Der Indianerlord
immer noch. »Mein Mann - und Sloan ... «
»Die beiden tun ihre Pflicht - und es ist unsere Pflicht, sie nicht daran zu hindern.«
Widerstrebend folgte Skylar der Pfarrersfrau, deren Pferd neben Nutmeg stand. Sie hörte Young-Man-Afraid erhobene Stimme und sah, wie Hawk, Sloan und mehrere Offiziere verzweifelt versuchten, Frieden zu stiften. »Warum hat mich dieser Sioux angegriffen?«
»Nur weil Sie ein Rehlederkleid tragen, sind Sie noch lange keine Sioux-Squaw, Skylar. Bitte, steigen Sie auf! Wir müssen uns beeilen.«
***
Rastlos wanderte Skylar in ihrem Zelt umher. Schon seit mehreren Stunden wartete sie auf Hawk.
Als er endlich hereinkam, vergaß sie, wie kühl er sie behandelt hatte, und warf sich in seine Arme. »Mein Gott, ich habe mir solche Sorgen gemacht ... «
»Was zum Teufel geht da vor? Das war bereits der dritte Anschlag auf dein Leben. Willow ist verletzt, und du wurdest beinahe erwürgt.«
»Vielleicht hätte ich nicht zum Versammlungsort reiten dürfen.«
»Skylar, was bedeutet das alles?«
»Ich verstehe nicht ... «
»Wovor bist du geflohen, als du meinen Vater getroffen hast?« Wütend packte er ihre Schultern und schüttelte sie.
»Nicht vor den Crow, das kann ich dir versichern«, erwiderte sie ärgerlich und riß sich los.
»Dieser Mann war ein Sioux!«
»Aber ich habe den Indianern doch nichts angetan.«
»Heute hättest du sterben können!« fauchte er und warf sie aufs Feldbett. »Wäre Sarah nicht zu mir gekommen ... Um Himmels willen, du musst mir endlich erzählen, was da geschieht!«
»Das weiß ich nicht.«
In seinen Augen schien ein grünes Feuer zu brennen. »Verdammt, Skylar ... « Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verließ das Zelt.
Die Stunden schleppten sich dahin. Unruhig warf sie sich auf dem Bett umher. Wo mochte Hawk stecken? Warum kam er nicht zurück? Und wieso glaubte er, sie könnte ihm das seltsame Verhalten der Indianer erklären? Schließlich schlief sie vor Erschöpfung ein.
Diesmal träumte sie nicht von Ungeheuern. Sie spürte eine sanfte, sinnliche Berührung. Seine Hände umfassten ihre Brüste, seine Finger glitten zwischen ihre Schenkel. Und seine Lippen verschlossen ihr den Mund.
Stöhnend erwachte sie. Es war kein Traum. Zu spät erinnerte sie sich, dass sie ihm böse war. Nach allen Regeln der Kunst hatte er sie verführt. Ungeduldig stillte er sein Verlangen, und sie konnte ihrer eigenen Leidenschaft nicht widerstehen.
Aber danach warf sie ihm vor: »Du hast mich im Schlaf überrumpelt!«
»Und du weißt nicht, was du mir antust, Skylar.« Abrupt kehrte er ihr den Rücken.
***
Am nächsten Morgen erklärte der Militärarzt, Willow könne die Reise zurück nach Mayfair antreten.
Der Stein hatte eine große Beule an seiner Schläfe hinterlassen. Ansonsten war er unverletzt.
Hawk hob Skylar in den Sattel. Schweigend ritten sie mit Willow und Sloan aus dem Lager.
Die Konferenz war erwartungsgemäß verlaufen - ohne Ergebnis.
Kapitel 23
Sloan wusste, dass man ihn auf Mayfair stets willkommen hieß. Doch er war zu aufgewühlt, um die Gesellschaft seiner Freunde zu ertragen. Glücklicherweise musste er erst in einigen Tagen das. Fort Abraham Lincoln aufsuchen. Bis dahin würde er sich beruhigen. Im Augenblick gewann sein Sioux-Blut die Oberhand, und es gab zu viele Army-Kommandanten, die er am liebsten skalpiert hätte. Er ritt nach Gold Town und nahm sich ein Zimmer im Miner's Well, einem allseits beliebten Etablissement mit einem gemütlichen Speiseraum, wo schmackhafte Mahlzeiten serviert wurden.
Dahinter lag der Ten Penny Saloon, aus dem man sich Whiskey und andere Getränke bringen lassen konnte. Diskret wurden sie durch den Hintereingang geliefert. Andere Gelüste stillte man noch diskreter. Wenn ein Gast gewisse Wünsche verspürte, schickte er einen Boten in den Saloon, und wenig später klopfte es leise an der Tür.
Sloan trank nur selten Whiskey. Oft genug hatte er beobachtet, wie das Feuerwasser die Indianer schwächte und die Seelen großer Krieger zerfraß.
Deprimiert und wütend hatte er nach der Konferenz, die nur eine Farce gewesen war, das Army-Camp verlassen. Es half ihm nicht, dass er sich immer wieder sagte, nach dem Studium in West Point sei er freiwillig bei der Kavallerie geblieben. Vier Jahre lang hatte er gegen einstige Kameraden und Freunde gekämpft und dann an einem Kreuzzug teilgenommen, der sein Indianervolk vernichten sollte. Gewiss, er tat sein Bestes, um den Strom
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