Der Infekt
Cruikshank der Fadenzieher hinter den Kulissen dieses Schmierenstücks. Und in Anbetracht des Erpressungsversuchs mit dem Viruspräparat bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn in die Finger zu kriegen.«
Die beiden Männer hatten das Ende des Transitgangs erreicht und traten durch die Tür der Boeing. Eine freundlich lächelnde Flugbegleiterin begrüßte sie und geleitete die beiden Passagiere persönlich zu den reservierten Sitzen in der ersten Klasse.
Lundquist packte die Reisetaschen in die Überkopffächer und ließ sich dann neben Idwood Green schnaufend in den bequemen Sitz fallen.
»Aber warum sollte Cruikshank in Mercedes bei Breedwell sein? Immerhin ist er doch der Sicherheitschef von FunFries Industries!« nahm er das Gespräch wieder auf.
Green seufzte. »Tja, wir können nur hoffen! Aber wenn wir annehmen, daß er nicht geblufft hat, dann muß er das Impfserum haben. Das bedeutet, daß er entweder bei Interclone oder bei Breedwell eine Probe abholen muß, vielleicht schon abgeholt hat. Um Interclone und Blunstone kümmern sich Abbott und Thurso. Also bleibt für uns Breedwell.«
»Und wenn wir ihn nicht finden?« Der Australier blieb skeptisch.
»Dann suchen wir ihn eben in San Diego. Immer mit der Ruhe, Stan, wir kriegen ihn schon. Vor allen Dingen ist es äußerst praktisch, daß du ihn bei Interclone schon einmal gesehen hast und deshalb wiedererkennen kannst. Das eröffnet uns ganz andere Möglichkeiten.«
»Mag sein«, erwiderte Lundquist nachdenklich. Er glaubte nicht so recht daran, daß ihre Suche von Erfolg gekrönt sein würde. »Und was stellen wir mit ihm an, wenn wir ihn gefunden haben?«
»Wir nehmen ihn mit in die britische Botschaft, und alles andere wird sich dann schon finden.«
»Ah, Kidnapping? Ist das nicht strafbar?« lächelte Lundquist.
Green lächelte zurück. »Das ist doch kein Kidnapping! Ich bitte dich! Ich werde ihn persönlich einladen, unser Gast zu sein.«
»Auf die Einladung bin ich wirklich gespannt«, erwiderte der Australier und winkte dabei ihrer Flugbegleiterin. »Und jetzt trinke ich einen Sekt mit Orangensaft, und dann schlaf ich bis zur Landung. Ich bin hundemüde.«
»Eine gute Idee, mein Lieber! Ich werde es genauso machen. Nur mit Bier statt Sekt. Und ohne Orangensaft!«
Vierzehn Stunden später setzte der Jumbo auf dem Internationalen Flughafen Ezeira nahe der argentinischen Hauptstadt auf. Green und Lundquist arbeiteten sich durch die Zoll- und Paßkontrolle und fuhren dann mit einem Taxi zur britischen Botschaft. Der Sekretär des Botschafters, telefonisch von London informiert, erwartete sie zu dieser frühen Morgenstunde, kurz nach sechs Uhr, mit leicht verschlafenem Gesicht.
»Guten Morgen in Buenos Aires!« grüßte er und musterte dabei so unauffällig wie möglich die nachlässige Kleidung der beiden Ankömmlinge. Unter ›ausnehmend wichtigem‹ Besuch hatte er sich etwas anderes vorgestellt.
»Haben Sie Nachrichten aus London für uns?« fragte Green, dem der abschätzende Blick und die damit verbundene Meinung leidlich bekannt und deshalb ziemlich egal waren.
Der Sekretär nickte und reichte ihm einen dünnen Schnellhefter. »Zwei Telefaxe. Sie sind gegen vier Uhr hier eingegangen.«
Green zog die Fernkopien heraus und hielt sie so, daß Stan Lundquist auch einen Blick darauf werfen konnte. Das erste Fax zeigte die Aufsicht auf einen Gebäudekomplex und trug den handschriftlichen Untertitel Ariane sei Dank!
»Wer ist Ariane?« fragte Lundquist verständnislos.
Green grinste. »Das hat Robert Thurso da draufgeschrieben. Ariane ist die Rakete der ESA, der europäischen Raumfahrtagentur. Damit ist im letzten Jahr ein neuer britischer Spionagesatellit ins Orbit geschossen worden, der hin und wieder ganz brauchbare Bilder liefert. Dieses hier zeigt die Gebäude der Breedwell Farms. Vielleicht hilft es uns ein wenig.«
»Wirklich, nicht übel!« Lundquist war durchaus beeindruckt. Die Auflösung war sensationell, wenn man die Entfernung der Kamera vom Objekt in Betracht zog.
Green überflog die zweite Fernkopie. Sie enthielt alle Daten, die Yvonne Hartfield über Malcolm Lowes Frau Thelma aufgetrieben hatte. Eine Zeile der Aufstellung war unterstrichen.
»AeroPack Ltd.?« las Lundquist kopfschüttelnd vor. »Das sagt mir nichts. Was ist das für eine Firma?«
Green deutete mit dem Zeigefinger auf eine andere Stelle des fernkopierten Textes. »Das steht hier. AeroPack stellt die Thermoschachteln für die FunFries -Hamburger her.
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