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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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Männer mussten sie festhalten, und dann … ah, ihr Stöhnen und ihre Schreie waren unbeschreiblich. Die Widerspenstigsten sind doch letztlich auch immer die Geilsten.«
    Miguel war vor Zorn hochrot angelaufen. Der Kerl brüstete sich auch noch mit seinen Schandtaten! Am liebsten hätte er ihn windelweich geprügelt und dann in den Kerker geworfen, in dem das geschändete Mädchen hockte, damit er dort langsam verrottete. Der Tod war viel zu gut für einen so durch und durch verdorbenen Verbrecher wie ihn. Doch er riss sich zusammen. Es war niemandem damit geholfen, am allerwenigsten der armen Anuprabha, wenn er Carlos Alberto außer Gefecht setzte. Er brauchte ihn noch.
    »Fegen wird sie ja wohl noch können«, sagte Miguel betont gelassen. »Ich werde beim Inquisitor eine Untersuchung der Vorfälle verlangen, wenn du dieses Mädchen nicht augenblicklich freilässt.«
    »Ach ja? Beim Inquisitor persönlich? Sieh an, sieh an, du bist ja ein ganz Wagemutiger. Willst du wissen, welche Vorlieben der Inquisitor hat? Er mag Jungen, möglichst nicht älter als zwölf Jahre, wenn sie noch unbehaart sind und hohe Stimmen haben. Und weißt du, wer sie ihm zuführt? Nun, ahnst du es vielleicht schon? Ich denke, es wird schwer werden, mich bei ihm anzuschwärzen.«
    »Dann werde ich ihn eben gemeinsam mit dir vor ein weltliches Gericht stellen lassen. Der Gouverneur wird eure Verbrechen ganz sicher ahnden.«
    »Der Gouverneur? Warum nicht gleich der Vizekönig? Sie alle haben nur darauf gewartet, ihre Zeit mit dem Fall einer unbedeutenden kleinen Hure zu vergeuden. Außerdem werden sie sich fragen, warum ausgerechnet dieses Mädchen es wert sein sollte, dass ihr Herr sich so für sie ins Zeug legt, eine Frage, die ich mir allerdings auch stelle.«
    »Dass man es aus reiner Nächstenliebe tun könnte, ist dir noch nicht in den Sinn gekommen?«
    »Ich finde es erbärmlich, dass du dich hier aufführst wie ein Heiliger. Du selbst hast ein schwangeres Mädchen in Portugal sitzen gelassen, und auf die hiesigen Weiber bist du ebenfalls ganz wild, auch wenn du es nicht zugibst. Mir kommt es so vor, als hättest du dich längst mit einer dunkelhäutigen Schönheit eingelassen, ist es nicht so? Ja, sie sind herrlich, nicht wahr? Wie schade für dich, dass du diese Dienstmagd nun nicht mehr … ach, was soll’s, es gibt ja noch so viele von der Sorte. Im Übrigen wünscht die Krone, dass wir uns mit der einheimischen Bevölkerung paaren. Es ist noch nicht allzu lange her, da bekam jeder Matrose, der in Goa blieb, um mit einer Eingeborenen eine Familie zu gründen, eine sehr ansehnliche Gratifikation. Man unterwirft sich diese Völker am ehesten und macht sie am schnellsten zu guten Katholiken, wenn man den Weibern Kinder macht, kleine Mischlinge, die die fremden Eroberer nicht mehr gar so fremd erscheinen lassen. Die Männer versklavt man am besten, oder man schlägt sie tot. Mit dieser Politik fährt Portugal doch recht gut. Zwar sagt es niemand so offen und schonungslos, wie ich es hier tue, aber unser vermeintlich sittenloses Treiben wird im Mutterland durchaus mit Nachsicht betrachtet. Solange wir der Krone nur reichlich kleine Katholiken bescheren, fragt niemand danach, wo sie herkommen.«
    Leider hatte Carlos Alberto in vielen Punkten recht. Doch Miguel wollte sich nicht mit ihm auf eine Debatte zur Kolonialpolitik einlassen. Er wollte nur das tun, was er Dona Amba versprochen hatte, und das möglichst zügig. Jede weitere Minute, die er mit Carlos Alberto verbrachte, würde ihn weiter zur Weißglut treiben.
    »Es gibt – und ich glaube, in diesem einen einzigen Punkt dürften wir uns einig sein – außer Gewalt nur noch eine Sprache, die weltweit verstanden wird.« Miguel nahm den Beutel mit den Goldmünzen aus der Tasche und wog ihn bedächtig in seiner Hand, während er Carlos Alberto abschätzig musterte. »Wer wüsste das nicht besser als so ein geldgieriger Lügner und Betrüger wie du?«
    Carlos Alberto betrachtete den Geldbeutel mit zusammengekniffenen Augen. Ihm war schleierhaft, wieso sein einstiger Reisegefährte für eine x-beliebige, austauschbare Putzkraft bereit sein sollte, so viel Geld hinzulegen – denn dass es viel war, daran hatte er keinen Zweifel. Ein Ribeiro Cruz würde sich nicht lumpen lassen. Es musste mehr dahinterstecken. Und er wollte herausbekommen, was das war. Natürlich würde er das Geld nehmen, denn an dem Mädchen hatte er keinerlei Interesse mehr. Er hatte seinen Spaß mit ihr gehabt,

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