Der indische Fluch
Carter!"
Wutentbrannt ging Lisa davon.
"Tun Sie, was Sie nicht lassen können, aber das wird alles zu nichts führen!"
Bei der Tür zum Salon blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. In ihren Augen blitzte es angriffslustig.
Im diesem Moment wirkte sie wie eine in die Enge getriebene Raubkatze, die bereit war, zum letzten verzweifelten Sprung...
"Ich werde so viele Anwälte hinter Ihnen herhetzen, daß Sie sich wünschen werden, Pembroke Mnor nie betreten zu haben, Mr. McEllroy!" zischte sie dann zwischen den makellos weißen Zähnen hindurch.
McEllroy schwieg. Erst als Lisa weg war, sagte er leise:
"Eine kranke Frau. Vermutlich bekommt sie mildernde Umstände oder kommt sogar mit Sicherheitsverwahrung und einer Therapie davon..."
Ich sah ihn an und begegnete dem Blick seiner Habichtaugen. Es war nicht gerade angenehm, diesem Blick standzu-halten.
"Sie sind von Miss Lisas Schuld überzeugt, nicht wahr?"
"Spricht etwas dagegen?" antwortete er mit einer Gegenfrage. Ich hob ein wenig das Kinn.
"Dr. Ridley hat mir von einigen ähnlichen Todesfällen erzählt, die sich..."
"Dr. Ridley ist ein guter Arzt. Aber das ist auch schon lles, as ich an Positivem über ihn sagen kann." McEllroys Stimme klang wie klirrendes Eis. "Darf ich raten, Miss Chester? Hat er Sie vielleicht dazu angestiftet, mich dazu zu bringen, nach einer geheimnisvollen dunkelhaarigen Schönen zu fahnden? Einer Frau, die er Ratami nennt und die irgend einer der zahlreichen hiesigen Gespensterlegenden entstammt?"
Ich war perplex.
Und in McEllroys Gesicht stand ein überlegenes Lächeln.
Er schütelte energisch den Kopf.
"Ich kann verstehen, daß Sie in Ihrem Gewerbe auf die größtmögliche Sensation aus sind. Aber ich mache seriöse Polizeiarbeit, Miss Chester. Esoterische Spekulationen gehören nicht in mein Gebiet!" Er lachte heiser und fuhr dann arrogant fort: "Am besten, jeder von uns läßt den anderen in Ruhe seinen Job machen!"
*
Am Abend traf ich mich mit Mark Ridley. Es war schon dunkel, als ich bei seiner Praxis eintraf.
Als er mir die Tür öffnete und ich in seine dunklen Augen sah fühlte ich eine starke Empfindung in mir. Nein, da war jeder Zweifel wohl ausgeschlossen.
Bis über beide Ohren hatte ich mich in disen Arzt verliebt, mochte das nun ungelegen kommen oder nicht. Gefühle lassen sich nichts vorschreiben. Sie reißen einen mit wie die gewaltigen Wellen des Meeres. Es gibt nichts, was man ihnen entgegensetzen könnte...
"Schön, daß du gekommen bist", sagte Ridley und schenkte mir sein charmantes Lächeln.
Ich war auf einmal ein wenig befangen, obwohl es eigentlich keinerlei Grund dafür gab.
"Ich habe vorhin mit McEllroy gesprochen und..."
Ridley lachte.
Eine gute Portion Bitterkeit schwang darin mit.
"Und dabei hast du festgestellt, daß du es mit einem verrückten Landarzt zu tun hast..."
"Naja, so kraß hat er es nicht gesagt."
"Er würde der Sache nicht nachgehen, selbst wenn Ratami ihn im Präsidium aufsuchen würde! Und ich kann es ihm noch nicht einmal verdenken... " Er machte eine wegwerfende Handbewegung und sagte dann: "Komm rein!"
Wir küßten uns und dann folgte ich ihm ins Wohnzimmer.
Halbdunkel herrschte dort.
Auf dem Tisch sah ich Kerzen und zwei Gedecke.
Ich war etwas überrascht.
Er nahm meine Hand. "Setz dich. Ich bin zwar kein Meisterkoch, der auf eine Anstellung in einem Vier-Sterne-Hotel hoffen könnte, aber gestorben ist von dem, was ich gekocht habe auch noch niemand..."
"Beruhigend zu wissen...", erwiderte ich, während er mir den Stuhl zurechtrückte.
Wenig später stießen wir unsere Weingläser aneinander.
"Worauf trinken wir?" fragte ich.
"Auf das Glück", erwiderte er. "Das Glück, das mich mit dir zusammenführte... Und darauf, daß dieser furchtbare Spuk, der diese Gegend heimsucht, bald ein Ende hat!"
*
Es wurde ein romantischer Abend. Ridley servierte Lachs in Kräuterbutter und es schmeckte ganz vorzüglich.
Später wiegten wir uns zum langsamen Rhythmus eines Blues, den er aufgelegt hatte.
Er hielt mich in seinen Armen und für einige rare Augenblicke gelang es mir fast, das Unheil zu vergessen, daß in der Gegend um Pembroke Manor herum lauerte...
Wir tanzten und schwiegen die meiste Zeit über, denn jeder von uns ahnte, daß ein Gespräch unweigerlich wieder zu jenem Thema zurückkehren würde, das uns beide beschäftigt...
Ratami...
Ich schlang die Arme um seinen kräftigen Nacken und er hielt meine Schultern. Ich fühlte mich geborgen und
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