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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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konkret und praktisch (was ja die eine Seite dessen ist, was Hacks das »seiende Leben« nennt), sondern nur im Probehandeln der Subjekte (die andere, die spezifisch menschliche Seite) davon abhängig war, daß er ein Ende und einen Schwanz hat, und daß wir die Aufmerksamkeit von den traditionellen Kopf- und Schwanzüberlegungen weg-, aber auf die Verbindungen zwischen den Segmenten des Tausendfüßlers selbst hinlenken wollen (wir haben sie, nach einem Bild von Jack Williamson, »Jonbar-Scharniere« getauft; there are things seen and things unseen, and in between are the doors).
     
    Für die Überlegung, wie Fortschritt zu machen ist, genügt, da man die Geschichte sowenig wie die Evolution wegen Umbau schließen kann, das Wissen, daß immer auch anderes möglich war, als wirklich wurde – in einer Welt, in der sich noch immer nicht weit genug herumgesprochen hat, noch immer nicht tief genug durchgedrungen ist, daß anderes möglich ist als das Vorhandene, wird es wohl noch dauern, bis diese Vergeschichtlichung des Möglichkeitsbegriffs Alltag des Probehandelns wird (daran, daß das schneller geschieht, hindert die Leute eine Denkhemmung, die Folge jener Gewalt ist, welche Georg Jellinek als »normative Kraft des Faktischen« dem Begriffsmaschinenpark des Herrschaftslegitimismus schenkte; sie ist selbst für so subtile Dinge verantwortlich wie die Unfähigkeit der Dichterinnen und Dichter des Realismus und des Naturalismus im neunzehnten Jahrhundert, zu erkennen, daß ihre Kunstpraxis dem eigenen Anspruch auf Wiedergabe von Verhältnissen und Ereignissen der bürgerlichen Welt nicht gerecht werden konnte, solange sie nicht den Gedanken aufnahm, daß eine realistisch dargestellte menschliche Welt immer auch die Phantasien der Leute mitdarstellen muß, die diese Welt machen, wenn auch nicht aus freien Stücken, und zwar vernünftig-konstruktive wie abwegige Phantasien, also, um in Genres zu reden, Science-fiction ebensogut wie Fantasy und Horror. Das Verblüffende ist: Es geschah überall um sie her, deutlich sichtbarer denn je, aber sie nahmen es nicht wahr – die Implizitheit des Implex ist also, solange Klassengesellschaften bestehen, nicht nur logisch, sondern auch sozial bedingt, von Herrschaft verursacht wie das Unbewußte der Psychoanalyse von der Verdrängung). Damit das alles niemand abstrakter aufnimmt, als es gedacht ist, ein einfaches Beispiel, zum Internationalen Frauentag 2011, an dem wir dies hier zufälligerweise schreiben: Anna Laetitia Barbauld, deren Glaubensgemeinschaft den schönen und vorbildlichen Namen »Rational Dissenters« hatte, war auf ein Ideal wie »absolute Gleichheit von Männern und Frauen«, das tatsächlich niemals erreichbar ist, weil es einen Widerspruch enthält (wenn zwei Gruppen absolut gleich sind, also identisch, sind es keine zwei Gruppen mehr), überhaupt nicht angewiesen, als sie erkannte und fortschrittlich operationalisierte, daß zwischen den Gruppen, die man zu ihrer Zeit Männer und Frauen nannte, jede Menge Ungleichheiten bestanden, deren Abschaffung weder dem Erhalt der Gattung, noch der Freiheit, noch dem Lebensglück, noch der Vielfalt der Lebensentscheidungen, noch der Sicherheit, noch der Wohlfahrt, noch der sozialen Kohäsion, noch sonst irgendeinem von der Vernunft als gesellschaftlich zu sicherndes Gut bestimmbaren Was-auch-immer Abbruch tun würde; sie ging vom Verhältnis des Wirklichen zum Möglichen aus, bestimmte die Maschine, die dieses Verhältnis zu konfigurieren geeignet war, entsprechend den Vorlieben und Perspektiven der Zeit als »Erziehung« (und sah am Horizont aber bereits, daß das nicht reichen würde und man sich, wie die Zitate zur damals gerade entstehenden Arbeiterbewegung, die wir im zweiten Kapitel angeführt haben, hinlänglich belegen, über die Erzeugungsverhältnisse nicht nur der Gehirne – das wäre »Erziehung« –, sondern aller Güter der Gesellschaft würde Gedanken machen und Verabredungen treffen müssen) und griff ein, wo und wie sie konnte. Wenn man bei dergleichen nur kühn genug vorgeht, heißt das, was man da tut, bestimmt nicht »Reformismus«.
III.
Informationsthermodynamik
    Das Unvorhandene aus dem Vorhandenen zu holen, ist ein negentropischer Vorgang, ein, wo es um Hexis und Praxis geht, gesetzter, mindestens hingenommener, oft aber auch gewollter Nichtgleichgewichts-Phasenübergang, der von außen aussieht wie eine Art Selbstorganisation des betreffenden Systems und auch von ihm selbst, wenn es denn über

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