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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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zusammen.
    Dr. Vasquez fuhr konzentriert weiter. Pedro Suevas war wegen seines geschwächten Zustands wahrscheinlich schon vor seiner Frau an dem Gift gestorben, das in der Spritze gewesen war.
    Nach etwa fünfzehn Minuten bog der hilfreiche Arzt nach links ab und stoppte den Wagen fünfhundert Meter weiter am Ufer eines kleinen Sees. Er lud die beiden Leichen aus, band sie mit einem Abschleppseil aneinander und beschwerte sie mit einer Radfelge, die er aus dem Kofferraum geholt hatte. Dann lief er zum Saum des Buschwerks, das den See umgab und knotete ein kleines Ruderboot los, das dort versteckt lag. Kurze Zeit später wuchtete er die beiden Leichen in der Mitte des Sees über Bord.
    Mit unbewegtem Gesicht ruderte Vasquez zurück ans Ufer. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Nun aber hurtig, dachte er. In Orizonte, einem kleinen Dorf achtzehn Kilometer nordöstlich, gab es noch einen Fall von schwerer Grippe, den er heute behandeln mußte.

Canberra, Australien
    A drian Kay und Daniel Harris kannten sich seit nahezu drei Jahrzehnten. An der Universität von Sydney hatte ihre enge Freundschaft begonnen, und sie bestand noch immer, da sie die meisten Stufen ihrer Karriereleiter zusammen beschritten hatten. Ihr Einvernehmen und gegenseitiges Verständnis waren mit der Zeit nur noch gewachsen, und viele behaupteten, daß die beiden deshalb Junggesellen geblieben wären, weil sie einen besseren Lebensgefährten ohnehin nicht hätten finden können. Heute gehörten Kay und Harris zu den einflußreichsten Persönlichkeiten Australiens, obwohl ihre Namen so gut wie nie in der Öffentlichkeit auftauchten. Die meisten Australier hatten wahrscheinlich überhaupt noch nie von ihnen gehört.
    Bekanntheit wäre der Arbeit der beiden Männer auch eher abträglich gewesen, bestand diese Arbeit doch darin, die Aktivitäten der beiden größten australischen Geheimdienste zu leiten. Kay war der Chef der Spionageabwehr, und Harris stand dem Auslandsnachrichtendienst vor.
    Innerhalb ihrer Organisationen allerdings waren die beiden bekannt wie die bunten Hunde, beliebt und erfolgreich. Und dieser Erfolg beruhte nicht zuletzt auf dem blinden Vertrauen und der engen Zusammenarbeit zwischen den von ihren Mitarbeitern so genannten ›Secret twins‹. Äußeres Zeichen für diese enge Zusammenarbeit waren die wöchentlichen Treffen, bei denen die beiden Männer die Arbeit ihrer Dienste koordinierten.
    An diesem Montag sah Adrian Kay der wöchentlichen Konferenz mit Spannung entgegen. Er hatte bereits um 7 Uhr sein Büro betreten, die Berichte der Mitarbeiter gelesen und die Post aufgearbeitet, denn um 10 Uhr wurde er von Harris erwartet, und da wollte er die Routineangelegenheiten bereits erledigt haben.
    Es klopfte an der holzvertäfelten Tür seines Büros. Kay sah hoch. »Ja, herein!«
    Sein Sekretär Emerson Coleclough steckte den Kopf durch den Türspalt und nickte ihm grüßend zu: »Guten Morgen, Sir. Es ist 9.45 Uhr. Soll ich den Wagen kommen lassen?«
    »Guten Morgen, Emerson«, erwiderte Kay mit freundlichem Lächeln und blickte dann auf die Armbanduhr. »Meine Güte, tatsächlich. Die Zeit vergeht im Fluge. Danke, daß Sie daran gedacht haben, Emerson.«
    Coleclough winkte leicht ab. »Ich bitte Sie, Sir, ich werde schließlich dafür bezahlt, daß ich an Ihre Termine denke.«
    Fünf Minuten später nahm Adrian Kay im Fond der schweren Dienstlimousine Platz. »Guten Morgen, Dawson«, grüßte er den Mann hinter dem Lenkrad, der ihn schon seit fast zehn Jahren chauffierte.
    Der Wagen rollte bereits an, als Dawson antwortete. »Guten Morgen, Sir. Zu Mr. Harris, Sir?«
    »In der Tat, Dawson«, erwiderte Kay amüsiert. Viel mehr als die paar Worte zur morgendlichen Begrüßung kriegte Dawson im Laufe eines Tages erfahrungsgemäß nicht über die Lippen, und Kay hatte es im Laufe der Jahre aufgegeben, diese Maulfaulheit zu bekämpfen. »Ich bin zum Fahren angestellt, nicht zum Reden«, hatte ihm Dawson irgendwann einmal erklärt, und Kay mußte sich dieser Auffassung wohl oder übel anschließen, denn einen besseren Chauffeur gab es wahrscheinlich in ganz Australien nicht.
    Die Fahrt zum Hauptquartier des Nachrichtendienstes dauerte nicht ganz zehn Minuten.
    »Ich weiß noch nicht, wie lange es dauern wird, Dawson«, meinte Kay beim Aussteigen, »ich lasse Ihnen Bescheid geben, wenn ich Sie wieder brauche.«
    Dawson nickte wortlos und fuhr an, als die Fondtür ins Schloß fiel. Adrian Kay stieg die breiten Stufen zum

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