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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zusammenzählen? Ich habe Lambert lange beobachtet, aber Mutter war taub, was meine Warnungen betraf..."
    Ich ging den Hang hinab undd Josh folgte mir. Einige uniformierte Beamten standen in der Gegend herum und blickten etwas ratlos drein.
    Ich ließ ebenfalls den Blick schweifen und kalte Schauder überkamen mich, als ich die unübersehbaren Zeichen des Verfalls und des Todes an der Vegetation bemerkte...
    Und dann waren da die Spinnweben an einigen der knorrigen und merkwürdig verwachsenen Bäume, deren bizarre Formen einen an grimassenhafte Gesichter denken ließen.
    Was geht hier vor?
    Ich hatte keine Antwort auf diese Frage, nur eine Ahnung.
    Ratami...
    Dann sah ich den Abdruck auf Lamberts Coupe. Josh trat neben mich. "Die Sache wird immer rätselhafter, was?"
    "Allerdings!"

    *
    Einem inneren Impuls folgend sah ich mich etwas um. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, obwohl ich in den Nebelschwaden nicht das geringste erkennen konnte.
    Josh machte ein paar Bilder und ich hoffte, daß man bei diesen Lichtverhältnissen überhaupt etwas darauf würde erkennen können.
    Lisa stand oben am Hang und ich hörte, wie McEllroy sie befragte.
    Und Ridley kümmerte sich um den toten Lambert. Einige uniformierte Beamten standen in der Gegend herum und ich hörte, wie einer von ihnen bemerkte: "Dieser Kerl muß wie der Teufel gefahren sein! Und dann bei diesem Nebel..."
    "Hat schon einmal so viele Spinnweben an einem Baum gesehen, Billy?" fragte ein anderer zurück. "Er ist ganz morsch!"
    "Seltsam..."
    Ich hörte ihnen nicht weiter zu und ging zwischen den Bäumen hindurch. Kaum mehr als zwanzig Meter entfernte ich mich von jener Stelle, an der Lamberts Wagen frontal gegen einen Baumstamm gefahren war.
    Etwas ist hier!
    Es war eine plötzliche Eingebung. Ein Gedanke, der mich nicht mehr losließ.
    Aus den Augenwinkeln heraus glaubte ich, eine Bewegung zu sehen und wirbelte zur Seite.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte ich, die Umrisse einer Frauengestalt im Nebel erkennen zu können. Das rote Gewandt war wie ein verwaschener Fleck im grauweißen Nichts.
    Ich machte ein paar schnelle Schritte. Unter meinen Füßen knackten die Zweige und wieder traf ich auf Baumstämme, die von Spinnweben überwuchert waren. Darunter schien sich eine dicke Schicht Schimmelpilz zu befinden, so als wären jene Bäume bereits seit Jahrzehnten innerlich tot und dem inneren Zerfall preisgegeben.
    Das Herz schlug mir wie wild.
    "Ist da jemand?" rief ich.
    Ich drehte mich um.
    Dieser verfluchte Nebel schien immer dichter zu werden.
    Von allen Seiten umgaben mich die undurchsichtigen Schwaden, die alles, was dahinter war, nur als schattenhafte Umrisse preisgaben - sofern sie einem überhaupt einen Blick gestatteten.
    Ein piepsendes Geräusch ließ mich zusammenfahren. Aber schon in der nächsten Sekunde atmete ich erleichtert auf. Ein Eichhörnchen kauerte am Fuß eines knorrigen Baumes und kaute an irgend einem hartnäckigen Bissen herum.
    Doch plötzlich schien es mitten in der Bewegung zu erstarren. Das Fell wurde grau und innerhalb eines einzigen Augenblicks zu feinem Staub.
    Nur Sekunden vergingen und es war nichts weiter, als das Skelett zu sehen.
    Es war gespenstisch.
    Ich war unfähig, auch nur einen einzigen Laut herauszubringen und wich einen Schritt zurück. Ein Zittern hatte mich erfaßt und schüttelte mich, während eine Gestalt aus dem Nebel heraus auftauchte...
    Eine Frau mit dunklen Haaren und einem überirdisch hübschen Gesicht. Einem Gesicht, daß nicht von dieser Welt zu sein schien und dessen Ebenmaß in einem so gravierenden Widerspruch zu der Bosheit stand, die aus den wachen Augen herausleuchtete.
    Ratami!
    Sie sah mich an und ich fröstelte unter ihrer eisigen Musterung. Ihr vollippiger Mund verzog sich höhnisch und ich spürte instinktiv, daß ich dem Tod in diesem Moment sehr nahe war...
    Überall, wo sie herging, schien das Leben in geradezu atemberaubenden Tempo zu vergehen. Das Leben floh förmlich vor dieser geisterhaften Gestalt, die nichts anderes zu sein schien, als eine grausame Botin des...
    Sie hob ihre Hand und ich sah das Innere.
    Ich schluckte.
    Es war kohlrabenschwarz, so als wäre es durch Feuer versengt worden...
    Ein teuflisches, triumphierendes Lächeln erschien auf ihrem feingeschnittenen Gesicht. Sie trat einen Schritt vor und ich sah, wie Spinnweben und Pilzsporen sich über die benachbarten Bäume ausdehnten, die nur wenige Augenblicke später kaum mehr als ein paar Klafter

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