Der Infekt

ja auch ein Risiko für den Bestochenen selbst. Wieso hat er gerade Interclone den Auftrag gegen Geld zugeschanzt?«
    Green spendete dem Freund mit den Augen lautlos Beifall. Das war ein wirklich bemerkenswerter Aspekt.
    Collins zuckte mit den Schultern. »Da bin ich überfragt. Ich meine mich nur zu erinnern, daß es irgend etwas mit seiner Frau zu tun hatte.«
    »Ach tatsächlich?« staunte Green. »Na, da werden wir uns die Dame mal näher anschauen.« Er drückte auf den Rufknopf der Sprechanlage.
    »Yvonne, sei ein Schatz und besorg mir alles, hörst du, alles über die verehrte Gemahlin des Verteidigungsministers.«
    »Ich werd's versuchen, Idwood. Es ist allerdings schon kurz vor acht. So viele Leute sind nicht mehr im Haus, die ich befragen könnte.«
    »Mir wäre sowieso lieber, du würdest den Computer direkt anzapfen. Auf Mitwisser können wir im Moment noch gut verzichten.«
    »Alles klar, ich probier's!«
    Green hatte eben wieder das Gespräch mit Collins aufgenommen, als das Telefon klingelte.
    »Hier ist schon wieder Yvonne. Der Chef ist auf Leitung eins. Er will dich dringend sprechen.«
    »Sir Ronald? Wieso ruft der denn hier an?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na, wir werden's ja gleich wissen!«

Sevenoaks, Großbritannien
    D er schwarze Bentley rollte nahezu geräuschlos vor dem Eingangstor zu Malcolm Lowes Villa aus. Der Bobby, der für die Torwache verantwortlich war, kam mit ruhigen Schritten auf die gediegene Limousine zu und blieb an der rechten Vordertür stehen, um den Chauffeur nach seinem Begehr zu fragen. Aber der rührte sich nicht. Statt dessen wurde die Scheibe der Fondtür heruntergefahren, und ein langhaariger, recht junger Mann hielt dem Polizisten einen Dienstausweis entgegen.
    »Secret Service, Thurso«, sagte der Mann und deutete neben sich. »Sir Ronald Abbott möchte mit dem Minister sprechen.«
    Der Bobby warf einen prüfenden Blick ins Innere des schweren Dienstwagens und salutierte kurz. Dann ging er zurück zum Tor und betätigte den elektrischen Öffnungsmechanismus. Leise summend schob sich die Gittertür zur Seite und gab den Weg in den parkähnlichen Garten frei.
    Mit dezentem Knirschen rollte der Bentley den Kiesweg entlang, bis er vor dem Portal der Villa sanft stoppte. Der Chauffeur sprang heraus und lief auf die linke Seite, um Abbott die Tür zu öffnen.
    Robert Thurso stand bereits an der Pforte und betätigte den Messingtürklopfer. Einige Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und ein Butler blickte den ganz und gar nicht korrekt gekleideten Besucher erstaunt von oben bis unten an.
    »Ja, bitte?« näselte er.
    »Guten Tag«, erwiderte Thurso gemessen. Dabei deutete er auf Abbott, der inzwischen neben ihm stand. »Melden Sie dem Minister bitte, daß Sir Ronald Abbott ihn um ein Gespräch ersucht.«
    Der Butler war zum einen sichtlich überrascht von Thursos Auftreten, das seiner Aufmachung ganz und gar nicht entsprach. Zum anderen verströmte die schweigende Präsenz Abbotts eine Autorität, die selbst den ministergewöhnten Butler beeindruckte.
    »Darf ich fragen, ob die Herren angemeldet sind?« fragte er deshalb in ausgesprochen höflichem Tonfall.
    Thurso schüttelte würdig den Kopf. »Zu unserem Leidwesen, nein. Es handelt sich um eine dringende, nicht aufzuschiebende Angelegenheit. Deshalb hoffen wir auf das Verständnis Seiner Exzellenz.«
    Sir Ronald musterte Thurso ebenfalls mit einem erstaunten Seitenblick. Solche Umgangsformen hätte er ihm nie und nimmer zugetraut. Vielleicht war es an der Zeit, die eigenen Vorurteile einmal zu überprüfen.
    Der Butler öffnete die Tür weiter und bat die beiden Besucher mit einer formvollendeten Handbewegung ins Foyer. »Bitte, gedulden Sie sich einen Moment, meine Herren. Ich werde Sie dem Minister melden.«
    Unter dem gnädig zustimmenden Nicken Thursos schloß er die Tür hinter den Besuchern. Dann setzte er sich gemessenen Schritts in Bewegung und schritt die Eichentreppe ins erste Stockwerk hinauf.
    Wenig später erschien er wieder und kam auf Abbott und Thurso zu. »Bitte, meine Herren, der Herr Minister erwartet Sie.« Er machte kehrt und schritt voran. Die drei Männer hatten kaum die Mitte der Treppe erreicht, als von oben ein lauter Knall zu hören war.
    Thurso warf Abbott einen besorgten Blick zu und zog gleichzeitig die Dienstwaffe vom Magnethalfter. »Das war ein Schuß, Sir Ronald. Bleiben Sie in Deckung!« rief er seinem Chef zu und schnellte in geschmeidigen Sätzen die Treppe hinauf.
    Sir Ronald