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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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gesetzt, nicht wahr?«
    Der blonde Amerikaner erhob sich aus dem Sessel. »Sagen Sie einmal, was fällt Ihnen eigentlich ein? Woher nehmen Sie Ihre Schauermärchen, he? Lesen Sie zu viele Groschenromane?«
    Green schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Cruikshank. Keine Romane! Ich bin Green!«
    Hinter dem Engländer trat Stan Lundquist ins Büro und nickte Cruikshank sarkastisch lächelnd zu.
    Der setzte sich erst einmal wieder. Das war doch dieser australische Wissenschaftler, der in Blunstones Büro beim Schnüffeln erwischt worden war! So langsam ging ihm ein Licht auf. Das würde brenzlig werden.
    Idwood trat dicht an den Schreibtisch heran und hielt Cruikshank die Walther vor die Nase, während er lässig den Sicherungshebel umlegte. »Nun, Cruikshank, wollen wir mal recht artig sein, ja? Sie haben dem Verteidigungsminister Ihrer Majestät Anweisung gegeben, schleunigst für meine Liquidation zu sorgen. Wir haben ein Telefongespräch abgehört! Falls Sie noch keine Nachrichten vernommen haben, wie ich annehme, darf ich Ihnen sagen, daß sich Ihr, nun, sagen wir, Geschäftspartner selbst aus dieser Welt entfernt hat. Und zwar kurz nach Ihrem Erpresseranruf. Meine Regierung ist nicht sehr begeistert von alledem, wie Sie sich denken können.«
    Cruikshanks Knie tastete langsam zum Notrufknopf, der in Roessners Abteilung die Warnlampe in Betrieb setzte. »Nehmen wir an, es wäre tatsächlich alles so, wie Sie das hier so hübsch erzählen, Mr. Green. Was wollen Sie dann von mir?«
    »Zwei Alternativen. Erstens: Kooperation. Es gibt da einige Leute, die wir uns gerne kaufen möchten. Dazu brauchen wir Ihre Hilfe. Außerdem wollen wir Zeugen sein, wie das gesamte Impfserum einschließlich der infizierten Herden ordnungsgemäß vernichtet wird. Daß die Öffentlichkeit unterrichtet wird. Daß eine genaue Bilanz der Grippetoten erstellt wird, damit wir dem FunFries- Konzern ein bißchen auf die Füße treten können. Zweitens: Prozeß und Gefängnis. Sie können wählen!« Green deutete über die Schulter nach hinten. »Knapp hundert Kilometer westlich, Cruikshank, sind vor fast zweihundert Jahren die berühmten Dreiunddreißig an Land gegangen. Ihr Anführer General Lavalleja schwenkte dort am Ufer des Uruguay die dreifarbige Fahne mit der Aufschrift Freiheit oder Tod. Sie, Mr. Cruikshank, schwenken auch gerade eine solche Fahne.«
    Der Sicherheitschef lächelte gezwungen. »Sie übertreiben, Mr. Green. Ich meine, wie wollen denn ausgerechnet Sie mir den Prozeß machen? Ich bin Amerikaner und in Uruguay. Ich denke, Sie müssen mir Ihr Anliegen doch noch einmal genauer vortragen.«
    Lundquist beugte sich zu Green und flüsterte: »Das Schwein spielt auf Zeit. Irgendwas läuft hier schief!«
    Green nickte. »Du hast recht, Stan, es ist besser, wir hauen ab! Here we go, Cruikshank! Langsam und vorsichtig, okay? Sonst löst sich vielleicht eine unbeabsichtigte Kugel, und das wäre Ihr Pech!«
    Cruikshank erhob sich langsam und ging mit erhobenen Händen zur Tür. »Sie haben doch keine Chance, hier herauszukommen, Green. Und wenn: Wie wollen Sie mich nach England schaffen? Kidnapping ist strafbar!«
    »Zur Not hau ich Sie so zurecht, daß Sie als Diplomatengepäck durchgehen, Sie Heini!« fauchte der Engländer. »Und jetzt los, sonst werd ich zum Tier!«
    Cruikshank schritt durch die Tür und bog auf den Flur ein. Fast wäre er vor freudigem Schreck stehengeblieben. Am Ende des Flurs, etwa fünfundzwanzig Meter entfernt, stand Emilio Roessner mit angelegter Maschinenpistole. Cruikshank tat noch einen Schritt, um zu warten, bis seine beiden Besucher ebenfalls auf den Flur getreten waren, und ließ sich dann blitzschnell fallen. Dabei rief er: »Feuer, Roessner, Feuer!«
    Der Südamerikaner zog den Abzug der Uzi durch und dirigierte mühevoll den Schwall der herausspuckenden Geschosse. Die erste Garbe schlug in den am Boden liegenden Körper David Cruikshanks ein. Dann zog Roessner den Lauf ein wenig nach oben.
    Stan Lundquist hatte glücklicherweise die Situation sofort erfaßt, als er hinter Cruikshank aus dem Büro herausgetreten war. Mit dem Schrei »Deckung, Idwood!« sprang er ins schützende Büro zurück.
    Green hatte beim Heraustreten zunächst sichernd in die andere Richtung geblickt. Diese Vorsichtsmaßnahme bereute er jetzt bitter: Bevor er Lundquists laute Aufforderung registrieren konnte, trafen ihn zwei Kugeln. Trotz des Schocks gelang es ihm jedoch, sich zurück ins Büro fallen zu lassen. Lundquist lugte

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