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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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sonstigen Nutznießer der ungerechten Besitzordnung sind, welche die Nichtbesitzenden bewaffnet haben, dann wird man es nicht bedauern, wenn diese die Waffen gegen jene richten.
    Falls es so etwas wie eine fortschrittliche Generallinie zur Kriegsfrage geben sollte, dann wird sie wohl eine Variante der logischen Form sein, die man als Negation der Negation kennt, etwa so: Es soll möglichst nicht auf den Schlachtfeldern gekämpft werden, welche die Herrschenden den Beherrschten bereitet haben; wenn aber dort bereits gekämpft wird, sollte dort allenfalls über die Herrschaft selbst gesiegt werden.

DREIZEHN
NACH DEN SPIEGELN:
I.
Fortwährende Nochnichtabschaffung
    Es hat den Denkenden, die sich bemüht haben, die Geltungsansprüche der Philosophie einzuschränken, sie aufzuheben oder abzuschaffen, nichts genützt: Ihre Aufsätze und Bücher werden unter Philosophie abgelegt und gelten nur als interessant, wo und soweit das geht. Mag Hume gezweifelt haben, die Disziplin sei geeignet, anderen akademischen Fakultäten eine Grundlegung ihres Treibens bereitzustellen; mögen andere Aufklärer das Wort Philosophie synonym mit Naturwissenschaften benutzt haben in der Hoffnung, die Verborgene werde aus der Tarnung eines Tages heraustreten können als das einzige, was man brauche; mögen die ersten Positivisten einige inzwischen erzogene Sozialwissenschaften dazugenommen haben; mögen Wittgenstein und Dewey der Meinung gewesen sein, ihr Philosophieren habe allenfalls den therapeutischen Wert, einige Probleme der Philosophie als Scheinsorgen zu entlarven; mag Richard Rorty erklärt haben, bei der ganzen Philosophie handle es sich um eine (allerdings nicht unliebenswerte, wenn auch verschrobene) Literaturgattung, die nichts enthalte, was man ernsthaft Fragen oder Probleme nennen sollte, weil die einschlägigen Streitigkeiten eigentlich nie durch Lösungen beendet, sondern jedesmal höchstens irgendwann aufgegeben und durch neue, andere ersetzt würden; mögen die zweiten Positivisten sich von der Logik und mag Heidegger sich vom »Denken« – was immer das nun wieder sei – versprochen haben, damit erübrige sich das meiste, was man als Philosophie gekannt habe; möge ein lange Zeit Blüten wie Früchte treibender Zweig der Analytischen Philosophie versucht haben, alle philosophischen Zwistigkeiten auf Unklarheiten der philosophischen gegenüber der alltäglichen Sprache zurückzuführen; mag der Poststrukturalismus die Philosophiegeschichte (meist: die abendländische) durch den psychoanalytisch-epistemoarchäologisch-dekonstruktiven Wolf gedreht haben, und mögen schließlich, um diese kleine, nicht den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit oder chronologische Ordnung erhebende Reihe zu einem sehr vorläufigen Abschluß zu bringen, Marx und Engels in der Deutschen Ideologie gegen die Junghegelianer, deren Denken sie eben erst selbst entwachsen waren, gebieterisch verkündet haben:
    »Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, beginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen Entwicklungsprozesses der Menschen. Die Phrasen vom Bewußtsein hören auf, wirkliches Wissen muß an ihre Stelle treten. Die selbständige Philosophie verliert mit der Darstellung der Wirklichkeit ihr Existenzmedium. An ihre Stelle kann höchstens eine Zusammenfassung der allgemeinsten Resultate treten, die sich aus der Betrachtung der historischen Entwicklung der Menschen abstrahieren lassen« 214
    Am Ende kommt doch immer jemand wie der marxistische Dichter Peter Hacks und sagt etwas wie das: »Nur eine schier bedingungslose Hingabe an die Philosophie kann uns vor dem Schwachsinn der Einzelwissenschaften retten«. 215 So weit gehen wir aus Gründen nicht, die mit unserer Abneigung gegen Ebenenverwechslungen und Kategorienfehlern zusammenhängen und im folgenden diskutiert werden sollen.
     
    Daß aber die Spekulation, wie Marx und Engels meinen, beim wirklichen Leben aufhört, ist schon deshalb nicht möglich, weil zum wirklichen Leben der Menschen wenigstens im geschichtlich überprüfbaren, aufgezeichneten Zeitraum Spekulation, ja Philosophie ganz offensichtlich gehört, selbst wenn man ihr alle Ansprüche und Wirkungen bestreiten will, die Rorty so irrig und unziemlich findet. Gegen die Junghegelianer hatten die Dioskuren (wenn wir sie so nennen, nennen wir Hegel, nicht ganz ironiefrei, bewußt Zeus) alles Recht der Welt, weil jene Begriffe für Realien hielten und nach

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