Der indische Fluch
beschützt.
Die Grabeskälte, die allein der Gedanke an jene geheimnisvolle Erscheinung namens Ratami, mir über den Rücken trieb, wich einer wohligen Wärme.
"Mark", flüsterte ich.
"Linda..."
Unsere Lippen fanden sich zu einem Kuß voll verzehrender Leidenschaft. Ein wogender Sturm der Gefühle tobte in mir.
Meine Hand strich zärtlich über sein Gesicht.
Ein Augenblick, der ewig dauern sollte! dachte ich, aber mir war bewußt, daß dieser Moment nur eine kurze Atempause darstellte...
*
Es war sehr spät, als ich nach Pembroke Manor zurückkehrte.
Schon weit nach Mitternacht.
Ich stellte den kirschroten 190er in der Nähe des Portals ab und stieg aus.
Auf den Stufen stand eine Gestalt, die sich seitlich an das Geländer lehnte.
Im Schein der Laternen sah ich ihr Gesicht.
Es war Lisa.
Ihr Blick schien ins Nichts zu gehen und wirkte starr und maskenhaft. Sie war für die kühle Nachttemperatur viel zu dünn angezogen, aber das schien sie nicht im geringsten zu kümmern.
In der Rechten hielt sie ein Feuerzeug. Immer wieder, wie unter einem geheimnisvollen inneren Zwang ließ sie die Flamme kurz emporzüngeln.
Ich stieg die Stufen des Portals empor, bis ich mit ihr auf einer Höhe war. Vermutlich hätte ich in diesem Moment an ihr vorbeigehen können, ohne, daß sie mich bemerkt hätte.
"Lisa", sprach ich sie an. "Lisa, wollen Sie nicht besser hereinkommen? Sie holen sich den Tod...."
Sie wandte den Kopf zu mir. Ihr Blick war wirr. Der Atem ging schnell.
Ich streckte die Hand nach dem Feuerzeug aus.
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie begriff, was ich wollte. Sie ließ erneut eine Flamme emporschießen und ihr Gesicht bekam einen seltsamen Ausdruck dabei. Die Ahnung eines Lächelns huschte über ihre Lippen. Sie gab mir das Feuerzeug nicht.
"Miss Chester, Sie glauben auch, daß ich meine Mutter getötet habe, nicht wahr?
"Nein."
"Sie denken dasselbe wie dieser unfähige Inspektor!"
"Das ist nicht wahr, Lisa."
"Ach, wirklich? Sie haben doch gehört, mit wem Sie es zu tun haben! Mit einer wahnsinnigen Pyromanin, die auf Grund ihrer Kindheit nicht zurechnungsfähig ist!"
"Lisa..."
"Darauf wird es doch hinauslaufen!" Sie lachte zynisch.
"Seltsam, nicht? Zu Lebzeiten hatte meine Mutter es nicht geschafft, mich entmündigen zu lassen, aber ihr Tod wird genau das am Ende bewirken!"
Sie lachte.
"Ich bin davon überzeugt, daß Sie unschuldig sind...", erklärte ich und Lisas irres Lachen verstummte abrupt.
Ich nahm ihr sanft das Feuerzeug aus der Hand und sie ließ es geschehen. Dann ließ sie sich ins Haus führen.
"Gute Nacht", sagte sie dann, als sich im Empfangsraum unsere Wege trennten.
"Gute Nacht."
Ich sah ihr nach, wie Sie in Richtung ihres Zimmers verschwand. Dann ging ich die breite Treppe hinauf, die zum Obergeschoß führte.
Der halbdunkle Flur lag einige Augenblicke später vor mir wie ein langer Tunnel und ich hatte eine instinktive Scheu, ihn zu betreten.
Sei keine Närrin!
Ich ging weiter.
An einer Türklinke schien etwas im Schein der sparsamen Beleuchtung zu glitzern.
Spinnweben!
Dann stand ich vor meinem Zimmer, drehte den Türknauf herum und blickte auf.
Mein gellender Schrei hallte schaurig in den grauen Mauern von Pembroke Manor wider!
Direkt auf den Abdruck einer schwarzen Hand, die in das Holz hineingebrannt war...
*
Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich eine Bewegung war. Ich fühlte eine Berührung an der Schulter, wirbelte herum.
Ein Augenpaar sah mich an und eine Hand verschloß mir den Mund.
"Linda!"
Ich atmete tief durch.
Es war Josh.
Einige Augenblicke brauchte ich, ehe ich wieder einigermaßen klar denken konnte und mich beruhigt hatte.
Ich atmete tief durch.
"Mein Gott!" flüsterte ich. "Ich dachte schon..." Ich beendete den Satz nicht und deutete auf den eingebrannten, rußigen Handabdruck.
"Sie war hier", sagte ich.
"Vielleicht will dich damit auch nur jemand erschrecken", meinte Josh. "Um dich von hier zu vertreiben!"
Aber ich schüttelte den Kopf. "Nein, das glaube ich nicht."
"Aber du solltest auch nicht allzu leichtgläubig sein, was diesen Dr. Ridley und seine Version der Dinge betrifft!"
erklärte er mir. Ich hatte ihm natürlich von der Ratami-Gschichte erzählt und obwohl Josh die schöne Unbekannte selbst in der Nähe des Nebengebäudes gesehen zu haben glaubte, blieb er skeptisch.
Ich sah ihn an.
"Du bist noch wach?" fragte ich dann etwas erstaunt.
Josh war nämlich noch vollständig angezogen. Seine Augen wirkten
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