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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Augen schienen leer zu sein.
    "Sie haben mir noch nicht geantwortet", stellte ich mit sanftem Tonfall, aber unmißverständlich fest.
    Anstatt auf meine Frage zu antworten, erwiderte er dann mit einem schiefen Lächeln: "Verzeihen Sie, aber ich hätte Ihnen auch einen Drink anbieten sollen!"
    "Danke, aber nicht derart früh am Morgen!"
    "Vernünftig! Sie achten auf Ihre Gesundheit!" Sein Blick ging ins Nichts, ehe er schließlich sagte: "Ich habe Gillian trotz allem geliebt, Miss Chester. Auch wenn sie das vielleicht nicht verstehen werden. Und ich habe sie gewarnt..." "Gewarnt?" hakte ich nach.
    "Es hat so kommen müssen, Miss Chester..."

    "Wovon sprechen Sie?"
    Er sah mich an.
    "Wissen Sie, daß dies ein verfluchtes Haus ist? Schon als wir zum ersten Mal dieses düstere Gemäuer betraten hatte ich ein schlechtes Gefühl dabei. Dieses Haus hat die Aura von Tod und Zerstörung an sich. Ich konnte sie förmlich spüren, so als wäre das etwas, was wirklich greifbar wäre... Wußten Sie, daß Pembroke Manor ziemlich oft den Besitzer gewechselt hat?"
    "Nein, das ist mir neu."
    "Der Grund war jeweils der Tod des Vorbesitzers. Und wie ich erfahren habe, starben die meisten unter äußerst seltsamen Umständen... Ich habe in dieser Hinsicht etwas nachgeforscht!"
    "Wie Gillian...", stellte ich fest. Und er nickte langsam.
    "Ja", murnelte er.
    "Mr. Stanton, haben Sie auf Pembroke Manor oder in der Umgebung mal eine Frau mit langen schwarzen Haaren gesehen?
    Eine exotische Schönheit in einem roten Kleid?"
    Er blickte mich an und seine wässrig blauen Augen verengten sich ein wenig. "Gehen Sie jetzt", sagte er.
    "Bitte..."
    Er setzte sich wieder an den Flügel, stellte Glas seitlich und begann zu spielen. Er schloß die Augen dabei, während zarte, melancholische Klänge aus dem Instrument herausströmten. Ich wußte, daß es in diesem Moment sinnlos war, weiter mit ihm zu sprechen. Er war in seine eigene Welt getaucht. Eine Welt, in der weder das Leben noch der Tod, sondern einzig und allein der glasklare, brilliante Klang eines Steinway-Flügels irgendeine Bedeutung hatte...

    *
    Dr. Ridleys Praxis war nicht schwer zu finden. Edward, der Butler, beschrieb mir den Weg.
    Ridley bewohnte ein schmuckes Haus, das vermutlich irgendwann vor dem Krieg errichtet worden war. Allerdings schien er dafür gesorgt zu haben, daß es gut in Schuß blieb.
    Die Fassade war frisch gestrichen.
    Ich stellte meinen Mercedes in die Einfahrt und stieg aus, während einer der Nachbarn mich aus seinem Vorgarten heraus mit einer Mischung aus Argwohn und Neugier begutachtete.
    Ich ging zur Tür und klingelte.
    Ridley machte mir auf und schien noch nicht einmal sonderlich überrascht zu sein.
    "Ich freue mich, daß Sie gekommen sind, Miss Chester", sagte er freundlich.
    "Ich hoffe, ich störe Sie nicht!"
    "Ich bin gerade beim Frühstück. Wollen Sie etwas mit essen?"
    "Nun..."
    "Wenn nicht, dann leisten Sie mir wenigstens Gesellschaft."
    Ich sah ihn erstaunt an.
    "Und Ihre Patienten?"
    Er lachte und dabei entstand auf seiner linken Wange ein Grübchen. Ridley gefiel mir und ich bedauerte es schon, ihn unter solchen Umständen kennengelernt zu haben und nicht unter unbeschwerteren Bedingungen.
    "Welche Patienten?" meinte er, während er die Augenbrauen hob. In seinen Augen blitzte es schelmisch.
    "Naja, ich denke..."
    "Heute ist mein freier Tag. Es kommen keine Patienten, es sei denn irgendein Notfall tritt ein. Dann bin ich natürlich zur Stelle.".
    "Verstehe..."
    "Kommen Sie, Miss Chester!"
    Ich folgte ihm durch die Praxisräume hindurch in den Teil des Hauses, der sein Privatbereich zu sein schien. Schließlich erreichten wir eine ziemlich geräumige Wohnküche.
    "Möchten Sie Kaffee?"
    "Gerne."
    Er schenkte mir eine Tasse ein. Der Kaffee war rabenschwarz und ziemlich stark. Also genau das, was ich im Moment gebrauchen konnte, um nach den Ereignissen der letzten Nacht nicht einzuschlafen.
    Er bot mir einen Platz an und wir setzten uns beide.
    "Sie leben allein hier?" fragte ich.
    Er nickte.
    "Ja. Ich habe die Praxis vor ein paar Jahren von meinem Vater geerbt, nachdem ich in den Staaten studiert hatte.
    Daher auch meine Frühstücksgewohnheiten. Sie trinken sicher Tee morgens. Wenn Sie wollen, mache ich Ihnen auch welchen..."
    "Nicht nötig!" erwiderte ich. "Das ist schon in Ordnung.
    Letzte Nacht bin ich leider nicht sehr ausgiebig zum Schlafen gekommen..."

    "So wie wir alle!" nickte Ridley, holte ein Gedeck aus dem Schrank und stellte es mir hin.

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