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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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"Kommen Sie, greifen Sie zu!
    Vielleicht ist das, was ich Ihnen erzählen werde, dann etwas leichter zu verdauen..."
    Unsere Blicke trafen sich und ich spürte ein eigentümliches Prickeln in der Magengegend. Der Puls hatte sich etwas beschleunigt und ich atmete tief durch.
    Du bist nicht hier, um dich zu verlieben, Linda! sagte eine unmißverständliche und sehr vernünftige Stimme in mir, aber ich war mir noch nicht so recht darüber im klaren, ob ich auf sie hören sollte.
    Ich entschloß mich schließlich, auch ein paar Bissen zu mir zu nehmen. Der Kaffee war heiß und schien meine Sinne etwas zu schärfen.
    "Sie wollten mir von Ratami erzählen, Dr. Ridley", machte ich scließlich einen Vorstoß.
    Er schenkte mir ein charmantes Lächeln und wich erst einmal aus.
    "Nennen Sie mich Mark."
    "Meinetwegen. Ich heiße Linda."
    "Gut."
    Ich sah in seinen dunklen ruhigen Augen etwas aufblitzen, das für mich wie Verzweiflung aussah. Ich wollte wissen, was es war.
    Er seufzte und schien nach den passenden Worten zu suchen.
    "Sie haben Ratami gesehen, Linda. Das ist zumindest schon einmal eine gute Voraussetzung."
    "Eine Voraussetzung?" fragte ich. "Wofür?"
    "Dafür, daß Sie mich nicht für verrückt erklären, so wie es andere tun. Unter anderem maßgebliche Leute der Kriminalpolizei von Edinburgh..."
    "Erzählen Sie. Sie sagten gestern, daß es bereits mehrere Todesfälle gab, die dem von Gillian Carter ähnelten."
    Er nickte.
    "Ja, so ist es. Als ich die Praxis von meinem Vater übernahm, wies er mich auf dieses Geheimnis hin. Seit Jahrzehnten hatte es solche Todesfälle gegeben. Die Toten hatten alle eines gemeinsam. Sie wiesen einen dunklen, wie eingebrannt wirkenden Handabdruck auf... Einen sehr zierlichen Handabdruck im übrigen."
    "Wie von einer Frau", ergänzte ich.
    "Ja. Und auch bevor mein Vater hier Arzt gewesen ist, gab es solche Fälle, das habe ich recherchiert. Wissen Sie, ich bin ein nüchterner, naturwissenschaftlich orientierter Mensch. Ich glaube an das, was man sehen oder zumindest messen kann. Und ich glaube daran, daß es keine Ausnahmen von den Naturgesetzen gibt... Was diese Vorfälle allerdings angeht..." Er schüttelte den Kopf. Ich sah in sein Gesicht und mir wurde bewußt, daß er über etwas sprach, daß ihn bis ins tiefste Innere aufwühlte.
    Etwas Übernatürliches.
    Ich konnte ihn nur zu gut verstehen, denn mir war es ähnlich ergangen, als ich das erste Mal mit solchen Phänomenen konfrontiert worden war. Und noch immer wußte ich beispielsweise nicht, ob ich meine seherische Gabe wirklich als Gabe oder eher als Fluch begreifen sollte...
    Ich legte meine Hand auf die seine.
    Sie fühlte sich warm an.

    "Vertrauen Sie mir, Mark", sagte ich. "Mir ist klar, daß hier etwas Ungewöhnliches im Gang ist, auch wenn ich keinerlei Erklärung dafür habe und auch nichts über die Hintergründe weiß. Und deswegen können Sie sich darauf verlassen, daß ich Sie ernstnehmen werde!"
    Er sah mich an und wieder fühlte ich diese Spannung zwischen uns. Ene Spannung, die mir angenehme Schauer über den Rücken jagte. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch, als er seine Hand herumdrehte. Im ersten Moment wollte ich die meine zurückziehen, aber er hielt sie sanft fest.
    "Sie glauben zu wissen, was die Erklärung für diese Todesserie ist, nicht wahr?" erriet ich seine Gedanken.
    Er nickte.
    "Ja", sagte er tonlos. "Wissen Sie, es gibt eine Legende, die man sich hier in der Gegend erzählt. Eine Legende, die eine geschichtlichen Kern hat, den schon mein Vater überprüft hatte, ehe er..."
    "Er starb auf dieselbe Weise?" fragte ich.
    "So ist es."
    "Welche Legende, Mark?"
    "Die Legende von Ratami, der schönen Inderin, deren rachsüchtiger Geist diese Gegend wie ein Engel des Todes heimsucht..."

    *
    Thomas Lambert fröstelte leicht, als er hinaus ins Freie trat. In der Rechten hielt er eine Reisetasche. In der Linken ein Funktelefon.
    Das Wetter hatte sich verschlechtert.
    Nebel war aufgekommen und es war lausig kalt geworden. Eine feuchte Kühle, die alles zu durchdringen schien. Lambert schluckte. Mit schnellen Schritten eilte er die Stufen des Portals hinab und blickte sich dabei zweimal um, wie jemand, der sich beobachtet oder verfolgt fühlte. Dann hatte er seinen Wagen erreicht, ein schnittiges, leicht angeberisch wirkendes Coupe. Lambert öffnete die Fahrertür und warf die Tasche auf den Beifahrersitz. Nun wählte er auf der Tastatur des Handys eine Nummer.
    Es war die Nummer einer Bank in

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