Der Infekt

umzubringen?«
    »Damit du dir keine unnötigen Sorgen machst, Goldstück.«
    »Soso, aha. Und was, glaubst du, hätte ich mir gemacht, wenn sie dich tatsächlich umgebracht hätten?«
    Green grinste in die Muschel. »Ich vermute, einen gemütlichen Lebensabend.«
    »Idiot!« erwiderte die blonde Journalistin in herzlichem Ton.
    »Komm, Jeanne«, bat Green, »sei nicht sauer! Es ist doch alles in Ordnung. Angela ist wohlbehalten, und auch dein Idwood hat keinen Kratzer abgekriegt.«
    »Wenn man mal von deiner chronischen Kopfverletzung absieht, meinst du.«
    »Sehr komisch!« lachte Green.
    »Nein, aber jetzt im Ernst, wieso ist alles in Ordnung? Immerhin hast du Angela gesagt, daß sie bis auf weiteres bei mir bleiben soll. Weshalb?«
    »Das erklär ich euch nachher, wenn ich komme, einverstanden? Ich muß erst zu Abbott. Wer weiß, wie lange der mich aufhalten wird. Aber ich versuche mich zu beeilen. Bist du noch sauer?«
    »Unsinn! Ich freue mich, wenn du kommst.«
    »Ich freue mich auch, Allerliebste. Bis nachher!«
    Fünfundzwanzig Minuten später stand der Mercedes in der Tiefgarage des Hauptquartiers an der St. James' Gate, und Green saß hinter seinem Schreibtisch. Er zündete sich eine Zigarette an und entschloß sich dann, vorsichtshalber erst einmal ein sondierendes Telefonat mit Abbotts Sekretärin zu führen.
    »Hallo, Yvonne, ich bin's. Ist Abbott da?«
    »Idwood! Endlich! Der Chef hat mich schon mindestens fünfmal gefragt, ob du bereits eingetroffen bist. Du wolltest doch am Nachmittag zurück sein, oder nicht?«
    »Und? Ist jetzt etwa kein Nachmittag?«
    »Nun ja«, erwiderte Yvonne Hartfield, »ich würde es eher früher Abend nennen, mein Lieber. Es ist kurz vor sieben.«
    »Pedantin!« maulte Green. »Also was ist, kann ich zu Abbott rein?«
    »Natürlich. Er wartet ja auf dich. Komm nur herüber!«
    »Ich eile, meine Liebe, ich eile!«
    Sir Ronald saß wie immer mit nahezu neutralem Gesichtsausdruck hinter seinem schweren Schreibtisch und studierte einige Unterlagen. Als Green die Tür öffnete und eintrat, legte sein Chef den Schnellhefter beiseite.
    »Ah, sieh an, Dr. Green. Der verlorene Sohn kehrt zurück. Sie haben sich ein wenig verspätet. Nicht, daß mir das etwas ausmachte!« Abbott sah auf die Uhr. »Ich muß erst in fünfzig Minuten bei einem Empfang des Verteidigungsministers sein. Da bleibt mir noch reichlich Zeit. Sie hätten sich nicht so zu beeilen brauchen.«
    O je, dachte Green, wenn der Alte ironisch wurde, war er ziemlich sauer. »Sir, ich bin untröstlich. Aber die Maschine ist erst um Viertel nach fünf in Heathrow gelandet.«
    Abbott blickte ihn spöttisch an. »Eine nette Verspätung, etwa acht Stunden. Ich dachte, Sie wollten gestern die Abendmaschine nehmen? Die landet normalerweise gegen 9 Uhr morgens hier in London.«
    Green nickte. »Ich habe die Abendmaschine leider verpaßt, Sir. Also mußte ich heute morgen mit der Concorde fliegen.«
    Abbott lächelte leicht. »So? Das ist aber ganz schön teuer für einen kurzen Urlaubstrip nach New York. Können Sie mir vielleicht kurz erläutern, was Sie da überhaupt getrieben haben?« Er zog aus einer der Unterschriftenmappen einen Zettel hervor. »Hier liegt eine Meldung einer unserer Tarnfirmen vor. Da hat heute morgen ein Hertz -Mitarbeiter aus New Haven angerufen und mächtigen Krach geschlagen. Ein gewisser Harry Lowell soll einen Leihwagen der Hertz -Filiale zu Schrott gefahren haben, ohne sich für den Schaden zu verantworten. Und ich kenne nur einen meiner Mitarbeiter, der falsche Papiere mit dem Namen Harry Lowell mit sich führen darf. Also ich erwarte eine Erklärung.«
    Idwood kratzte sich am Kopf. »Hm, das ist in wenigen Worten nicht ganz einfach, Sir. Aber ich werde es versuchen.« Er legte Abbott die Fakten dar und schloß seinen Bericht mit der Bemerkung: »Sie werden vielleicht verstehen, Sir, daß ich nicht einfach zurückfliegen konnte. Ich mußte mich noch einmal bei Kossoff und im Institut umsehen.«
    Abbott schwieg einen Augenblick, bevor er antwortete. »Gut, das verstehe ich. Im Ernst, ich wäre wahrscheinlich auch nicht vorher zurückgeflogen. Und … äh … sagen Sie mal, warum grinsen Sie denn so unverschämt?«
    Green sah Abbott voll an. »Weil ich wußte, daß Sie das sagen würden, Sir.«
    Abbott stutzte kurz und schüttelte dann leicht resignierend den Kopf. »Sie sind wirklich ein unmöglicher Mensch, Dr. Green. Aber in der Tat, wir kennen uns schon recht lange.« Er machte ein