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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ziemlich klein.
    Er nickte.

    "Ja, ich habe mein Zimmer in ein provisorisches Fotolabor umfunktioniert, um zu sehen wie die Bilder geworden sind."
    "Und?"
    "Ich bin zufrieden."
    "Dann wird Farnham es auch sein."
    Er zuckte die Schultern.
    "Dein Wort in seinem Ohr!" Er machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: "Naja, und dann habe ich nebenan bei dir Geräusche gehört und dachte, du seist vielleicht zurückgekehrt..."
    Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer.
    Der matte Schein einer Laterne drang durch das Fenster in den dunkle Raum und tauchte ihn in ein unübersichtliches Halbdunkel.
    Ich suchte hastig den Lichtknopf, fand ihn dann und schaltete ihn ein.
    Es wurde hell.
    "Siehst du, alles in Ordnung!" grinste Josh, der meine Gedanken erraten zu haben schien. "Gute Nacht, Linda!"
    "Gute Nacht."
    Er zwinkerte mir zu und und ich schloß einen Augenblick später die Tür hinter mir.
    Ich warf meine Handtasche in einen der Sessel und setzte mich dann auf das Bett. Ein paar Stunden Schlaf blieben mir noch, ehe es wieder hell wurde.
    Ich zog mir die Schuhe aus und dann fiel mein Blick auf den Nachttisch.
    Ich schluckte unwillkürlich.
    Die kleine Lampe, die dort stand, war von einem feinen Gespinst überzogen. Und jetzt sah ich auch, daß die frischen Schnittblumen, die das Hausmädchen irgendwann am Morgen in einer blauen Vase auf die Kommode gestellt hatte, völlig verwelkt waren.
    Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag vor den Kopf.
    Ratami war hier gewesen!

    *
    Am nächsten Tag weckten mich Sonnenstrahlen. Der Nebel hatte sich offenbar verzogen. Ich blickte aus dem Fenster und sah hinunter in die Parklandschaft, die den Großteil jener Lichtung ausmachte, auf der Pembroke Manor lag. Dahinter folgte dichter Wald.
    Beim Frühstück, daß wir im Salon einahmen, war Josh ziemlich müde und gähnte dauernd. Kein Wunder, schließlich hatte er wohl den Großteil der Nacht damit zugebracht, seine Bilder zu entwickeln.
    Norman Stanton spielte währenddessen eines seiner aufwühlenden Klavierkonzerte, deren aufpeitschende Klänge zu uns hinüberdrangen.
    Ich sprach Edward auf den Handabdruck an meiner Tür an.
    Der Butler zuckte nur mit den Schultern.
    "Ich bedaure das zutiefst, Miss Chester, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das geschehen konnte..."
    "Sind Sie sicher, daß niemand das Haus betreten hat?"
    "Sie wissen, wie große Pembroke Manor ist....", gab er zu bedenken. "Garantieren kann man da natürlich nichts."
    "Wenn das Hausmädchen durch die Zimmer geht, soll es bitte die Blumen auf der Kommode mitnehmen", sagte ich dannn noch, während ich meine Tasse zum Mund führte.
    "Es tut mir leid, aber heute ist das Hausmädchen nicht zum Dienst erschienen..."
    Ich sah ihn überrascht an.
    "Warum nicht?"
    "Nun, wir hatten immer Schwierigkeiten mit ihr und es war gar nicht so einfach, überhaupt jemanden für den Job zu finden."
    "Woran liegt das?"
    "Jedenfalls nicht an der Bezahlung!" erklärte Edward.
    Er atmete tief durch und fuhr dann fort: "Wissen Sie, die Leute hier sind sehr abergläubisch und erzählen sich allerlei Geschichten über diese Gegend im Allgemeinen und Pembroke Manor im Besonderen. Und jetzt, da die Schloßherrin unter ungeklärten Umständen verstarb, redet man überall von schwarzer Magie und solchen Dingen..."
    "Ich verstehe", erwiderte ich. "Aber Sie machen sich darüber keine Gedanken?"
    "Nein, Miss Chester. Ich weiß, daß es solche Dinge nicht gibt und sich alles aufklären wird!"
    "Ich bewundere Ihren Optimismus."
    "Möchten Sie noch Tee?"
    Ich schüttelte den Kopf. "Was ist übrigens mit Miss Lisa?
    Gestern abend wirkte sie ziemlich verzweifelt und irgendwie niedergeschlagen."
    "Miss Lisa läßt sich entschuldigen. Es geht ihr nicht gut", war die Erwiderung des Butlers. "Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen. Ich muß Mr. Stanton noch das Frühstück bringen..."
    "Er kommt nicht in den Salon?"
    "Nein."
    Ich fragte mich, ob das Frühstück des Pianisten wohl aus mehr bestand, als einem doppelten Davei.
    "Er ist ein sehr menschenscheuer Mann...", stellte ich fest und sprach dabei mehr zu mir selbst als zu Edward.
    "Er ist ein Künstler", erwiderte der Butler mit fester Stimme. Er sagte das so, als würde diese Tatsache allein schon alles erklären.
    Edward wandte sich herum.
    Mit gemessenen, etwas steifen Schritten bewegte der Butler sich durch den Raum.
    Genau in diesem Moment verstummte ziemlich abrupt die Klaviermusik, die zuvor wie ein hämmerndes Inferno in unsere Ohren

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