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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Volle 14 Prozent des Jahresbudgets der Behörde werden damit gleichsam als Wetteinsatz verwendet – wenn Südafrika den Zuschlag erhält, hat es sich gelohnt, wenn nicht, ist das Geld zwar nicht verschleudert, fehlt aber in der Breitenforschung.
     
    Solche Zustände erzwungen und da, wo sie einmal etabliert waren, mit allen Mitteln gefördert und stabilisiert zu haben, ist die historische Schuld der reichen Länder, ist Kolonialismus, Imperialismus und ein Rassismus, der den ungerechten Tausch vom zwischenstaatlichen Handel mit Rohstoffen, Gütern, Arbeit bis in den binnenstaatlichen der reichen Länder mit der menschlichen Arbeitskraft nicht nur von Migrantinnen und Migranten übersetzt hat, und an Laurent Casanovas bösem Urteil ist soviel wahr, daß es die Nichtbesitzenden der reichen Staaten selbst waren und sind, welche die Anwesenheit der Konkurrenz aus den armen als Arbeiterinnen, Kleingewerbetreibende oder Unterstützungsempfänger bekämpfen und damit den bad cop im mit verteilten Rollen arbeitenden Schmierentheater des Ansaugens und Abstoßens von Migranten durch Kapital und Staat übernehmen, als perspektivlose Büttel der bestehenden Eigentumsordnung, die nicht einmal die Ausrede der südafrikanischen Regierung aufsagen können, die Dienste, die sie dem transnationalen Kapital leisten, seien wegen der Fürsorgepflicht für eine andernfalls vom Weltmarkt komplett entkoppelte Bevölkerung unabdingbar. Spricht man diese Dinge aus, wird man moralistisch mißverstanden. Wir wollen aber nicht das karitative schlechte Gewissen wecken, sondern den Konnex aufzeigen, dessen Sonderfall die Dummheit der Besitzlosen der reichen Gegenden im Blick auf die der armen bloß ist; wir hätten dafür auch einen anderen Sonderfall bemühen können, etwa den Kampf um die Sklavenbefreiung in Nordamerika im neunzehnten Jahrhundert: Die aus Irland eingewanderten Arbeiterinnen und Arbeiter in den nördlichen Vereinigten Staaten, in Städten wie Boston, New York und Philadelphia, waren alles andere als für die Sklavenbefreiung, erstens aus dem vulgärökonomischen Grund, daß befreite Sklaven aus dem Süden mit ihnen um Jobs im Billiglohnsektor konkurrierten, zweitens aber aus einem ideologisch vermittelten, den man mit den Worten beschreiben könnte »Mir geht es, auch wenn es mir besser geht als jenen, immer noch mies genug, ich fühle mich nicht in der Pflicht, mich für das Elend anderer zu interessieren, das ich als mit meinem nicht zusammenhängend empfinde, nur Lehrerinnen und Pfarrer sagen mir, ich hätte mich drum zu kümmern, und diese Gutmenschen verachten mich sowieso, das zeigt mir alles, was sie tun« – als Katholiken und Kelten waren die Iren den großzügig sich ums Sklavenlos der Schwarzen sorgenden Yankees ja wirklich unheimlich 50 ; man erinnert sich an das gespannte Verhältnis zwischen den Schulhofrassisten und den kleinen Engelchen, die Tim und Struppi lesen, während ihre Eltern so voll der Milch der frommen Denkungsart gegen Migrantinnen und Migranten sind, daß sie sogar welche bei sich als Putzkraft beschäftigen.
    Das Idiotische am irischen Arbeiterzorn und Vergleichbarem, jedenfalls aus der Sicht eines vernünftigen Interessenkalküls, ist allerdings, daß eine Arbeiterklasse, die es versäumt, zur Arbeiterbewegung zu werden und gegen Leute, die besser leben als sie selbst, bloß Ressentiments, Neid und Groll entwickelt statt politischer Strategien – Ressentiments, die dann durch andere gegen solche, die schlechter leben als sie selbst, bloß supplementiert werden, zu doppelt genähtem Schwachsinn, der besser hält, weil er doppelt genäht ist –, sich nicht zu wundern braucht, wenn alles, was sie dafür bekommt, Brosamen, Almosen, jederzeit wieder einkassierbare Liebesgaben vom Herrentisch sind, und entsprechend schwach auf der Brust ist die nordamerikanische Arbeiterbewegung, deren Zwang, sich aus heterogensten, leicht gegeneinander ausspielbaren ethnischen Pools zusammenzuraufen, ihr wie andere lokale Besonderheiten schlecht bekam, denn auch immer gewesen. Solidarität ist unteilbar – sobald ich sie solchen, die noch tiefer im Dreck stecken als ich, verweigere, reißt die Kette, habe ich mich selbst zu etwas zugerichtet, das Solidarität nicht übt, also auch nicht einfordern kann, zerstöre ich also die Symmetriegrundlage jeder nicht gewaltförmigen Vergesellschaftungsform und verliere den Anspruch darauf, den ungerechten Tausch zu kritisieren. Die klügeren Stimmen der Neuen Linken und

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