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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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verdient. Zudem verfügte er auch noch über außerfachliche Qualifikationen, die Margo durchaus gern in Anspruch nahm. Sein größter Vorzug bestand allerdings darin, daß er genau begriffen hatte, welche Art von Arbeitsauffassung sie für die richtige hielt. Vor gut einem Jahr hatte sie ihn einmal gefragt, ob er Bedenken hätte, bei FunFries fristlos zu kündigen, wenn er von einer Konkurrenzfirma ein besseres finanzielles Angebot erhielte. Instinktiv hatte er mit einem klaren Nein geantwortet, und Margo de Keyser hatte daraufhin sein Monatssalär mit dem Kommentar »Ich möchte, daß Sie bleiben« um sage und schreibe dreitausend Dollar erhöht.
    Und jetzt hatte er durch den Abschluß mit den Kartoffelleuten in Ohio wieder einen Volltreffer gelandet. Wenn es so weiterging wie bisher, konnte er es in den nächsten ein bis zwei Jahren schaffen, einen noch einflußreicheren Posten innerhalb des Konzerns zu bekleiden.
    »Sind die Leute von Blanchard & Petit schon da?« wollte Margo wissen.
    Mount nickte. »Schon lange. Das scheint eine richtige Multimediashow zu werden. Die geben sich wirklich die größte Mühe, daß ihnen die Kampagne übertragen wird.«
    Margo lachte. »Das ist ja wohl das mindeste. Ich vermute, sie werden so um die vierzig Millionen Dollar für das Gesamtkonzept verlangen. Dafür müssen sie sich schon mächtig ins Zeug legen. Wenn ich ihr Konzept ablehnen würde, stünden sie in der Branche da wie begossene Pudel.«
    »Das kann ich mir denken.« Mount sah auf die Armbanduhr. »Es ist zehn Uhr«, meinte er dann.
    Sie nickte und erhob sich. »Dann wollen wir mal.«
    Die anderen zehn Chefmanager hatten bereits an dem ovalen Mahagonitisch in der Mitte des Konferenzsaals Platz genommen und erhoben sich jetzt, um ihre Vorsitzende zu begrüßen.
    »Guten Morgen, meine Herren«, meinte Margo de Keyser und setzte sich. »Wir wollen zur Sache kommen. Wie Sie wissen, haben wir heute die Entscheidung über die Marketingstrategie für das neue Speiseangebot in allen Filialen der FunFries- Kette zu treffen. Wie mir mein Sekretär mitgeteilt hat, sind die Herrschaften der Firma Blanchard & Petit bereit, die von ihnen erarbeitete Werbekampagne vorzustellen. Gibt es noch irgendwelche grundsätzlichen Probleme in dieser Angelegenheit, die wir hier in unserem Kreis besprechen sollten, bevor wir in den Tagungssaal hinübergehen, um uns die Präsentation anzusehen?«
    Carlton Sinclair meldete sich zu Wort. Er leitete seit über zehn Jahren die Organisation der Verpackungsbetriebe, die überall in der Welt die Isolierboxen herstellten, in denen die FunFries- Burger verkauft wurden. »Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, daß dieses Unternehmen ein großes Risiko darstellt. Das ›LuckyLunch‹-Menü erfordert in den Verpackungsbetrieben völlig neue Produktionslinien. Das bedeutet Investitionen in zwei-, vielleicht sogar dreistelliger Millionenhöhe. Und keiner kann garantieren, daß das neue Angebot von den Kunden angenommen wird.«
    Margo de Keyser musterte den langjährigen Topmanager des Hauses kühl. »Mr. Sinclair, dieses Problem haben wir doch bereits mehrmals diskutiert. Ich dachte, es wäre damit ausreichend behandelt worden, bemerke aber jetzt, daß das offensichtlich nicht der Fall ist. Sie wissen doch genausogut wie ich, daß die Konkurrenz ein ähnliches Konzept ausarbeitet. Wollen Sie vielleicht deren Verkaufsergebnisse abwarten und dann sagen: So, jetzt macht FunFries es den anderen nach? Das ist doch lächerlich! Wir sind die Marktführer, und deshalb müssen wir auch auf der kreativen und innovativen Seite ganz vorne sein. Natürlich ist jedes neue Produkt vom unternehmerischen Standpunkt aus ein Risiko. Aber bedenken Sie, wenn es ein Erfolg wird, vergrößert sich die Gewinnspanne beträchtlich. Wenn wir in der Kombipackung ›LuckyLunch‹ einen Cheeseburger, French Fries, gemischtes Gemüse und ein kleines Stück Kuchen anbieten und diese einzelnen Produkte alle im kleineren Format erstellt werden, brauchen wir weniger Weißbrot, weniger Fleisch, weniger Gemüse, weniger Kuchen, und zudem können wir es weitaus billiger anbieten als die normalen Einzelprodukte in der Normalgröße.«
    Carlton Sinclair unterbrach sie. »Das weiß ich ja alles. Aber das rechnet sich doch nur, wenn wir die Größe der einzelnen Produkte stärker verringern als den Preis, also quasi den Preis erhöhen.«
    »Sagen Sie bloß«, antwortete Margo höhnisch, »darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Wo ist das

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