach einem irgendwie vage strukturalistisch als Begründungshintergrund implizierten Gesetz der Totalität der Systeme (das manchmal ärgerlicherweise »materialistisch« aufgemotzt wird mit dem mehr oder weniger deutlichen Verweis darauf, daß ab einer gewissen

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