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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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packte den schreckensstarren Butler an den Schultern und schüttelte ihn unsanft. »Los, Mann, laufen Sie zum Telefon! Alarmieren Sie die Torwache und rufen Sie Verstärkung! Beeilung!« Der Diener nickte wortlos und hastete ins Foyer zurück. Abbott sah wieder nach oben und ging dann langsam Thurso hinterher.
    Robert Thurso hatte das Obergeschoß erreicht und pirschte lautlos federnd den Korridor entlang.
    Plötzlich blieb er stehen und sog die Luft durch die Nase ein. Der vertraute Geruch einer abgefeuerten Pistole, ganz in der Nähe. Thurso baute sich vor der benachbarten Tür auf und trat mit voller Wucht gegen das Schloß. Holz splitterte und die Tür sprang auf. Mit einem Panthersatz hechtete er ins Zimmer und kam mit der Waffe im Anschlag wieder auf die Beine. Entsetzt starrte er auf das Bild vor sich. Malcolm Lowe hing im Ledersessel hinter dem Schreibtisch, der Kopf lag in einer Blutlache auf der Platte. Die Waffe hielt der Tote noch in der rechten Hand.
    Robert Thurso stieß einen Fluch aus. So ein Reinfall!
    »Du lieber Himmel!« sagte Sir Ronald kopfschüttelnd, der eben hinter ihm das Zimmer betrat. »So ein Narr! Er war doch in einer Position, in der sich für jedes Problem eine Lösung finden läßt. Warum hat er das bloß getan?«
    Thurso hob ratlos die Schultern. »Keine Ahnung, Sir! Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet!«
    Abbott musterte seinen Mitarbeiter prüfend. »Sagen Sie bloß, Sie haben Schuldgefühle!«
    »Wenn wir gleich hier hochgegangen wären, ohne uns anmelden zu lassen, wäre er vielleicht noch am Leben.«
    »Vergessen Sie das so schnell wie möglich wieder. Es konnte in der Tat kein Mensch damit rechnen, daß sich der Minister erschießt, sobald wir ihm einen Besuch abstatten. Also, stehen Sie nicht so mitleidheischend herum, sondern stellen Sie mir eine Verbindung mit meinem Büro her!«
    »Ja, Sir«, antwortete Thurso. Dann griff er zum Telefon und wählte Sir Ronalds Geheimnummer.
    »Hartfield.«
    »Hallo, Yvonne, hier ist Robert. Der Chef möchte dich sprechen.«
    Abbott übernahm den Hörer. »Ms. Hartfield? Wo ist Dr. Green?«
    »Der ist mit Christopher Collins im Schlepptau in Ihr Büro zurückgekehrt. Sie unterhalten sich schon fast eine halbe Stunde.«
    »Na, dann scheint da ja wenigstens alles gutgegangen zu sein. Stellen Sie mich bitte durch!«
    »Sofort, Sir!«
    Zwanzig Sekunden später meldete sich Idwood Green. »Sir, was gibt es?«
    »Halten Sie sich fest, Dr. Green! Malcolm Lowe hat sich vor wenigen Minuten eine Kugel in den Kopf gejagt.«
    »Ach, herrje«, kommentierte Green. »Haben Sie ihn vorher gesprochen?«
    »Nein, leider nicht«, mußte Abbott zugeben. »Wie geht es mit Collins voran?«
    »Sehr gut, Sir. Er zeigt sich äußerst kooperativ. Sie werden staunen, was er uns alles erzählt hat.«
    »Ich bin neugierig, es zu erfahren. Allerdings muß ich mich jetzt erst einmal um dieses Chaos hier kümmern. Ich denke, ich bin in zwei bis drei Stunden zurück. Erwarten Sie mich im Büro?«
    »Natürlich, Sir«, antwortete Green mit einem Blick auf die Uhr. Es war ja gerade erst 20 Uhr.

Heathrow Airport, London, Großbritannien
    I dwood Green und Stan Lundquist zeigten der freundlichen jungen Dame ihre Bordkarten und traten durch die Sperre.
    22.35 Uhr.
    In etwa fünfzehn Minuten würde der British-Airways-Jumbo zum Flug nach Buenos Aires abheben, um dort am frühen Morgen zu landen. Jeder der beiden Männer trug als Gepäck lediglich eine Reisetasche mit sich, denn die Vorbereitung auf den Flug nach Südamerika war denkbar rasch vor sich gegangen.
    Bereits kurz vor 21 Uhr, also früher als erwartet, waren Sir Ronald und Robert Thurso aus Sevenoaks zurückgekehrt. Abbott hatte ein äußerst mißmutiges Gesicht zur Schau getragen, weil er die undankbare Aufgabe vor sich sah, dem Premierminister das freiwillige Dahinscheiden des Verteidigungsministers erklären zu müssen.
    »Sir Ronald ist um seinen Job auch nicht immer zu beneiden«, bemerkte Stan Lundquist, während er neben seinem Freund den Transitgang zum Flugzeug entlangschritt.
    »Stimmt, im Moment möchte ich auch nicht mit ihm tauschen«, räumte der Engländer ein. »Manchmal schon, aber im Moment nicht!« Er grinste.
    »Ich bin mir nicht so sicher, daß es eine kluge Entscheidung ist, nach Uruguay zu reisen. Die Chance, diesen Cruikshank dort zu erwischen, ist ziemlich gering.«
    »Ich traue mir eine Beurteilung der Chance nicht zu«, meinte Green. »Aber nach allem, was Collins erzählt hat, ist

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