Der Implex
sich natürlich (!) beide immer durch Augmentationen, Extensionen, Modifikationen verbessern, es gibt Brillen, die Nachtsicht erlauben, und Geräte zum Hörbarmachen von Ultraschall, also sind auch Denkhilfen vorstellbar (und in Gestalt formaler nichtaristotelischer Logiken ernsthafterer Art und anderer kontraintuitiver Maschinen der Mathesis bereits entwickelt worden), welche das mentale Erfahrungsspektrum vergrößern.
Es ist sehr unwahrscheinlich, daß unsere Hirne von sich aus bereits alles denken können, was im riesengroßen und hochkomplizierten Universum der Fall ist – wir können es nicht, weil wir es zum Überleben in unserem natürlichen Habitat, zur Ernährung und Fortpflanzung nicht brauchen, wir sehen ja auch kein Infrarot, weil Affen das nicht müssen. Wenn wir aber wollen, dann können wir alles, was andere Tiere – auch solche, die wir noch gar nicht kennen – können, soweit uns die dafür nötigen stofflichen Ressourcen zugänglich sind und die Lebenszeit ausreicht. Irgend etwas wollen wiederum können wir, weil wir Vorstellungen speichern, vergleichen und unterscheiden können, sonst strebten wir nach nichts außer dem, wonach die Instinkte streben. Sobald wir denken können, um die Dinge zu verändern, können wir auch das Denken verändern; dieser Vorgang aber vollzieht sich stets in Interpenetration mit Praxis und Hexis – einseitig und isoliert, als Korrektur des Denkens durch nichts als Denken (und allenfalls Reden), wie das in allgemeiner Semantik und Dianetik empfohlen wird, ist diese Veränderung je nach den Gründen für die zu verändernden Gedankeninhalte unter Umständen so schwer erreichbar wie das Infrarotsehen und Ultraschallhören durch Seh- und Gehörübungen. Die Umrisse des Denkbaren setzt das physische Universum, wahre Aussagen über dieses dachte man sich schon vor der Aufklärung als Propositionen, über die sich alle korrekturwilligen Menschen schließlich einigen würden, unabhängig von ihren Interessen, normativ gesetzten Zwecken, sonstigen intensionalen und intentionalen Denkakten et cetera – gute wie böse Menschen müssen, wenn sie etwas vorhaben, das an der frischen Luft stattfindet, berücksichtigen, daß Regen naß macht. Nicht obwohl, sondern gerade weil das so ist, lehnen wir den neopragmatistischen Reduktionsversuch »Wir brauchen keinen Begriff namens ›Wahrheit‹, weil Wahrheit ist, worauf sich alle einigen können« entschieden ab, weil »Wahrheit« diese Einigung nur als etwas denkt, das sein soll, soweit auch erfolgreiche Handlungen (an der frischen Luft oder unter sonst irgendwelchen von der Welt gesetzten Bestimmungen) sein sollen, dies aber beides Varianten normativer Aussagen sind, die selbst nicht wahr sein können. Der Satz von Engels über Freiheit und Notwendigkeit spricht von nichts als davon, was man kann, indem er verlangt, zu begreifen, was man nicht kann – soweit hat Karl Popper mit dem Falsifikationsprinzip recht, daß wahre Aussagen ab einem bestimmten Stand der Aussagenakkumulation über die Negation falscher gewonnen werden können; diese Tendenz nimmt natürlich mit der kritischen Masse verfügbarer Aussagen (oder auch nur Daten, also Aussagen ohne logische Operatoren) eher zu als ab; unrecht aber haben alle, die daraus ableiten wollen, es gäbe keine unterschiedlich richtigen Aussagen. Ein Satz, der, als Beschreibung einer möglichen Handlung aufgefaßt und in einer solchen verwirklicht, besseren Erfolg beim Versuch der Erreichung des dieser Handlung vorausgesetzten Zwecks erreicht, ist eben wahrer als einer, der schlechteren erbringt. Alle Probleme im Zusammenhang von Sein und Sollen sind solche der Reflexion und der Selbstbezüglichkeit, Gödelsche Probleme der Implikatur höherer Ordnung: Man kann übers Sollen zum Beispiel auch wieder Seins-Aussagen treffen, nicht nur übers Sein Sollen-Aussagen.
Daß man beliebige Propositionen normativ, das heißt direktiv und evaluativ sortieren kann, wissen eigentlich alle, seltener aber wird außerhalb des Wissenschaftsbetriebs gesehen, daß man auch normative Sätze, wie sie nun mal im menschlichen Gebrauch als Sprechakte und Denkfiguren überall und jederzeit vorkommen, propositional sortieren kann, zum Beispiel, um zu einem der fundamentalen, von allen epocheprägenden Leuten zwischen Hobbes, Locke, Rousseau bis schließlich zu den Utilitaristen geteilten Aufklärungsprinzipien zu gelangen, nämlich der Einsicht, daß Menschen über das, was sein soll, bei Abwesenheit von
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