Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
Vom Netzwerk:
Dazu war dieses Geschäft nicht geschaffen.
    Das rote Licht an der Gegensprechanlage begann zu blinken. Sir Ronald klappte widerwillig den Unterschriftenordner zu, in dem er soeben geblättert hatte, und drückte den Sprechknopf hinunter. »Ja, Miss Hartfield?«
    »Sir, Dr. Green ist auf Leitung drei.«
    »Das wird aber auch wahrlich Zeit. Bitte, stellen Sie das Gespräch durch, Miss Hartfield!«
    »Sofort, Sir!« Yvonne Hartfield ließ den Sprechknopf los und griff wieder zum Telefonhörer. »Idwood?«
    »Ja, mein Goldstück?«
    »Mach dich auf einiges gefaßt; der Chef macht einen stinksauren Eindruck!«
    Sir Ronald schien wirklich nicht gut gelaunt zu sein, denn ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit eröffnete er selbst das Gespräch. »Dr. Green? Sie sind es wirklich? Ich hatte schon bald nicht mehr damit gerechnet, daß Sie sich noch einmal melden. Wo sind Sie eigentlich?«
    Green atmete kurz durch. »Guten Tag, Sir. Ich befinde mich gerade auf dem Highway 23, kurz vor New Haven in Connecticut. Ihre Sorge um mich ist allerdings unbegründet; es geht mir gut. Zudem bin ich bis jetzt nur einen Tag überfällig.«
    Abbott mußte die Antwort erst einen Moment verdauen. »Wenn Sie das alles witzig finden, Dr. Green, dann habe ich eine andere Art von Humor als Sie. Ich kann nämlich nicht darüber lachen! Was bilden Sie sich überhaupt ein? Sie sind zwar einer meiner besten Männer, aber deswegen können Sie sich noch lange nicht jede Insubordination leisten, haben Sie verstanden?«
    Zum Glück konnte Abbott nicht sehen, daß Green ungeduldig mit den Fingern der linken Hand auf dem Gehäuse des öffentlichen Fernsprechers herumtrommelte.
    »Sir, gestatten Sie mir bitte die Bemerkung, daß ich Ihre Kritik für etwas überzogen halte.«
    »So, finden Sie?« schnaubte Abbott. »Jetzt will ich Ihnen mal etwas sagen. Sie sind Mitarbeiter meiner Abteilung, und ich hatte Sie damit beauftragt herauszufinden, aufgrund welcher undichten Stelle in Wien geheime Rüstungsdokumente des britischen Verteidigungsministeriums auf dem Nachrichtenmarkt gehandelt werden können wie warme Semmeln. Zuvorkommenderweise sind Sie ja auch nach Wien gereist, um dieser Frage nachzugehen. Jetzt frage ich Sie: Haben Sie die undichte Stelle gefunden?«
    »Sir, Sie …«
    »Nein, das haben Sie nicht«, unterbrach der Chef, »und Ihr Bericht, der hier auf meinem Schreibtisch gelandet ist, verdient kaum das Prädikat ›ungenügend‹! Und daher war ich der Meinung, daß Sie sich umgehend nach Wien zurückbegeben würden, um Ihren Auftrag endlich zu erledigen. Statt dessen finde ich einen Zettel an Ihren Bericht angeheftet, daß Sie zwei bis drei Tage dringend nach New York müßten. Lassen wir mal außer Acht, daß ich von einem Spitzenbeamten des Secret Service eine andere Arbeitsauffassung erwarte, so muß ich Sie doch darauf hinweisen, daß das Wochenende bereits vorbei ist. Mit anderen Worten: Was tun Sie noch in Amerika, zum Kuckuck?«
    »Sir«, erwiderte Green ruhig, »ich kann ja nachvollziehen, warum Sie ärgerlich sind. Aber Sie wissen genausogut wie ich, daß ich ohne triftigen Grund nicht mehr in New Haven wäre. Aber eben diesen Grund gibt es, und deshalb bin ich noch hier. Ich werde allerdings mit der Abendmaschine zurückfliegen, das heißt, ich spreche morgen nachmittag persönlich bei Ihnen vor. Und dann kann ich Ihnen auch die Gründe für meine Verspätung genauer erläutern. Wären Sie damit einverstanden?«
    Abbott seufzte übertrieben. »Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Aber Ihre wildeste Phantasie reicht nicht aus, um sich vorzustellen, was passiert, wenn Sie morgen nachmittag nicht zurück sind! Haben wir uns klar verstanden?«
    Greens Stimme hörte sich einen Hauch zu beflissen an, als er antwortete. »Sicher, Sir, haben wir! Außerdem habe ich ausgesprochen viel Phantasie.«
    »Das befürchte ich auch«, antwortete Abbott resigniert und legte ohne weiteren Gruß den Hörer auf. Er öffnete den Unterschriftenordner wieder und hatte gerade das nächste Schriftstück unterzeichnet, als ihm noch etwas einfiel. »Ach, Miss Hartfield?« sprach er in die Gegensprechanlage.
    »Ja bitte, Sir?«
    »Buchen Sie doch bitte für übermorgen früh einen Flug nach Wien. Business Class. Das Ticket ist für Dr. Green.«
    Yvonne Hartfield suchte nach den rechten Worten. »Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber Dr. Green hat mir gerade eben den gleichen Auftrag gegeben. Allerdings will er erster Klasse fliegen.«
    Einen

Weitere Kostenlose Bücher