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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Boden. Green bückte sich, nahm das Klappmesser in die rechte Hand und riß mit der linken die Tür wieder auf. Ohne Zögern stach er zu und traf keinen Moment zu früh den Unterarm des anderen Kerls, der sich vom Faustschlag erholt hatte und auf den Engländer feuern wollte. Green unterband diesen Versuch mit einer trockenen linken Geraden.
    Dann hörte er den anderen rufen: »Los, weg hier!« Die beiden rannten in Richtung Feuertreppe davon.
    Idwood hob die Pistole auf, die einer der beiden nach dem Messerstich hatte fallen lassen, und drehte sich dann um.
    »Angela? Wo bist du? Alles in Ordnung?«
    Hinter dem Sofa kam die junge Frau zum Vorschein. »Idwood, mein Gott, ich war so froh, als du kamst! Was waren das für Leute?« Sie zitterte am ganzen Körper.
    Green nahm sie in die Arme. »Ich weiß es nicht, Angela. Aber eins steht fest: Du hattest recht. Dein Bruder ist nicht besoffen vor ein Auto getorkelt. Hier läuft was anderes ab. Ich bin sicher, Charles wurde ermordet; von wem, das weiß ich allerdings nicht.«
    Angela starrte ihn erschrocken an. »Ermordet? Ja, aber warum denn bloß?«
    »Keine Ahnung, aber vielleicht finde ich das noch heraus.« Er faßte die junge Frau an den Schultern und sah sie ernst an. »Hör mir jetzt genau zu, Angela. Wir haben nicht viel Zeit. Wenn die Typen uns kaltmachen wollten, und alles deutet darauf hin, dann können sie es sich kaum leisten, uns nach den gerade fehlgeschlagenen Versuchen einfach wegfahren zu lassen. Wir haben also nicht viel Zeit. Du wirst jetzt, ohne zu fragen, genau das tun, was ich dir sage! Fragen kannst du, wenn wir wieder in England sind, klar?«
    Angela sah ihn ernst an. »Klar, Idwood. Was tun wir also?«
    »Pack deine Sachen, und zwar schnell! Schließ die Tür hinter mir ab! Ich bin in zehn Minuten wieder hier und klopfe: dreimal kurz, dreimal lang, verstanden? Hier.« Er drückte seiner Begleiterin die erbeutete Pistole in die Hand. »Bis gleich!«
    Green spurtete zu seinem Zimmer, griff seine Reisetasche, die er noch gar nicht ausgepackt hatte, und fuhr ins Foyer, um die Rechnung zu begleichen; dann ging er ins Hertz -Büro, um den Leihwagen zurückzugeben.
    »Ich muß früher weg als geplant. Das Auto steht in der Tiefgarage.« Er gab dem Mann seine Kreditkarte mit dem falschen Namen. Dann unterschrieb er die Quittung und verabschiedete sich mit freundlichem Grinsen.
    »Auf Wiedersehen, Sir, und gute Reise«, wünschte der Angestellte.
    Der wird Augen machen, wenn er die Kiste sieht, dachte Green.
    Nun aber flott, sonst wurde es eng!
    Angela und Idwood verließen das Hotel durch den Lieferantenausgang und hielten ein Taxi an. Der Taxifahrer brummte zufrieden, als ihm Green das Fahrtziel nannte. Hartford! Das kostete mindestens sechzig Bucks.
    Etwa fünfundvierzig Minuten später hatten sie ihr Ziel erreicht, den Bahnhof von Hartford, wo der Engländer am AmTrak-Schalter eine Fahrkarte nach Boston kaufte. Der Zug fuhr in zwanzig Minuten.
    »Wieso nur eine Karte, Idwood? Und wieso nach Boston?« fragte Angela verwirrt.
    »Hatten wir uns nicht dahingehend geeinigt, daß du erst in England Fragen stellst?«
    »Schon gut, Idwood, ich … was passiert denn jetzt?«
    »Hör genau zu! Du fährst bis Boston und nimmst dort ein Taxi zum Flughafen. Wenn du im Logan Airport eingetroffen bist, gehst du sofort zum Air-France-Schalter. Ich werde dir nachher telefonisch ein Ticket reservieren lassen. Sobald du das Ticket hast, gehst du auf die Damentoilette und schließt dich dort ein. Beim letzten Aufruf für den Flug nach Paris verläßt du die Toilette und checkst ein. Bis dahin alles klar?«
    Angela schüttelte den Kopf. »Wieso nach Paris?«
    Green faßte sie hart an der Schulter. »Verdammt, die Kerle wollten uns umbringen, hast du verstanden? Und sie werden es weiterhin versuchen wollen, wenn sie uns finden. Und deshalb kannst du dich nicht einfach in New York in ein Flugzeug nach London setzen. Das sind die ersten Verbindungen, die sie überprüfen werden. Und wenn sie wirklich dranbleiben wollen, werden sie auch die Landungen in London überwachen. Da sie wahrscheinlich wissen, wer du bist, finden sie auch leicht heraus, wo du wohnst.«
    Angela war sehr blaß geworden. »Aber wie geht es dann weiter?«
    »In Paris nimmst du ein Taxi zu dem Hotel, dessen Adresse ich dir hier auf den Zettel schreibe, verstanden? Du bleibst dort so lange, bis dich Jeanne abholt. Ich werde sie anrufen. Sie wird mit dem Auto kommen und mit dir nach London zurückfahren.

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