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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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verbrauche, kann ich tauschen, vorher nicht. Dies alles, das Horten, das Verteilen, der Tausch, ist beschleunigt und erweitert, wenn die Koordination der Produktion beschleunigt und erweitert ist – und dann stellt sich eben die genuin gesellschaftliche Frage: Was machen wir mit dem Mehrprodukt, was mache ich mit den Kapazitäten, der Möglichkeit der Muße, die freiwerden?
    Man kann über die imperialistischen Staaten der Gegenwart sagen, was man will – ihre precision guided missiles töten viele Menschen, machen viel kaputt, ihre erpresserischen Handelsgewohnheiten haben vom gerechten Tausch nichts gehört, ihre Patentabkommen stellen sicher, daß Elende nicht an die Medikamente kommen, die sie brauchen; aber immerhin, sie haben die Datenautobahn gebaut.
    Selbst ohne irgendeine gesellschaftlich instituierte Instanz, die es sich etwa zur Aufgabe gemacht hätte, die Koordinationszugewinne an die arbeitende Menschheit weiterzugeben, sind einige ihrer Effekte bereits im seit dem Absolutismus schwerfälligsten Bereich moderner Gemeinwesen angekommen, in der Verwaltung nämlich, in Gestalt des sogenannten E-Government mit seinen netten Wirkungskreisen von government to government über government to employee bis zu government to citizen , und daß selbst im notorischen Stempelkissenparadies Deutschland Bund, Länder und Gemeinden inzwischen die Beantragung von Ausbildungsbeihilfe, Patentsachen, bauwirtschaftliche Vorgänge, landwirtschaftliche Förderprogramme und so weiter computergestützt beschleunigt und hier und da sogar tatsächlich vereinfacht haben, bringt Sozialistinnen auf Ideen. Braucht irgendein Küstenstreifen wirklich fünfundzwanzig kommunale Einzelverwaltungen auf engstem Raum? Einerseits und evidenterweise: nein, andererseits: Solange alles über Lohnarbeit läuft, kann man die Leute nicht einfach aus ihren Büros jagen, wenn man ihnen sonst keine Erwerbstätigkeit anzubieten hat. Was tun? Alle werden Webdesignerinnen?
    Technische Lösungen sind eben nicht soziale – selbstverständlich könnte man ja zum Beispiel auch sämtliche Vitaldaten, Krankheitsverläufe, Profile von Leuten, die in sämtlichen Krankenhäusern und Arztpraxen, und zwar denjenigen für den gemeinen Pöbel wie denjenigen, die sich um die Funktionseliten kümmern, jemals behandelt wurden, in großen Datenbanken zusammentragen und dann vernetzt wiederum allen praktizierenden Heilberuflern zugänglich machen, um tatsächlich für alle Fälle, die vorkommen können, die geeignete, dem Problem angepaßte Therapie zu finden: Die und die Person dieses oder jenes Geschlechts von diesem oder jenem Gewicht mit dieser oder jener Vorgeschichte entwickelt dieses Symptom oder ein anderes, und dann schlägt die eine Behandlung in irgendeinem Zeitraum so und so an, oder sie tut dies nicht: evidence based medicine, wie Thomas Bayes, hätte er übers Gesundheitswesen nachgedacht, sie sich nicht klarer wünschen könnte; nur daß die tatsächliche Umsetzung dann wieder daran hängt, wer’s bezahlt, und ob die evidence sich nicht auch so auslegen läßt, daß es sich bei alten Leuten eh nicht lohnt, da die Statistik ja sagt, daß die bald an irgend etwas anderem sterben und so weiter und so fort … von der Verpflichtung, sich zu entscheiden, ob das Solidarprinzip gilt oder »Rette sich, wer kann«, dispensiert das Gemeinwesen sein schönstes Netz nicht.
     
    Genau wie die Preisschwankung beim Öl sofort irgendwo Arbeitsplätze schafft oder vernichtet, zieht ein einfacher, sauberer, praktischer, übersichtlicher Vorschlag auf der Stelle ungeheure Mengen von Überlegungen und praktischen Desideraten nach sich bezüglich der Besitzverhältnisse, der Besteuerung, der Allokation. Man kann, das ist der Witz bei Hocharbeitsteiligem und Hochproduktivem, an keinem Fädchen ziehen, ohne daß der ganze Teppich betroffen ist; man muß dann aber eben erwägen, ob die Hände, die dran ziehen, nicht auch neu knüpfen können, und ob nicht in der bestehenden Produktionspraxis und -hexis – diese der ganze Sinn und Zweck neuerer Debatten über die commons, wenn sie denn Sinn und Zweck haben – bereits Formen geübt werden, die dieses Neuknüpfen implizit enthalten.
    Heyek und Mises und alle, die ihnen glauben, fürchten sich vor nichts mehr als einem Gewebe, in dem das Zusammenwerfen der Leistungen der Tüchtigen und der Bedürfnisse der Minderbemittelten Alltag ist – das Bilden von Pools, das technische Kollektivieren von Ressourcen, die Enteignung des

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