Der Implex
soviel Energie fressen werden wie der gesamte Flugverkehr.
IV.
Gesichtskreise des Fortschritts
Wenn je eine praktische, also soziale und politische Vermittlung des Reiches der Freiheit (synthetische wie analytische Normativität) mit dem der Notwendigkeit (analytische Wissenschaft, analytisch-synthetisches Begriffswissen, synthetische Technik) historisch unmittelbare menschliche Existenzfrage war, Überlebensproblem der Gattung, dann die von diesem Reichtum geforderte Vermittlung des menschlichen Informationsaustauschs mit der Natur und anderen Menschen einerseits, die des menschlichen Energieaustauschs mit der Natur und anderen Menschen andererseits: Informationsrelationen und Energierelationen sind die abstrakten, begrifflich dem geschichtlichen Stand 150 Jahre nach Erscheinen des Manifests der Kommunistischen Partei angemessenen Template für das, was bei Marx »Produktionsverhältnisse« und »Produktivkräfte« heißt. Die Theorie der Klassiker des Sozialismus erweist sich damit rückblickend als die der Situation der Industrialisierung (Produktivkräfte) und des Kapitalismus (Produktionsverhältnisse) angemessene Lehre von den Implexrelationen zwischen Energie- und Informationsattributen in ihrer historischen Gesellschaftlichkeit, und was Marx und Engels, in Abstattung einer Dankesschuld bei Hegel, »Dialektik« nannten, nennen wir das wechselseitige Auseinanderhervorgehen der unterschiedlichen Momente des Gewordenen, des Werdenden und des Möglichen. Das politische Programm der gerechten, energetisch und informationell verantwortlichen Selbstherstellung und Selbstregulation der tellurischen Gattungsgesellschaft, das mit der Aufklärung in die Welt kam, wird nur in die den gegenwärtigen Anforderungen entsprechende Praxis umzusetzen sein, wo man propositionales Wissen (wissen, daß) mit praktischem Wissen (wissen, wie) in einer Weise zu vermitteln versteht, die nicht platonisch und aristotelisch, sondern baconisch und spinozistisch denkt und agiert; geprägt von etwas, das man »Implexaufmerksamkeit«, also Sensibilität für die oben erläuterten wechselseitigen Abhängigkeiten und Bedingtheiten, aber auch Möglichkeiten und Freiheitsgrade, nennen darf, mit Folgen für alle Gesichtskreise, in denen wir uns im Laufe unseres Argumentationsgangs umgesehen haben:
a) Im Ökonomischen: Der Implex (wir erinnern an den bedeutungsverwandten schönen kybernetischen »Sollwert«) des nicht erpreßten, nicht erpreßbaren Menschen, den die Aufklärung aus der Selbstemanzipation des Bürgers hat lesen wollen, ist nicht erst auf der Ebene der Verteilung (»bedingungsloses Grundeinkommen«), sondern auf derjenigen der Produktion herzustellen; ökonomisch organisierte Vergesellschaftsformen, die dem im Wege stehen (etwa die kapitalistische Lohnarbeit oder mit deren Verfall sich abzeichnende neue Quasileibeigenschaften und andere Spielarten der »Bound Labour«), verdienen nichts Besseres als die Aufhebung.
b) Im Sozialen: Die Entfaltung der nicht erpreßten, nicht erpreßbaren Leute zu Geschöpfen wie Schöpferinnen ihrer energetischen und informationellen Möglichkeiten wird man, will man nicht außer dem Individuum auch das Gattungswesen Mensch verlorengeben, vorantreiben müssen bis zu dem Punkt, an dem sie alle das Lob Voltaires verdienen, das dieser Condorcet spenden wollte, als er ihn nicht etwa einen Philosophen, sondern einen honnête-homme nannte; daß dabei die wie der Rost verkehrter Jahrtausende im Voltaireschen Wort eingefressene Provinzialität der Geschlechterzuschreibung herausgewaschen werden wird, darf man verlangen, weil die Aufhebung derjenigen Aspekte der gesellschaftlichen Hervorbringung und Erhaltung des Gattungswesens, welche einmal die strenge, nach biologischen Vorgaben ausgerichtete Trennung der Produktion von der Reproduktion nötig gemacht hat, sich ökonomisch und sozial inzwischen vollzogen hat, wo aus den entsprechenden eben nicht biologischen, sondern selbst ökonomischen und sozialen Normativitätsspielräumen der entwickelten Warenwirtschaft die politischen Konsequenzen gezogen wurden. Daß die Wasch- oder die Geschirrspülmaschine der Misogynie ein paar Waffen aus der Hand geschlagen hat, war allerdings nirgends und niemals hinreichend für die entsprechenden gesellschaftlichen Veränderungen; in dieser Detailbeobachtung steckt bereits alles, was man etwa über die Chancen der weiteren Beseitigung arbeitsteiliger Nährböden für Hierarchien, Ausbeutungsverhältnisse, Ausgrenzung
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