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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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nachdenkliches Gesicht. »Und weil ich Sie schon lange kenne, sage ich Ihnen jetzt folgendes. Hören Sie mir bitte genau zu! Ich möchte nicht, daß Sie sich weiter mit dieser Art ›Fall‹ beschäftigen, haben Sie mich verstanden? Ich räume Ihnen zwar ein, daß das ein ganz interessantes Problem ist, aber es fällt nicht in unseren Aufgaben- oder Zuständigkeitsbereich. Und deshalb lassen Sie die Finger von der Sache und kümmern Sie sich gefälligst um Ihren Auftrag in Wien. Der braucht Ihre ganze Konzentration. Ist das klar?«
    Green kratzte sich die Bartstoppeln. »Im Prinzip schon, Sir.«
    »Aber?« fragte Abbott.
    »Sir, eine Sache gibt mir doch sehr zu denken.«
    »Nämlich welche?«
    »Nun, die Burschen haben Mrs. MacRae und mich erwartet. Sie müssen uns seit unserer Ankunft beschattet haben.«
    Abbott nickte ungeduldig. »Na und? Irgend jemand wollte verhindern, daß Mrs. MacRae oder Sie in Kossoffs Wohnung herumschnüffeln. Nach Ihrer Hypothese suchen diese Leute irgend etwas, das in Kossoffs Besitz war und das sie bisher immer noch nicht gefunden haben.«
    »Und es muß etwas ziemlich Wichtiges sein, sonst hätten sie Kossoff nicht umgebracht!« warf Green ein.
    Abbott schnaufte vernehmlich. »Umgebracht! Das sagen Sie, mein Lieber! Laut Polizeibericht war es doch ein Unfall, oder nicht?«
    »Bitte, ich kann doch noch zwei und zwei zusammenzählen. Kossoff hatte keinen Alkohol getrunken.«
    »Ich denke, die Blutprobe war positiv?«
    »Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus. Vielleicht haben sie ihm mit Gewalt Alkohol eingeflößt, bevor sie ihn überfahren haben.«
    Abbott schlug die Hände zusammen. »Aber das sind doch gewagte Hypothesen, die Sie, selbst wenn sie zuträfen, niemals beweisen könnten.« Er räusperte sich. »Aber Sie haben es wieder einmal trefflich verstanden, vom Hauptproblem abzulenken. Ich sehe überhaupt keinen Hinderungsgrund, daß wir der New Havener Polizei über verdeckte Kanäle eine Mitteilung zukommen lassen, in der wir auf die von Ihnen genannten Auffälligkeiten hinweisen. Dann sind Sie aus der Angelegenheit heraus und können sich ganz dem Wiener Auftrag widmen.«
    Green schüttelte den Kopf. »Ihr Wort in Gottes Ohr, Sir, aber ich bin nicht sicher, ob der Fall damit erledigt ist.«
    »Fangen Sie schon wieder an? Wieso glauben Sie das nicht?«
    »Weil Mrs. MacRae und ich einen Tag zu früh in New Haven eingetroffen sind. Sehen Sie, Sir, wenn die Leute, die uns erwartet haben, einen Polizisten bestochen hätten, um Einsicht in die Ermittlungsergebnisse zu erhalten, hätten sie auch gewußt, daß Mrs. MacRae am 15. Juli zur Abwicklung der Überführungsformalitäten in New Haven erwartet wurde. Aber wir sind schon einen Tag vorher eingetroffen.«
    »Dann haben die Kerle eben den Flughafen schon früher überwacht.«
    Jetzt hab ich ihn, dachte Green. »Das wäre dilettantisch gewesen, Sir. Wir hätten genausogut mit der Bahn, dem Bus oder mit dem Leihwagen von New York kommen können.«
    »Dann hat man eben bereits im New Yorker Flughafen auf Sie gewartet, zum Teufel. Seien Sie doch nicht so verstockt!« Abbott verlor langsam die Geduld.
    »Ich bin nicht verstockt«, erwiderte Idwood, »ich bin nur vorsichtig. Können Sie mir denn verraten, wie sie Mrs. MacRae hätten erkennen können, im Getümmel, ohne Bild?«
    Abbott schwieg verblüfft.
    »Und zudem noch in meiner Begleitung, womit keiner rechnen konnte?« Green schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich sehe nur eine Möglichkeit, Sir.«
    »Welche?«
    »Sie haben Mrs. MacRae bereits hier in London beschattet!«
    Sir Ronald zog die Augenbrauen hoch. »Das wäre in der Tat … ich meine … dann hätten diese Leute wirklich eine Menge Aufwand getrieben. Hm, allerdings, Ihre Theorie klingt logisch, Dr. Green. Es könnte so gewesen sein. Nun werden aber zur Zeit in London sicher mehr Leute von anderen beschattet, als wir uns vorstellen können. Deshalb würde mich diese Tatsache als solche nicht allzu sehr beunruhigen.«
    Green nickte. »Wenn das alles so war, wie ich es eben vermutet habe, wäre ich auch nicht übertrieben beunruhigt«, meinte er in auffällig ruhigem Ton.
    Auch Abbott bemerkte den Unterton. »Das sagen Sie so bedeutungsvoll, Dr. Green. Wann wären Sie denn so richtig beunruhigt?« fragte er interessiert.
    Green sah ihn ernst an. »Wenn die Leute mich beschattet hätten, Sir Ronald!«
    Abbott musterte seinen Topagenten prüfend. »Meinen Sie das wirklich? Ich bitte Sie, das ist doch ziemlich

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