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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Vokabulare verfügt, seinen Implex in sprachlichem oder sonstwie konventionalisiert oder standardisiert symbolischem Probehandeln explizit zu machen, so beschrieben werden kann (die Autopoiesis, wie Luhmann das im Gefolge Maturanas und Varelas nennt, der Gesellschaft unterscheidet sich von derjenigen beliebig lebendiger Organismen darin, daß sie in ersterer als Begriff, Bild et cetera vorkommen kann; es liegt aber damit keine hierarchische, sondern wieder eine auf naturalisierbare Implikatur bezogene wechselseitige Ermöglichungschoreographie vor: Nur über Gesellschaft wird Natur als Natur erfahrbar, aber umgekehrt kann man Gesellschaft nur aus etwas machen, das eine Natur hat. Auch hier wenden wir uns gegen zwei Reduktionismen: 1.) den der »sozialen Konstruiertheit von Natur(erfahrungen)«, die implizit Natur auf Gesellschaft herunterrechnen will, sich aber an der Untrennbarkeit von Natur- und Sozialkatastrophen wie dem Unglück von Fukushima im März 2011 nicht etwa bewährt, sondern als zu kurz gedacht erweist: daß die Natur von Menschen gemacht ist, dachten auch die Kraftwerkskonstrukteure dort, auch wenn sie dafür nicht den Umweg über handverlesene Epistemoligica aus dem wissenssoziologischen Schatzkästlein brauchten; sowohl diesen Technizistinnen wie jenen Sozialkonstruktivistinnen ist aber der hauchzarte, jedoch entscheidende Unterschied zwischen der Wahrheit, daß wir unser Verhältnis zur Natur konstruieren, und dem Irrtum, daß wir damit auch die Natur selbst konstruieren, entglitten; ein Kategorienversagen, das sich an dem gemessen am Stand der Produktivkräfte ebenfalls entschieden unterreflektierten Umstand entzündet, daß wir eine Sache natürlich nie anders kennen können als in Gestalt eines Verhältnisses, das wir zu ihr haben. Genauso gefährlich, theoretisch wie praktisch, ist allerdings der andere Reduktionismus, den wir zurückweisen, nämlich 2.) der des Feuerbachschen mechanischen Materialismus, welcher implizit Gesellschaft auf Natur herunterrechnen will). Bei allen derartigen Vorgängen, vom Jäger-Beute-Gleichgewicht oder dem Angebot-Nachfrage-Geschehen der Nationalökonomie über die oszillierenden Dipole an der Schwelle zum Laserstrahl bis zu den neuronalen Netzen sind Energie und Information involviert, aber man tut gleichwohl gut daran, die von Cornelius Cardew überlieferte Bauernregel nicht zu vergessen, wonach es egal ist, wieviel Wärme man in einen Stein pumpt, es wird niemals ein Küken ausschlüpfen (»niemals« ist ein Grenzwert; wir denken und schreiben hier, wie schon das ganze Buch über, unter der Schirmherrschaft von Thomas Bayes). Was dazu fehlt, nennt man heutzutage gern »Information«, und davon ist der Implex als jederzeit in und an sich historische Spur dessen, was war, und Vorzeichen dessen, was sein könnte, gewiß ein Sonderfall – nur muß man sich hüten, die Metapher, die von Information als etwas redet, das »in« einer Sache ist oder von ihr »getragen« wird, zu überdehnen, wenn man uns richtig verstehen will. Wir sympathisieren durchaus mit Tom Stonier, der gegen allerlei Versuche, ihn lächerlich zu machen, tapfer auf seinem Standpunkt beharrt, Information sei keine subjektive, sondern eine objektive Kategorie, nur macht er den Ansatz dann gleich wieder zunichte, wenn er dem Dualismus von Träger und Information, Form und Inhalt aufsitzt, von dessen Unhaltbarkeit spätestens die Beschäftigung mit Literatur alle Gutwilligen überzeugen sollte (wo, wenn nicht als Form, soll ein Inhalt zu finden sein, wie kann man zwischen der Welt, die ein Text malt, und diesem Text unterscheiden wollen, wenn diese Welt nirgendwo sonst existiert als eben durch diesen Text; die ganze Gefäßbildlichkeit ist ein Autosuggestionsergebnis). Stonier hat schon recht: Wenn es Masse, Ladung und dergleichen gibt, dann gibt es auch Information; aber gegen die Prämisse dieses Satzes, die Objektivierbarkeit der Kategorien der Physik (und des ihr aufsitzenden ontologischen Physikalismus) sind Einwände vorgebracht worden, die man mit Stoniers ontischen Vorlieben allein jedenfalls nicht entkräften kann, und zwar nicht bloß von verstiegen neopyrrhonischer, sondern auch von streng naturwissenschaftlicher Seite – wir denken da etwa ans Gibbssche Paradoxon und die Schwierigkeiten für den Entropiebegriff, die es mit sich bringt: Man mischt zwei ideale Gase, auf gleicher Temperatur und unter gleichem Druck gehalten, indem man eine Trennscheibe entfernt, die sie separiert hat; die

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