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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Budinger
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Zimmer.
    Cotton schob schläfrig sein Smartphone in die andere Brusttasche und ließ sich wieder in die wohlige Müdigkeit zurücksinken, die seinen Kopf erfüllte.
*
    »Mr Mitchell!« Schneidende Schmerzen, begleitet von einem energischen Rütteln, holten Cotton in die Gegenwart zurück. Schwester Hernandez beugte sich über ihn. »Nun wachen Sie doch auf, Mr Mitchell.«
    Die Krankenschwester zerrte an seinem Hemd und half ihm, sich aufzusetzen. Seine linke Körperhälfte schien in Flammen zu stehen. Cotton schüttelte die Benommenheit ab.
    Dann sah er das Blut. Und dann die großen Ameisen, die über seinen Körper krabbelten. Der Schock weckte ihn endgültig.
    Mit einem Aufschrei streifte Cotton das Hemd ab, knüllte es zusammen und wischte die Insekten weg. Die Tiere waren überall – unter dem T-Shirt, in seiner Hose -, schnitten die Haut mit präzisen Bewegungen der Kieferzangen auf, benutzten die Stachel am Hinterleib und hinterließen aufgeworfene Blasen. Das Gift brannte höllisch in den frischen Wunden.
    Die Insekten waren über einen Zentimeter lang. Bald war das Stoffknäuel übersät von den kämpferischen Ameisen. Als sie von dort zurück auf Cottons Faust sprangen, ließ er das Hemd fallen. Klappernd fiel das Handy zu Boden.
    Cotton riss sich das T-Shirt herunter und nahm schließlich die bloßen Hände zu Hilfe. Doch es waren Hunderte wütender Ameisen. Bald sahen seine Hände aus wie rohe Burger.
    »Kommen Sie!«, rief die Schwester und wischte Krabbeltiere von ihrer Arbeitskleidung. Sobald Cotton auf die Füße kam, schwankte er auf Beinen wie aus Kaugummi.
    Schwester Hernandez steuerte ihn wie einen Betrunkenen zur nächsten Dusche. Sie spülte die Ameisen ab. Cotton pellte sich aus der restlichen Kleidung. Blut lief wie ein roter Schleier über seine nackte Haut. Das Wasser kühlte die Stiche und vertrieb die lähmende Schwere.
    Doch die Ameisen waren zäh. Sie verstopften bereits den Ausguss der Duschtasse. Die Überlebenden marschierten ungerührt über die toten Kameraden weiter.
    Jetzt wurde Vera Hernandez ihr Ziel. Die Ameisen überfluteten die ungeschützten Beine der jungen Frau und stachen zu. Cotton drehte den Hahn voll auf und schob die Pflegerin unter den harten Wasserstrahl.
    Dann rollte er ein nasses Handtuch zusammen und machte mit den Plagegeistern kurzen Prozess. Langsam erlahmte der Widerstand der Insekten, und sie ließen von Hernandez ab.
    Doch Cotton blieb nicht viel Zeit, den Sieg zu feiern. Ihm wurde schwindelig, und er sackte auf dem Badehocker zusammen.
    Die übrigen Insekten krabbelten über den Flur zurück in den Api-Behandlungsraum. Wie ein einziger zorniger Organismus attackierten sie dort immer noch das zerknüllte Hemd.
*
    Begriffe wie »anaphylaktischer Schock« drangen an sein Ohr. Cotton fühlte den Einstich einer Nadel und spürte, wie er auf einer Trage über den Korridor gerollt wurde.
    Das zähe, klebrige Gefühl in seinem Kopf kehrte zurück, und er fragte sich nicht einmal mehr, ob er nackt durch die Klinik gefahren wurde.
    Als er wieder ganz zu Bewusstsein kam, waren seine Hände dick bandagiert, und die linke Seite fühlte sich immer noch an wie in Stacheldraht gepackt. Er lag auf einer Krankenstation, und eine Kanüle steckte in seinem Handrücken.
    »Was war das denn?«, krächzte er.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte ein kleiner, weißhaariger Arzt, der sich als Dr. Pearce vorstellte.
    »Miserabel.« Cotton richtete sich auf. »Vor zwei Tagen bin ich mit einer Wunde am Arm eingetroffen. Und jetzt sehe ich aus wie die Mumie höchstpersönlich. Wo ist Dr. Carter?« Er wollte den Arzt zur Schnecke machen. Vielleicht würde er ihn mit dem Kopf in ein Piranha-Becken stecken – für den Anfang.
    »Dr. Carter hat heute frei. Und Sie, Mr Mitchell, sind ein Glückspilz.«
    Na, das war ja mal ein Optimist. »Sie meinen, weil ich nur von Ameisen und nicht von Haien zerfleischt wurde? Wie konnte das überhaupt passieren?«
    Der Arzt machte eine entschuldigende Geste. »Es war eine unglückliche Verkettung von Umständen. Irgendwie muss die Abdeckung des Ameisen-Terrariums verrutscht sein. Wir vermuten, dass der süße Duft nach Honig die Tiere in den Api-Raum gelockt hat, wo Sie gelegen haben. Die Türen zum Labor sind immer geschlossen, aber … Nun ja, Ameisen kommen in jedes Zimmer, wenn sie wollen.«
    »Und was daran soll Glück sein?«
    »Sie sind nicht allergisch gegen das Ameisengift. Allerdings hätten Sie durch die Menge der Stiche ernsthafte

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