Der Implex
in der generativen Grammatik) behandelt. »Erdbeere« bezeichnet so bestimmte Früchte, die man sehen, riechen kann, »Frucht« bezeichnet Wörter wie Banane, Erdbeere, Birne, die man lesen oder hören kann.
Stabile Verhältnisse zwischen Wörtern und Begriffen, die sich an zweckgeleiteten Handlungen bewähren, wollen wir »Erkenntnisse« nennen, wenn sie neu sind, und »Wahrheiten«, wenn sie ein paar tausend Testdurchläufe hinter sich haben oder der Versuch, sie in Frage zu stellen, aus Gründen der Gesamtanlage unserer Begriffswelt besonders schwierig aussieht, und »Irrtümer«, wenn diese Bewährung bricht (wir verstehen die »Erfolgswörter« wie »Entdeckung«, »Erkenntnis«, »Wahrheit« damit nicht als Realien, sondern als Nomina, die der erneuten Vereinbarung über ihren Status veränderbar sind, es geht nicht ums Absolute, sondern um Wahrscheinlichkeiten, die aber eben auch nicht »alle gleich« sind).
Was dem Individuum die Erkenntnis, sollte nach dem Willen der philosophes der Gesellschaft das von allen beschlossene, von allen einzusehende, von allen zu tragende und zu verwirklichende Gesetz sein. Das implizite Scharnier zwischen beiden war der Naturgesetzbegriff; dem Atomismus eines Gassendi entsprach die Auffassung der Leute als freier sozialer Monaden, die über Verträge und diese wiederum implizierende Verkehrsformen so sicher vergesellschaftet sind, wie Atome ihre Verbindungen zu Molekülen und materiellen Stoffen finden. Ein entschlossener Naturalismus (aber eben noch nicht, wie in den späteren Verfallszeiten bürgerlichen Emanzipationsdenkens, enger Biologismus) prägt den ganzen Entwurf, und zwar in beiden Varianten dessen, was das Denken, sowohl das öffentliche wie das private, den lumières war, also 1. der empiristisch-sensualistischen wie 2. der cartesisch-rationalistischen.
Die Sensualisten hielten dabei dafür, daß alle Ideen, selbst die falschesten, von den Sinneswahrnehmungen rührten, ihr Bild vom Denken war die berühmte, seither immer wieder angegriffene (ein Name und ein Titel nur, für viele: Richard Rorty, Der Spiegel der Natur – eine Kritik der Philosophie ), immer wieder verteidigte (ein anderer Name, ein anderer Titel: Wladimir Iljitsch Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus ) Spiegelmetapher; die Rationalisten dagegen waren der Ansicht, daß gerade die allerwichtigsten, allerrichtigsten Ideen angeboren seien (und damit ebenso naturfundiert wie bei den Sensualisten).
Für beide sind die richtigen Begriffe Verallgemeinerungen – und während wir ihnen darin völlig recht geben, möchten wir doch auf eine praktisch-historische Schwierigkeit hinweisen, die ihnen nicht immer klar gewesen zu sein scheint: Die allerallgemeinsten Begriffe – also Vergleiche und Unterscheidungen, die es erlauben, die allermeisten Wörter, die allermeisten Dinge zueinander in Beziehung zu setzen – , die man zum Folgern braucht wie null und unendlich für die Mathematik, weil das Folgern oft Aussagen über schlechthin alles, was man weiß, impliziert – nicht nur bei Naturgesetzen, die »immer« stimmen müssen, sondern bei ganz banalen Aussagen wie »wenn x, dann y«, der Satz haut nur hin, wenn er jede Art x betrifft –, muß man Humes Tautologie darüber verletzen, daß man aus bekannten Fällen niemals Zwingendes über unbekannte wird ableiten können, weil letztere sonst gar nicht unbekannt wären – man muß, will man überhaupt über etwas auf eine Weise sprechen, die das Eichen des Handelns am Probehandeln erlaubt, immer wieder über Dinge sprechen, von denen man noch nichts weiß, ja noch nichts wissen kann. Erfahrungszweifler, aber nicht nur epistemische Skeptiker, sondern auch Leute, die Sprachbedeutung und Metaphernreichweite in Frage stellen, scheinen zu verlangen, daß man es deshalb bleibenläßt; solange sie aber keine konsequenten Schweigemystiker werden, ist die Pointe der Sache einfach eine historische: Alle Menschen wissen, daß a) die höchsten Begriffe als Verallgemeinerungen in sämtlichen Erfahrungen, die man jemals machen könnte, enthalten sind, und b) niemals, auch nicht »alle Menschen«, jemals alle Erfahrungen gemacht haben werden und man aber c) höchste Begriffe, extrem weitreichende Verallgemeinerungen braucht, um überhaupt denken zu können – etwa den Begriff »Denken«, den nur richtig, also ohne Schieflage zu allem damit bezeichnenden, gebrauchen würde, wer alles gedacht hat, was gedacht werden kann. Man ist also aufs Raten angewiesen,
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